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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Saint-Loup; Saint-Macaire; Saint-Maixent; Saint-Malo; Saint-Mandé; Saint-Marcellin; Saint-Marc Girardin

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Saint-Loup - Saint-Marc Girardin.

räume dicht bei S. Für öffentliche Unterhaltung sorgen vier größere Theater, worunter auch ein deutsches Opernhaus im Apollogarten, zahlreiche Biergärten und reich ausgestattete Klubs, von denen Germania und University die vornehmsten sind. S. ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls. - An der Stelle des heutigen S. wurde 15. Febr. 1764 von dem Franzosen Pierre Laclède die erste Blockhütte erbaut, um die dann mehrere kleine Gebäude entstanden; der Ort erhielt zu Ehren des Königs Ludwig XV. seinen Namen, blieb aber lange Zeit ein isolierter, fast nur von französischen Kreolen bewohnter Handelsposten. Nachdem sich dort noch einige Pelzhändler niedergelassen hatten, wurde 1768 der Ort mit dem übrigen Gebiet Louisiana, wozu damals Missouri gehörte, den Spaniern überlassen. 1800 kam dies Gebiet wieder an Frankreich zurück und wurde dann 1803 von Bonaparte an die Vereinigten Staaten abgetreten. Von dieser Zeit an hoben sich der Handel und die Bedeutung der Stadt, welche 1822 zur City erhoben wurde. Vgl. Scharf, History of S. city and county (Philad. 1883, 2 Bde.). - 2) (spr. ssäng-lui) Hauptstadt der franz. Kolonie Senegal in Westafrika, an der Mündung des Senegal in den Atlantischen Ozean, auf einer 2 km langen, nur 34 Hektar großen Insel, welche vom Meer durch eine lange, schmale Landzunge geschieden ist, mit (1885) 16,682 Einw., ist sehr regelmäßig gebaut und hat einen Palast des Gouverneurs, Regierungsgebäude, Hospital, Kasernen, Warenlager in dem europäischen Teil, an den sich die Hütten der Neger anschließen. Mit der erwähnten Halbinsel ist es durch drei feste Brücken, mit dem östlichen Bouëtville (gleichfalls auf einer Insel), dem Ausgang der Eisenbahn nach dem Innern, durch eine Schiffbrücke verbunden. Kleine Forts decken die ganz offene Stadt nach der Landseite zu. Die Stadt hat mangelhafte Wasserversorgung, der seit kurzem durch eine Wasserleitung einigermaßen abgeholfen ist, und ein sehr ungesundes Klima. Mittlere Jahrestemperatur ist 24,75° C. Die Mündung des Senegal ist durch eine Barre verstopft, daher nur Schiffe geringern Tiefganges einlaufen können; auch verändert sich diese Barre fortwährend, ist daher sehr gefährlich. Es liefen 1883 ein und aus 423 Schiffe von 94,567 Ton., der Wert des Handelsverkehrs betrug 22,9 Mill. Frank, davon 22,3 Mill. mit Frankreich und dessen Kolonien. Hauptausfuhrartikel sind Gummi und Erdnüsse.

Saint-Loup (spr. fsäng-luh), Louise de, Pseudonym, s. Villemessant.

Saint-Macaire (spr. ssäng-makähr), Stadt im franz. Departement Gironde, Arrondissement La Réole, an der Garonne und an der Eisenbahn Bordeaux-Toulouse, mit alten Befestigungsmauern, einer romanischen Kirche aus dem 12. Jahrh. und (1881) 2023 Einw.

Saint-Maixent (spr. ssäng-mäkssang oder -mäßang), alte Stadt im franz. Departement Deux-Sèvres, Arrondissement Niort, an der Sèvre Niortaise und an der Eisenbahn Poitiers-Niort, hat eine gotische Kirche, Fabriken für Tuch, Strumpfwaren, Hüte, Papier etc., Getreidehandel und (1886) 5565 Einw.

Saint-Malo (spr. ssäng-), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Ille-et-Vilaine, Festung zweiten Ranges, liegt an der Mündung der Rance auf einem ins Meer vorspringenden Felsen, welcher durch einen jetzt beträchtlich verbreiterten, mit Häusern bedeckten Damm (Sillon) mit dem Festland verbunden ist, und steht mit Rennes in Eisenbahnverbindung. Der alte, sichere, aber schwer zugängliche Hafen ist in neuester Zeit durch ein Hafenbecken ersetzt worden, das sich an die Anse des Bas Sablons anschließt, eine Bucht, welche S. von dem nahen St.-Servan trennt, mit dem es an der Landseite immer mehr verwächst. Die Stadt ist durch mehrere auf den vorliegenden Felseneilanden gelegene Forts geschützt, von alten Festungsmauern umgeben, welche auch als Promenade dienen und eine schöne Aussicht gewähren, und hat enge Straßen mit hohen Häusern. Bemerkenswerte Gebäude sind: die Kathedrale (teilweise ins 12. Jahrh. zurückreichend), das Schloß aus dem 15. Jahrh. (jetzt Kaserne) am äußersten Punkte des Dammes, mit vier flankierenden Türmen, und das Stadthaus. S. hat (1886) 8981 Einw., welche Schiffbau, Seilerei, Fabrikation von Ketten, Schiffszwieback, Gerberei, Branntweinbrennerei, lebhaften Handel, Austernzucht und Fischerei sowie Schiffahrt betreiben. Der Schiffsverkehr des Hafens hat übrigens gegen früher wesentlich abgenommen. Im Mittelalter und bis ins 18. Jahrh. waren die Malains als Großfischer, Seefahrer, Entdecker und Piraten berühmt und reich. Jetzt senden sie nur etwa 30 kleine Fahrzeuge von zusammen 4500 Ton. nach Neufundland auf den Stockfischfang und bringen namentlich die Erzeugnisse der Provinz nach England hinüber. 1886 sind im Hafen 996 Schiffe, mit 171,143 T. beladen, ein- und 774 Schiffe, mit 124,693 T. beladen, ausgelaufen. Die Haupthandelsartikel sind in der Einfuhr: Steinkohle, Bauholz, Stockfisch, Salz, Phosphat, Wein u. Branntwein; in der Ausfuhr: Vieh, Geflügel, Eier, Butter, Getreide, Obst, Cider, Tabak. Die Stadt hat ein Handelsgericht, ein Kommunalcollège, eine hydrographische Schule, eine Bibliothek von 10,000 Bänden, ein Museum, eine Ackerbau- und Handelskammer, eine Warenbörse, besuchte Seebäder und ist Sitz mehrerer Konsulate (darunter auch eines deutschen). - Die Stadt wurde im 8. Jahrh. von Einwohnern von Aletum (dem heutigen St.-Servan), welches den Angriffen der Seeräuber fortwährend ausgesetzt war, gegründet und nach ihrem Bischof S. genannt. Am 29. Nov. 1693 wurde die Stadt durch die Engländer bombardiert und dann durch einen Brander, welcher 200 Fässer Pulver, 400 Bomben, Eisenstangen, Ketten etc. enthielt, teilweise zerstört. Sie war der Sitz der französischen Indischen Kompanie und bereicherte sich dadurch beträchtlich. S. ist Geburtsort von Cartier, Maupertuis, Chateaubriand (welcher hier auf der Felseninsel Grand Bé begraben liegt), Duguay-Trouin, Lamennais, Labourdonnaye, Lamettrie und Broussais.

Saint-Mandé (spr. ssäng-mangdé), Dorf im franz. Departement Seine, Arrondissement Sceaux, östlicher Villenvorort von Paris, zwischen der Enceinte und dem Wald von Vincennes an der Eisenbahn und dem Tramway Paris-Vincennes gelegen, mit Fabriken für Chemikalien etc. und (1886) 9865 Einw. Dabei der kleine See von S.

Saint-Marcellin (spr. ssäng-marsselläng), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Isère, an der Eisenbahn Valence-Grenoble, mit Collège, Weinbau, Seidenzucht, Fabrikation von Käse, Likör und (1886) 2820 Einw.

Saint-Marc Girardin (spr. ssäng-mar schirardäng), François Auguste, franz. Publizist, geb. 12. Febr. 1801 zu Paris, studierte daselbst die Rechtswissenschaft, wurde 1826 Lehrer am Collège Louis le Grand, errang 1828 zusammen mit Philarète Chasles durch seine Schrift "Tableau de la littérature française au XVI. siècle" (neue erweiterte Ausg. 1862 u. öfter) von der Akademie den ersten Preis, beteiligte sich an der Redaktion der "Débats" und unternahm 1830 zu seiner weitern Ausbildung Reisen nach Italien und