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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schafarik - Schaff.

Die Zucht der Schafe hat heute in Deutschland nicht mehr die eminente Bedeutung wie im Anfang dieses Jahrhunderts. Seit der Einführung der Merinos hatten sich Sachsen und Schlesien und dann auch andre Teile Deutschlands der Elektoral-, Österreich-Ungarn der Negretti-, Frankreich der Kammwollschafzüchtung zugewandt. Die Preise für Elektoralschafe und deren feine Wollen erreichten eine bedeutende Höhe. Aber als mit dem Jahr 1840 die Zucht des Merinoschafes sich in den überseeischen Ländern (Südamerika, Südafrika, Australien) entwickelte, und als ferner von 1864 bis 1867 in den Vereinigten Staaten Nordamerikas die Schutzzollgesetzgebung eingeführt wurde, da erfuhr die Rentabilität der Schafzucht in Deutschland eine starke Einbuße; die überseeischen Wollen, welche bis dahin zum Teil nach Nordamerika importiert waren, gelangen seit jener Zeit in großen Mengen auf den europäischen Markt. Deshalb bevorzugen gegenwärtig die meisten deutschen Züchter große, mastfähige Schafe mit reichlicher, wenn auch weniger feiner Wolle. Allgemein ist man übergegangen zur Haltung von deutschen und französischen Merinokammwollschafen und von englischen Fleischschafen. Nur einzelne züchten noch hochfeine Elektorals und finden dabei ihre Preise.

Die wichtigsten Krankheiten der Schafe sind: der Milzbrand, die Pockenseuche, die Raude, die Klauenseuche, die parasitären Krankheiten oder Wurmseuchen (Leberegelseuche, Bandwurmseuche, Lungenwurmseuche, Magenwurmseuche, Drehkrankheit und Bremsenlarvenkrankheit), die bösartige Gelbsucht (Lupinose), die infektiöse Lungenentzündung (weiße Lungen), der seuchenartige Abortus, die Bleichsucht, die Knochenweiche und die Lämmerlähme. Vgl. Fitzinger, Über die Rassen des zahmen Schafs (Wien 1859-60, 4 Tle.); Mentzel, Handbuch der rationellen Schafzucht (2. Aufl., Berl. 1861); Körte, Das deutsche Merinoschaf (Bresl. 1862); Derselbe, Wörterbuch der Schafzucht (das. 1863); v. Schmidt, Schafzucht und Wollkunde (3. Aufl., Stuttg. 1869); v. Neitzschütz, Studien zur Entwickelungsgeschichte des Schafs (Danz. 1869-1875, 3 Tle.); May, Das S. (Bresl. 1868, 2 Bde.); Bohm, Die Schafzucht (2. Aufl., Berl. 1883); H. v. Nathusius, Vorträge über Schafzucht (das. 1880); v. Mitschke-Collande, Der praktische Merinozüchter (das. 1883); Körte, Das Fleischschaf (Bresl. 1885); Witt, Die englischen Fleischschafrassen (Leipz. 1885).

Schafarik, Paul Joseph, s. Safarik.

Schafberg, ein Berg in den Alpen des Salzkammerguts, zwischen dem St. Wolfgang-, dem Mond- und dem Attersee gelegen, 1780 m hoch, berühmter Aussichtspunkt (der "österreichische Rigi"), mit Gasthaus auf der Spitze, umfangreichen Höhlen und fünf kleinen Seen.

Schafbremse, s. Bremen, S. 384.

Schäfchen, s. Wolken.

Schafe (Ovina), Unterfamilie der Horntiere (Cavicornia) aus der Ordnung der paarzehigen Huftiere, s. Horntiere.

Schäfer, 1) Johann Wilhelm, Litterarhistoriker, geb. 17. Sept. 1809 zu Seehausen bei Bremen, studierte seit 1827 Philologie in Leipzig, wurde 1831 Lehrer an der Hauptschule zu Bremen, erhielt 1867 den Professortitel und starb 2. März 1880 daselbst. Unter seinen Werken sind zu nennen: "Grundriß der Geschichte der deutschen Litteratur" (12. Aufl., Brem. 1877); das "Handbuch der Geschichte der deutschen Litteratur" (das. 1842-44, 2. Aufl. 1855); "Goethes Leben" (das. 1851; 3. Aufl. 1877, 2 Bde.); die "Geschichte der deutschen Litteratur des 18. Jahrhunderts" (Leipz. 1855-60, 3 Bde.; 2. Aufl. von Muncker, 1881); "Schiller. Eine biographische Schilderung" (das. 1853); "Zur deutschen Litteraturgeschichte" (Brem. 1860; 2. Aufl., Hamb. 1873); "Litteraturbilder" (Leipz. 1861, 2 Bde.; 2. Aufl. 1881); "Auswahl deutscher Gedichte des 18. und 19. Jahrhunderts" (3. Aufl., Brem. 1878). Auch als Dichter trat er hervor mit dem Liedercyklus "Liebe und Leben" (2. Aufl., Brem. 1859).

2) Arnold, Historiker, Bruder des vorigen, geb. 16. Okt. 1819 zu Seehausen, studierte 1838-42 in Leipzig, war erst Lehrer am Blochmannschen Institut in Dresden, dann seit 1850 Professor an der Fürstenschule in Grimma, wurde 1858 als Professor der Geschichte an die Universität Greifswald und 1865 nach Bonn berufen. Er starb 20. Nov. 1883. S. schrieb: "Demosthenes und seine Zeit" (Leipz. 1856 bis 1858, 3 Bde.; 2. Aufl. 1885-87); "Abriß der Quellenkunde der griechischen Geschichte bis auf Polybios" (das. 1867, 3. Aufl. 1882); "Abriß der Quellenkunde der römischen Geschichte" (das. 1881; 2. Aufl. von Nissen, 1885); "Die Hansa und die norddeutsche Marine" (Bonn 1869); "Geschichte des Siebenjährigen Kriegs" (Berl. 1867-74, 2 Bde.); "Historische Aufsätze und Festreden" (das. 1873). Vgl. Asbach, Arnold S. (Berl. 1884).

Schäfereigerechtigkeit, die dem Gutsherrn oder einer gewissen Klasse von Gemeindegliedern zustehende Befugnis, eine Schafherde auf den in der Gemeindegemarkung liegenden Feldgrundstücken weiden zu lassen. Verschieden davon ist das Schäfereirecht, d. h. die mitunter dem Gutsherrn oder gewissen Gemeindemitgliedern ausschließlich zustehende Befugnis, Schafe halten zu dürfen. Beides ist jetzt meistens durch Ablösung beseitigt.

Schäferpoesie, s. v. w. bukolische Poesie, s. Idyll.

Schäferspiel (Hirtendrama), die dramat. Ausführung eines idyllischen Stoffes, dessen handelnde Personen Schäfer sind. Dergleichen Schäferspiele dichteten zuerst die Italiener, und zwar war es nach den unvollkommenen Versuchen früherer Dichter (z. B. Boccaccios in seinem "Admeto") Tasso, der dem S. in seinem "Aminta" (1572) Kunstgehalt und dramatische Vollendung gab. Ihm folgte mit großer Selbständigkeit Guarini in seinem "Pastor fido" (1590). Später widmete sich Metastasio mit Vorliebe dem S. In Spanien wurde das Pastorale zu Ende des 15. Jahrh. von Juan de la Enzina und bald darauf von Lope de Rueda bearbeitet, aber von dem nationalen Drama verdrängt und durch Schäferromanzen ersetzt. In Frankreich war es ebenfalls eine Zeitlang Mode, nahm jedoch die Empfindungsziererei der modernen Gesellschaftswelt in sich auf (vgl. Weinberg, Das französische S. in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, Frankf. 1884). In Deutschland sind nur Gellerts "Sylvia" und Goethes "Laune des Verliebten" von Belang.

Schafeuter, Pilz, s. Polyporus.

Schaff, Philipp, Theolog, der Richtung nach ein Schüler Neanders und Tholucks, geb. 1. Jan. 1819 zu Chur, studierte in Tübingen, Halle und Berlin, bereiste Frankreich, die Schweiz und Italien, habilitierte sich 1842 an der Berliner Universität, siedelte 1844 nach Amerika über, wurde zunächst Professor an dem deutsch-reformierten Seminar zu Mercersburg (Pennsylvanien), dann Professor der Kirchengeschichte in Andover, in welcher Eigenschaft er später zu Hartford und seit 1871 in New York wirkte. Seine wichtigsten, zugleich in deutscher Sprache erschienenen Werke sind: "Amerika. Die politischen, sozialen und