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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Scävola - Schaben.

und Kunstschätze war sein Haus auf dem Palatin, daher Mazois seine Untersuchungen über das römische Haus "Palais de S." (1819, 3. Aufl. 1860) nannte.

Scävola, röm. Beiname, s. Mucius.

Sceaux (spr. ssoh), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Seine, 10 km südlich von Paris und durch Eisenbahn damit verbunden, hat ein altes Schloß mit Park (besuchter Vergnügungsort der Pariser), schöne Villen, mancherlei Industrie und (1886) 3173 Einw. S. war 19. Sept. 1870, während sich die Zernierung von Paris vollzog, der Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen den Ausfalltruppen des Generals Ducrot und den Deutschen, die schließlich jene in die Stadt Paris zurückwarfen.

Scelerat (lat.), Verbrecher, Bösewicht.

Scemando (ital., spr. sche-), s. v. w. Diminuendo.

Scene (lat.), s. Szene.

Scepter (griech.), s. Zepter.

Scesaplana (spr. sche-), höchster Punkt des Gebirgszugs Rätikon der Vorarlberger Alpen, an der Grenze von Vorarlberg, Liechtenstein und der Schweiz, 2968 m hoch, wegen der herrlichen Aussicht vielbesucht. Östlich davon der romantische, 2 km lange Lüner See (1925 m) mit Alpenvereinshütte (Douglashütte).

Sch, sch, deutsche Bezeichnung desjenigen dentalen Reibelauts, welcher entsteht, wenn man die bei der Aussprache des s in Anwendung kommende Artikulation etwas weiter nach rückwärts an der Zunge verlegt und das so entstehende Geräusch zugleich durch die Lippen etwas modifiziert. Übrigens zerfällt das sch in die nämlichen Unterarten wie das s (s. d., S. 109) und wird wie letzteres in Mittel- und Süddeutschland nur dorsal, in Norddeutschland auch alveolar ausgesprochen. Es zerfällt ferner auch in ein tonloses oder hartes und in ein tönendes oder weiches sch; letzteres wird jedoch in Deutschland nur in Fremdwörtern, wie Kourage, Blamage, und auch hier meist nur in der norddeutschen Aussprache, gehört. Die Entstehung der Zeichengruppe sch erklärt sich daraus, daß dieselbe in alter Zeit einen Doppellaut repräsentierte, s-ch oder s-k, wie er noch jetzt im westfälischen s-chön, im englischen s-chool (spr. skul) vernommen wird. Der Laut unsers sch gewann dann allgemeinere Verbreitung und wird jetzt selbst in solchen Wörtern gesprochen, wo die Schrift noch das s festhält, z. B. Stein, spielen, sprich Schtein, schpielen; nur mundartlich wird hier das s noch festgehalten, z. B. in Hannover. Im Französischen wird das tonlose sch durch ch, das tönende durch j, g (vor i, e), im Englischen wird das tonlose sch in der Regel durch sh, im Italienischen durch sc (vor i, e), im Polnischen das tonlose sch durch sz, das tönende durch z ausgedrückt; das tönende sch liegt auch in dem englischen und italienischen Doppellaut dsch (englisch j, g vor e, i; italienisch g oder gg vor e, i) vor. Auch die slawischen Sprachen haben beide Laute und besondere Bezeichnungen dafür.

Sch., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Ch. Jos. Schönherr, geb. 1772 zu Stockholm, starb 28. März 1848 daselbst (Rüsselkäfer).

Schaaban, der achte Monat im mohammedan. Mondjahr, welcher den Beinamen "der Große" führt.

Schaaffhausen, Hermann, Anthropolog, geb. 18. Juli 1816 zu Koblenz, studierte seit 1834 in Bonn Medizin, ging 1837 nach Berlin und widmete sich unter dem Einfluß von Johannes Müller der Physiologie. Nachdem er 1840 das Staatsexamen absolviert hatte, verlebte er die folgenden Jahre teils in seiner Vaterstadt, teils auf Reisen in Deutschland, Paris, London und Italien, mit Vorliebe Kunst- und Altertumsstudien treibend. 1844 habilitierte er sich in Bonn als Privatdozent für Physiologie, ward 1855 außerordentlicher Professor und 1868 Geheimer Medizinalrat. S. ist einer der hervorragendsten Anthropologen der Gegenwart und einer der ältesten und entschiedensten Verteidiger der Lehre von einer fortschreitenden Entwickelung in der Natur. Er war 1873 und 1877 Vorsitzender der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft. Als bezeichnend für die Richtung seiner Forschungen sind folgende Arbeiten hervorzuheben: "Über Beständigkeit und Umwandlung der Arten" ("Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins", Bonn 1853); "Zur Kenntnis der ältesten Rasseschädel" ("Neanderthalschädel", Müllers "Archiv" 1858); "Über die Urform des menschlichen Schädels" (Bonn 1869); "Die anthropologischen Fragen der Gegenwart" ("Archiv für Anthropologie" 1868); "Über die Methode der vorgeschichtlichen Forschung" (das. 1871); "Der Schädel Raphaels" (das. 1883); "Anthropologische Studien" (das. 1885); "Der Neanderthaler Fund" (das. 1888).

Schabatz, Kreishauptstadt im Königreich Serbien, an der Mündung des Kamitschak in die Save, westlich von Belgrad, Sitz eines Bischofs, mit Untergymnasium, Zollamt, einer verfallenen Festung (bis 1867 von den Türken besetzt) und (1884) 9206 Einw., welche lebhaften Handel mit Landesprodukten treiben. Der Kreis umfaßt 2136 qkm (38,8 QM.) mit (1887) 99,157 Einw.

Schabbes (hebr.), s. v. w. Sabbat.

Schabeisen, scharfkantiges Werkzeug von sehr verschiedener Form zur Bearbeitung der Oberfläche von Metallgegenständen; dann ein Werkzeug des Kupferstechers, das bisweilen auch in der Lithographie zur Erzielung von kräftigen malerischen Wirkungen angewendet wird.

Schaben, s. v. w. Motten.

Schaben (Kakerlaken, Blattina Burm.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Geradflügler, Tiere mit flachem, eiförmigem Körper, unter dem schildförmigen Prothorax verborgenem, mit dem Scheitel nach vorn gerichtetem Kopf, großen, nierenförmigen Augen, langen, borstenförmigen, vielgliederigen Fühlern, langen Beinen mit stark gestachelten Schienen, fünfgliederigen Tarsen, an der Naht übereinander greifenden Flügeldecken und zwei gegliederten Reifen am Ende des Hinterleibs. Die S. sind über die ganze Erde verbreitet, besonders zahlreich in den Tropen. Die kleinern Arten finden sich bei Tag im Freien; die Mehrzahl sind lichtscheue Tiere, welche in vermoderten Baumstämmen, Kellern, Schiffsräumen etc. leben und nur nachts auf Nahrung ausgehen. Mehrere Arten sind durch Verschleppung mittels der Schiffahrt kosmopolitisch geworden und richten in Bäckereien, Mühlen, Magazinen etc. bei massenhaftem Auftreten durch ihre Gefräßigkeit oft großen Schaden an. Das Weibchen legt die Eier zu etwa 40 in zwei nebeneinander liegenden Reihen in einer harten, prismatischen Hülse eingeschlossen kurz vor dem Auskriechen der Jungen ab; die Entwickelung vom Ei bis zum geschlechtsreifen Insekt dauert bei den größern Arten vier Jahre. Die deutsche Schabe (Blatta germanica Fab., s. Tafel "Geradflügler"), 11 mm lang, am letzten Bauchsegment des Männchens ohne Griffel mit zugespitzten Flügeln, die länger sind als der Hinterleib, gelblich, mit zwei schwarzbraunen Längsbinden auf dem Prothorax, in Europa, Vorderasien, Nordafrika, lebt in Wäldern, oft massenhaft in Häusern, nährt sich von Brot, Getreide, Reis etc., weniger gern von Fleisch. Andre Arten leben nur in Wäldern. Die Küchenschabe (Kakerlak, Schwabe, Periplaneta