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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Salernes; Salérno; Sales; Salesianerinnen; Salève

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Salernes - Salève.

die geteilten Knollen (früher Radix Palmae Christi) von Orchis maculata latifolia und Gymnadenia conopsea. Die runden Knollen sind nach dem Trocknen höchstens 3 cm lang und 2 g schwer, sehr unregelmäßig gestaltet, hart, spröde, gelblichgrau, riechen schwach aromatisch, schmecken indifferent fade, enthalten 27 Proz. Stärkemehl, 48 Proz. Bassorin, 1 Proz. Zucker, 5 Proz. Eiweiß, 2 Proz. Mineralbestandteile etc. Gepulvert geben sie mit dem 40-50fachen Gewicht kochenden Wassers eine steife Gallerte. S. galt im orientalischen Altertum im Hinblick auf die Gestalt der beiden rundlichen, nebeneinander sitzenden Knollen als ein wirksames Mittel zur Wiedererlangung der Zeugungskraft, Theophrast und Dioskorides schrieben ihm große Nährkraft zu, die er offenbar nicht besitzt. Durch die Araber kamen vermutlich persische und andre orientalische Salepknollen nach Europa, doch benutzte man hier im Mittelalter auch die Knollen heimischer Orchideen. In Deutschland liefern besonders der Taunus, der Westerwald, die Rhön und der Odenwald S., außerdem kommt viel aus Frankreich, den meisten S. aber liefert Smyrna; man benutzt ihn bei uns hauptsächlich nur noch als Hausmittel bei Durchfällen, zur Ernährung herabgekommener Kinder etc.; arzneiliche Wirkung besitzt er nicht. In Griechenland und der Türkei dient Salepschleim mit Honig als tägliches Morgengetränk. Westindischer S., s. v. w. westindisches Arrowroot.

Salernes (spr. ssalérn), Stadt im franz. Departement Var, Arrondissement Draguignan, an der Bresque, mit Fayencefabrikation, Oliven- und Feigenbau, Handel mit vorzüglichem Wein (von hochroter Farbe) und (1881) 2580 Einw.

Salérno, Provinz in der ital. Landschaft Campania, entspricht der ehemaligen neapolitanischen Provinz Principato citeriore, grenzt südwestlich an das Tyrrhenische Meer, westlich an die Provinz Neapel, nördlich an Caserta und Avellino und östlich an Potenza und hat einen Flächenraum von 5506, nach Strelbitsky 5071 qkm (92,1 QM.). Das Land ist größtenteils gebirgig und von den Verzweigungen der Apenninen erfüllt; eben ist nur der Küstenstrich längs des Meers, doch finden sich hier auch ungesunde sumpfige Strecken. Von Flüssen enthält die Provinz den Sele mit dem Calore, den Tusciano, Alento und zahlreiche kleinere Flüsse. Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 550,157. Produkte sind: Weizen (1886: 1,173,000 hl), Mais (436,100 hl), Wein (513,800 hl, besonders im Landstrich Cilento), Flachs, Hanf, Baumwolle, Hülsenfrüchte, Oliven, Feigen und andres Obst, dann Holz. Außerdem hat die Provinz viel Schafe und Ziegen, weniger Rindvieh (auch Büffel), großen Fischreichtum an den Küsten und mehrere Mineralquellen. Handel und Industrie sind ziemlich lebhaft. Insbesondere hat die Baumwollspinnerei sowie die -Weberei und -Druckerei (zu Nocera, Angri, Scafati, Sarno, Cava und Bietri) bedeutenden Aufschwung genommen. Außerdem enthält die Provinz Fabriken für Hüte, Glas, Papier, Leder, Eisen- und Kupfergußwaren und Seidenfilanden. An Verkehrswegen besitzt die Provinz die Eisenbahnlinie von Neapel über Salerno und Metaponto nach Reggio mit Abzweigung Battipaglia-Agropoli. Administrativ zerfällt sie in die vier Kreise Campagna, Sala Consilina, S. und Vallo della Lucania.

Die gleichnamige Hauptstadt liegt am Nordende des nach ihr benannten reizenden Golfs des Mittelländischen Meers, welcher durch die Landspitze Campanella im NW. von dem Golf von Neapel getrennt wird, und an der oben genannten Eisenbahn. Die schönste Straße ist der Corso Garibaldi am Gestade, mit dem Denkmal des Carlo Pisacana (Opfer der Freiheitsbestrebungen 1857), das hervorragendste Gebäude die Kathedrale San Matteo (von Robert Guiscard 1076 begonnen, 1084 eingeweiht) mit großem Vorhof, drei Portalen (das mittlere mit interessanter Erzthür), im Innern mit zwei schönen Ambonen, alten Mosaiken, einer wertvollen Elfenbeintafel, den Grabmälern von Gregor VII., Margarete von Durazzo (Gemahlin König Karls III. von Neapel) u. a. Außerdem sind bemerkenswert: die Kirche San Domenico, das erzbischöfliche Stallgebäude, der Palazzo Sanseverini, das hübsche Theater, die 1320 erbaute großartige Wasserleitung und die Ruinen des hoch gelegenen alten Kastells. S. zählt (1881) 22,328 Einw., welche bedeutende Baumwollindustrie und lebhaften Handel betreiben. Im Hafen von S., welcher der Versandung ausgesetzt ist, sind 1886: 264 Schiffe mit 38,963 Ton. eingelaufen; der Warenimport belief sich auf 46,171 T. Die 1150 gestiftete, 1817 aber aufgehobene Universität von S., im Mittelalter namentlich wegen ihrer medizinischen Lehranstalt (Schola Salernitana) hochberühmt, ist als Pflanzschule aller medizinischen Fakultäten zu betrachten, verlor aber schon im 14. Jahrh. viel von ihrem Ruhm und wurde dann allmählich durch die medizinischen Schulen von Bologna und Paris vollständig verdunkelt. S. hat ein Lycealgymnasium mit Nationalkonvikt, eine Bibliothek, technische Schule, ein Seminar, zahlreiche Wohlthätigkeitsanstalten und Stiftungen und eine Filiale der Nationalbank. Es ist Sitz des Präfekten, eines Erzbischofs, einer Handelskammer und mehrerer Konsulate fremder Staaten. - S., im Altertum Salernum am Sinus Paestanus, befand sich noch während des zweiten Samniterkriegs in den Händen der Samniter, wurde dann römische Kolonie, kam nach dem Sturz des römischen Reichs unter die Herrschaft der langobardischen Herzöge von Benevent und ward 848 zu einem eignen Fürstentum erhoben, das als Lehen vom deutschen Kaiser abhing, aber zuzeiten, durch die Sarazenen bedrängt, sich auch unter den Schutz der griechischen Kaiser begab. Der letzte der langobardischen Fürsten von S. war Gisulf, der von seinem Schwager, dem Normannenfürsten Robert Guiscard, der Herrschaft beraubt ward, wodurch S. in den Besitz der normännischen Fürsten kam.

Sales (spr. ssal), Franz von, Stifter des Ordens der Heimsuchung, geboren im August 1567 auf dem Schlosse S. bei Annecy, studierte in Paris die Rechte, widmete sich dann aber gegen den Wunsch der Eltern 1591 dem geistlichen Stand, ward 1599 Koadjutor zu Annecy und 1602 Bischof von Genf. Mit Unterstützung der Frau v. Chantal (s. d.) stiftete er 1618 den Orden der nach ihm benannten Salesianerinnen (s. Heimsuchungsorden 1) und starb 1622 in Lyon. Alexander VII. sprach ihn 1665 heilig und bestimmte den 29. Januar zu seinem Gedächtnistag. Pius IX. erklärte ihn 1877 zum 19. Doktor der allgemeinen Kirche. Die "Oeuvres complètes", unter welchen besonders das Andachtsbuch "Philothea" (deutsch z. B. Freiburg 1876) Verbreitung gefunden hat, erschienen in vielen Ausgaben, am vollständigsten von Migne (Par. 1861-64, 9 Bde.) und in Bar le Duc (1865, 10 Bde.). Sein Leben beschrieben unter andern Clarus (2. Aufl., Regensb. 1887) und die Franzosen Hamon (5. Aufl., Par. 1867, 2 Bde.), Pérennès (3. Aufl., das. 1879, 2 Bde.).

Salesianerinnen, s. Heimsuchungsorden 1).

Salève (spr. ssalähw), Bergrücken im franz. Departement Obersavoyen, an der Grenze des schweizerischen