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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Saint-Maximin - Saintonge.

Redouten la Gravelle und la Faisanderie. - 2) Landstädtchen im schweizer. Kanton Wallis, am Rhône und im Knotenpunkt der von Lausanne kommenden Eisenbahn und der Linie Bouveret-Brieg, hat eine Augustinerabtei, die ihren Namen von dem Märtyrer, dem heil. Mauritius (gest. 285), trägt und zur Merowingerzeit als Agaunum eins der berühmtesten Klöster des Abendlandes war, nebst drei andern Klöstern und (1880) 1631 Einw. Der Ort liegt so in die (befestigte) Thalenge des Rhône eingeklemmt, daß es sprichwörtlich ist, sein Thor schließe das Wallis.

Saint-Maximin (spr. ssäng-mackssimäng), Stadt im franz. Departement Var, Arrondissement Brignoles, an der Eisenbahn Gardanne-Carnoules, hat eine gotische Kirche (13.-15. Jahrh.), Fabrikation von Wollenstoffen, Branntwein und Schokolade, Seidenspinnerei, wichtige Märkte und (1881) 2879 Einw.

Saint Michael's Mount (spr. ssent meikels maunt), kleine, 60 m hohe Granitinsel in der Mountsbai, an der Südwestküste der engl. Grafschaft Cornwall, mit dem Festland durch eine 360 m lange Chaussee verbunden, die bei der Flut unter Wasser steht; S. wird von einem Schloß gekrönt und war früher besuchter Wallfahrtsort.

Saint-Michel (spr. ssäng-mischäl), Bai von, die vom Kanal La Manche an der Küste der franz. Departements Ille-et-Vilaine und Manche gebildete, zwischen Cancale und Granville tief in das Land einschneidende Bucht, welche nach dem isolierten Felsen Mont Saint-Michel (s. d., mit ehemaliger Benediktinerabtei) benannt, bei Ebbe fast ganz trocken und überhaupt erst in historischer Zeit durch Einbruch des Meers entstanden ist.

Saint-Mihiel (spr. ssäng-miäl), Stadt im franz. Departement Maas, Arrondissement Commercy, an der Maas und der Eisenbahn Lérouville-Sedan, hat 2 Kirchen mit schönen Skulpturen des zu S. gebornen Bildhauers Ligier-Richier, ein Collège, eine Bibliothek (13,500 Bände), Fabrikation von Strumpfwaren und Spitzen, berühmte Forellenfischerei und (1886) 4878 Einw. Neuerdings ist S. durch Anlegung einer starken Citadelle und dreier Forts in der Nähe zum wichtigsten Platz der Maaslinie zwischen Verdun und Toul gemacht worden.

Saint-Nazaire (spr. ssäng-nazähr), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Niederloire, an der Nordseite der Loiremündung und an der Eisenbahn Nantes-S.-le Croisic gelegen, zerfällt in den kleinen, alten, düstern Stadtteil und die aus hohen und schönen Häusern bestehende Neustadt, welche sich in regelmäßigen, breiten Straßen längs der Docks und Lagerhäuser hinzieht. Die Stadt hat Seebäder, Schiffswerften, Salinen, eine hydrographische Schule und (1886) 20,182 Einw. Der Hafen von S. hat seit Ausführung der großen Bassins als Vorhafen von Nantes und als Entrepothafen für das ganze Loiregebiet hohe Bedeutung gewonnen. Er ist durch vier Leuchttürme bezeichnet und besteht aus zwei Bassins, von welchen das 1845-56 ausgeführte eine Fläche von 10½, das später hinzugekommene, mit Trockendocks versehene zweite Bassin eine Fläche von 20 Hektar bedeckt. S. ist hauptsächlich Ausgangspunkt der transatlantischen Dampferlinien. Der Schiffsverkehr ist in stetem Aufschwung begriffen und betrug 1886: 974 beladen eingelaufene Schiffe mit 576,649 Ton. und 437 beladen ausgelaufene Schiffe mit 176,624 T. Auf den Auslandsverkehr (hauptsächlich mit England, Spanien, Mexiko und Neugranada) kamen im Ein- und Auslauf 657,231, auf den Küstenverkehr 96,042 T. Die durch die Schiffahrt vermittelte Warenbewegung belief sich im ganzen auf 877,781 T. Beim Zollamt von S. kamen Importwaren im Wert von 53,0 und Exportwaren im Wert von 75,1 Mill. Frank zur Behandlung. Die Hauptartikel sind in der Einfuhr: Steinkohle, Getreide, Reis, Eisen und Stahl, Blei, Holz, Tabak, Baumwollwaren; in der Ausfuhr: zubereitete Fische, Wein, Eier, Leder- und Baumwollwaren, Kleider und Wäsche, Branntwein, Spielwaren. S. ist Sitz mehrerer Konsulate (darunter auch eines deutschen). In neuerer Zeit ist die Loiremündung bei S. durch drei Forts gedeckt worden.

Saint-Nectaire (spr. ssäng-nektähr), Dorf im franz. Departement Puy de Dôme, Arrondissement Issoire, in der Berggruppe des Mont Dore, mit (1881) 1302 Einw., Mineralquellen von 23-44° C. Temperatur und 3 Badeetablissements.

Saint Neots (spr. ssent nih-otts oder notts), Marktstadt in Huntingdonshire (England), an der Ouse, mit schöner Kirche und (1881) 4261 Einw.

Saint-Nicolas (spr. ssäng-nikolá), 1) (S. du Port) Stadt im franz. Departement Meurthe-et-Moselle, Arrondissement Nancy), an der Meurthe u. am Marne-Rheinkanal gelegen, hat Baumwoll- und Schafwollspinnerei, Fabrikation von Web- und Wirkwaren, Stickerei etc., eine Saline und (1886) 4668 Einw. - 2) Hauptstadt eines Arrondissements in der belg. Provinz Ostflandern, Knotenpunkt an der Eisenbahn Gent-Antwerpen, hat eine schöne Hauptkirche, ein geistliches Seminar, eine höhere Knabenschule und ein Lehrerseminar, Fabriken für Nähnadeln und Spitzen, Woll- und Baumwollmanufakturen, Wollspinnerei, Töpferei, Ziegelei, blühenden Handel mit Getreide, Flachs, Kleesamen und Leinwand und (1888) 27,572 Einw. S. ist der Hauptort des Landes Waes (s. d.).

Saint-Omer (spr. ssängt-omähr), Arrondissementshauptstadt und Kriegsplatz zweiten Ranges im franz. Departement Pas de Calais, an der Mündung des Kanals Neuffossé in die schiffbare Aa und an den Eisenbahnen von Lille und Arras nach Calais und Boulogne gelegen, ist gut gebaut, hat 2 Vorstädte, Haut Pont und Lyzel, eine schöne gotische Kathedrale, Notre Dame (im 11.- 16. Jahrh. erbaut), mit bemerkenswerten Skulpturen und eine in Ruinen liegende alte Abtei, St.-Bertin. S. zählt (1886) 17,288 Einw., welche namentlich Garn, Tuch, Battist, Tüll, Musselin, Stickereien und Pfeifen fabrizieren und damit sowie mit Getreide, Gemüse, Eiern und Geflügel Handel treiben. Die Stadt ist Sitz eines Assisenhofs und eines Handelsgerichts, hat ein Lyceum, ein geistliches Kollegium, eine Gewerbe- und Kunstschule, eine Bibliothek von 15,000 Bänden, ein Museum, eine Ackerbau- und eine Handelskammer. - Die Stadt bildete sich um die Abtei Sithieu (St.-Bertin) und ward seit dem 10. Jahrh. nach ihrem Gründer, dem heil. Omer (Audomari fanum), benannt. 1071 erlitten Graf Arnulf III. von Flandern und König Philipp I. von Frankreich hier eine Niederlage durch Robert den Friesen. Die Stadt gehörte zur Grafschaft Artois und mit dieser zu Burgund, seit 1493 zu den Niederlanden. Die Franzosen belagerten sie 1629 vergeblich; aber 1677 eroberte sie der Herzog von Orléans, und im Frieden von Nimwegen 1678 wurde sie an Frankreich abgetreten.

Saintonge (spr. ssängtóngsch), ehemalige franz. Provinz am Atlantischen Ozean, bildet jetzt hauptsächlich das Departement Niedercharente; Hauptstadt war Saintes. Mit dem Herzogtum Guienne vereinigt, fiel S. mit diesem durch Eleonore 1152 an England und ward erst von Karl V. wieder zu Frankreich gebracht.