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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Saint-Amand; Saint-Amant; Saint-Ambroix; Saint-André de Cubzac; Saint Andrews; Saint-Antonin; Saint-Arnaud

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Saint-Amand - Saint-Arnaud.

breit, mit 32,2 m hohem Turm, imposant durch ihre Masse, jedoch bunt durch vielerlei daran verwendete Stilarten aus allen Perioden der englischen Architektur von den Normannen bis zur Zeit Eduards I. In der St. Michaelskirche befindet sich ein Monument des Philosophen Bacon, dessen Geburtsort S. ist. Die Herzöge von St. Albans (seit 1684) stammen von einem unehelichen Sohn Karls II. ab (vgl. Burdett). - Ein Abt des 793 zu Ehren des heil. Alban hier gestifteten Benediktinerklosters soll 948 die Stadt gegründet haben. Hier fanden zwei Schlachten zwischen den Parteien der Roten und Weißen Rose statt, die eine 21. Mai 1455, durch welche Heinrich VI. in Gefangenschaft geriet, die andre 17. Febr. 1461, durch welche seine Gemahlin Margarete von Anjou ihn aus den Händen Norfolks u. Warwicks wieder befreite. - 2) Hauptstadt der Grafschaft Franklin, im N. des nordamerikan. Staats Vermont, hat Eisenbahnwerkstätte, bedeutenden Handel mit Butter und Käse und (1880) 7193 Einw.

Saint-Amand (spr. ssängt-amang), 1) (S. les Eaux) Stadt im franz. Departement Nord, Arrondissement Valenciennes, an der Scarpe und der Eisenbahn Lille-Valenciennes (mit Abzweigung nach Tournai und Blanc-Misseron), hat (1886) 8572 Einw., Baumwollspinnerei, Fabrikation von Wirkwaren, Kabeln, Öl, Branntwein, Seife, Zucker, Porzellan, auch Schiffbau, Gerberei, Handel mit Hanf, Bauholz und Kohle, berühmte Schwefelquellen und Schlammbäder (20-25° C.) in dem 3 km entfernten La Croisette und ein Collège. - 2) (S. Mont Rond) Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Cher, am Zusammenfluß der Marmande mit dem Cher und der Eisenbahn Bourges-Montluçon, mit Collège und (1886) 7458 Einw. In der Umgebung Eisenwerke und Porzellanmanufakturen; 4 km nordöstlich der 314 m hohe Berg Belvedere, auf dessen Spitze sich ein Turm mit Adler und Inschrift zum Andenken an den Krimkrieg erhebt. - 3) Flecken in der belg. Provinz Antwerpen, Arrondissement Mecheln, an der Schelde, hat (1887) 2666 Einw., welche Essigsiederei, Gerberei, Wachskerzenfabrikation, Tuch- und Baumwollweberei etc. betreiben.

Saint-Amant (spr. ssängt-amang), Pierre Charles Fournierde, berühmter Schachspieler, geb. 12. Sept. 1800 im Schloß Latour bei Montflanquin, war nach dem Tod Labourdonnais' der bedeutendste Schachmeister Frankreichs und (bis zu seinem unglücklichen Kampf gegen Howard Staunton) ganz Europas. 1848 rettete er als Kapitän der Nationalgarde die Tuilerien vor Brand und Plünderung. 1861 zog er sich nach Schloß Hydra bei Algier zurück und starb 29. Okt. 1872 daselbst.

Saint-Ambroix (spr. ssängt-angbroá), Stadt im franz. Departement Gard, Arrondissement Alais, an der Cèze und der Eisenbahn Teil-Alais, hat ein reformiertes Konsistorium, Seidenspinnerei, Zinkgießerei, Gerberei und (1881) 2944 Einw.

Saint-André de Cubzac (spr. ssängt-angdré d'kübsáck), Stadt im franz. Departement Gironde, Arrondissement Bordeaux, nahe der Dordogne, an der Eisenbahn Cavignac-Cubzac, mit geistlichem Kollegium, Metallgießerei, Maschinenfabrikation, einem neuen Schloß und (1881) 1809 Einw.

Saint Andrews (spr. ssent ändrus), 1) Universitäts- und Seestadt in der schott. Grafschaft Fife, an der kleinen Bucht gleiches Namens hoch und malerisch gelegen, mit (1881) 6458 Einw., war lange der erzbischöfliche Sitz von Schottland, woran noch viele Ruinen kirchlicher Gebäude erinnern. Die dortige Kathedrale (1160-1318 erbaut) galt lange als eine der herrlichsten Kirchen der Christenheit, bis sie protestantische Zeloten 1559 in eine Ruine verwandelten. Neben ihr stehen die Ruinen der 1127-44 erbauten Kirche des heil. Regulus, des angeblichen Gründers der Stadt, der hier im 9. Jahrh. mit einigen Knochen des heil. Andreas landete und ein Kloster stiftete. Die Trümmer der erzbischöflichen Residenz auf einem die Wogen überhängenden, schroffen Felsen am Meer dienen jetzt den Schiffern als Landmarke. Domkapitel und Abtei hatten fürstliche Einkünfte. Die hiesige Universität (gegründet 1410) ist die älteste in Schottland und eine der ältesten im nördlichen Europa. Sie besteht aus dem United College und dem theologischen St. Mary's College, hat 15 Professoren und etwa 200 Studenten. In der Universitätskirche (College Church, 1458 gegründet) predigte John Knox. Unter den andern Lehranstalten ist das 1833 von Bell mit einem Kapital von 1,200,000 Mk. gestiftete Madras College die bedeutendste. Der Hafen der Stadt ist schwer zugänglich und wird nur von Küstenfahrern und Fischern besucht. Der Verkehr der Stadt ist gering. Vor der Reformation war S. eine Handelsstadt mit bedeutendem Verkehr; später litt es heftig unter den kirchlich-bürgerlichen Stürmen, da es kirchlicher Mittelpunkt von Schottland und Hauptbollwerk der katholischen Partei wurde. Hier starben die schottischen Reformatoren Patrick Hamilton (1527) und Wishart (1545) den Märtyrertod. - 2) Stadt in der britisch-nordamerikan. Provinz Neubraunschweig, bei der Mündung des St. Croix in die Passamaquoddybai, hat lebhaften Holzhandel, Fischerei und (1881) 2000 Einw. - 3) Hafenstadt im nordamerikan. Staat Florida, an geräumiger Bai am Golf von Mexiko gelegen, mit (1880) 1500 Einw.

Saint-Antonin (spr. ssängt-angtonäng), Stadt im franz. Departement Tarn-et-Garonne, Arrondissement Montauban, am Aveyron und der Eisenbahn Capdenac-Montauban, hat ein interessantes Stadthaus (12. Jahrh.), Schwefel- und Eisenquellen, Weinbau, viele Gerbereien, Fabrikation von Wollzeug und Papier, Handel mit Trüffeln etc. und (1881) 2378 Einw.

Saint-Arnaud (spr. ssängt-arnoh), Jacques Leroy de, Marschall von Frankreich, geb. 20. Aug. 1796 zu Bordeaux als Sohn eines Advokaten, trat 1815 als exaltierter Royalist in die Leibgarde Ludwigs XVIII., schied aber 1822 aus dem französischen Heer aus, um am griechischen Freiheitskampf teilzunehmen, und ward erst 1831 wieder in den französischen Dienst aufgenommen. Dem Marschall Bugeaud als Ordonnanzoffizier beigegeben, geleitete er 1832 die Herzogin von Berri nach Palermo und ward 1837 zur Fremdenlegion nach Afrika versetzt. Hier erwarb er sich den Ruf eines tapfern, umsichtigen und wohlunterrichteten, aber auch zu Gewaltthaten und Erpressungen geneigten Offiziers, ward in demselben Jahr Kapitän, 1840 Bataillonschef, 1844 Oberst und Kommandeur der Subdivision Orléansville und 1847 Brigadegeneral. Bei Ausbruch der Februarrevolution 1848 zufällig auf Urlaub in Paris anwesend, erhielt er das Kommando einer Brigade, mit der er erfolgreich gegen die Barrikaden kämpfte. Nach seiner Rückkehr nach Afrika erhielt er dann 1850 das Kommando der Provinz Konstantine. Abenteuerlustig und arg verschuldet, hoffte S. durch den Prinz-Präsidenten Napoleon emporzukommen, schloß sich daher diesem eng an und wurde 1851 mit dem Kommando der zweiten Division der Armee von Paris betraut und 26. Okt. 1851 zum Kriegsminister ernannt. Mit Energie und großer Umsicht leitete S.