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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Samenkanälchen; Samenknospe

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Samenkanälchen - Samenknospe.

und Gartenbohnen und kann wegen ihrer allgemeinen Verbreitung noch schädlicher werden. Am verbreitetsten ist der gemeine S. (B. granarius Paykull), dessen Larve in wilden Wickenarten, in der Futterwicke und der Pferdebohne lebt. S. Tafel "Käfer".

Samenkanälchen, s. Hode.

Samenknospe (Eichen, Ovulum, Gemmula), bei den Phanerogamen das weibliche Organ, in welchem die zu befruchtende Eizelle sich befindet, ihre Befruchtung empfängt und zum Embryo sich ausbildet, wodurch die S. zum Samen wird. Sie entspricht dem Makrosporangium der Gefäßkryptogamen und enthält eine der Makrospore derselben gleichwertige Zelle, den Embryosack (s. d.), in welchem der eigentliche Geschlechtsapparat in einer mehr oder weniger an die niedern Pflanzen erinnernden Form zur Entwickelung kommt. Bei den Koniferen und Cykadeen steht sie nackt auf einem Achsen- oder Blattorgan, weshalb diese Pflanzen Gymnospermen genannt werden; bei allen übrigen Phanerogamen, den Angiospermen, sind die Samenknospen in einem Fruchtknoten (s. Blüte, S. 68 f.) eingeschlossen. Sie erscheinen hier als ziemlich kleine, mit unbewaffnetem Auge eben noch erkennbare, knospenartige Körperchen. An ihnen sind folgende Teile zu unterscheiden: 1) Der Nabelstrang oder Knospenträger (funiculus) ist ein meist deutlich entwickelter, bald langer, bald kurzer Stiel (f in Fig. 1), mit welchem die S. an der Placenta befestigt ist, aus welcher meist ein kleines Gefäßbündel in den Nabelstrang eintritt und bis an dessen oberes Ende verläuft. 2) Der Knospenkern (Eikern oder Kern, nucellus, nc in Fig. 1) ist der Hauptteil der S., in welchen der Nabelstrang sich fortsetzt, und dessen Übergangszelle in den letztern Knospengrund oder Hagelfleck (chalaza, ch in Fig. 1) genannt wird. Der Eikern wird meistens umgeben 3) von der Eihülle (integumentum), welche als ein ringförmiger Wulst um den Knospengrund sich erhebt und um den Kern bis an dessen Spitze emporwächst, die letztere jedoch freiläßt, dort den Keimmund (micropyle, m in Fig. 1) bildend. Bei vielen Pflanzen entsteht nach dem ersten Integument (ii in Fig. 1) am Grunde desselben noch ein zweites äußeres (ie in Fig. 1), welches jenes überwächst; selten fehlt die Eihülle ganz. In ihren Richtungsverhältnissen zeigen die Samenknospen folgende wichtige, für die einzelnen Pflanzenfamilien charakteristische Verschiedenheiten: 1) gerade oder atrop oder orthotrop (Fig. 1 A) heißt die S., wenn der Nabelstrang, die Chalaza und der Keimmund in einer geraden Linie übereinander liegen, der letztere also der Placenta abgewendet ist (z. B. bei den Polygoneen und Piperaceen); 2) krummläufig, kampylotrop oder amphitrop (Fig. 1 C) ist diejenige S., bei welcher der Kern samt der Eihülle selbst gekrümmt ist, so daß die Mikropyle zur Seite gewendet und in die Nähe der Chalaza zu liegen kommt (z. B. bei den Karyophylleen, Chenopodiaceen, Gramineen); 3) gegenläufige oder anatrope S. (Fig. 1 B) ist die am häufigsten vorkommende Form, bei welcher der Kern samt den Hüllen an der Chalaza zurückgekrümmt ist, so daß er an der einen Seite mit dem Nabelstrang verwächst, wodurch die Naht (raphe, r in Fig. 1 B) gebildet wird, und daß die Mikropyle am untern Ende des Funiculus in der Nähe der Placenta liegt, die Chalaza aber der letztern abgewendet ist. Außerdem heißt die S. ohne Rücksicht auf diese Richtungsverhältnisse aufrecht (ovulum erectum), wenn sie im Grunde der Fruchtknotenhöhle oder des Fruchtknotenfachs befestigt ist, hängend (ovulum pendulum), wenn sie im obern Teil dieser Höhlen sitzt und abwärts hängt. Bei gegen- und krummläufigen Samenknospen kommt endlich in Betracht, ob die Umwendung oder Krümmung des Eikörpers dem Grunde, der Spitze oder den Flanken des Fruchtknotens zugekehrt ist, wonach apotrope, epitrope und pleurotrope Samenknospen unterschieden werden. Die Samenknospen werden als kleinzellige Gewebekörper angelegt, deren wesentlicher Teil der Embryosack (Fig. 1) ist. Die der Befruchtung vorausgehenden Vorgänge im Innern desselben sind bei Gymnospermen und Angiospermen insofern verschieden, als bei erstern der Embryosack in seinem Innern einen dem Vorkeim (Prothallium) der Gefäßkryptogamen gleichwertigen, mit echten Archegonien (früher corpuscula genannt) ausgestatteten Zellkörper herstellt, während bei den Angiospermen Vorkeim und Archegonien nur in reduzierter Form als Eiapparat und Gegenfüßlerinnen (s. Embryosack) auftreten. Der Embryosack der Angiospermen enthält vor der Befruchtung am vordern Ende den Eiapparat, welcher aus Gehilfinnenzellen und eigentlicher Eizelle besteht, am hintern Ende die Gegenfüßlerzellen (Fig. 2 u. 3); zwischen beiden liegt der sekundäre Embryosackkern. Nach der

^[Abb.: Fig. 1. Samenknospen im Durchschnitt. A orthotrope, B anatrope, C kampylotrope. - Fig. 2. Längsschnitt durch den Nucellus von Myosurus, den Embryosack (in der Befruchtung). - Fig. 3. Embryosack von Myosurus (nach der Befruchtung).]