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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schäffle; Schäfflertanz; Schaffner; Schafgarbe; Schafhaut; Schafhäutl

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Schäffle - Schafhäutl.

1876 angenommene Grundgesetz, welches Veto und Initiative auf das Verlangen von 1000 Bürgern sowie die Wahl der Regierung durch das Volk festsetzte, hat sich S. den rein demokratischen Kantonen der Schweiz angereiht. In eidgenössischen Abstimmungen stand es fast ohne Ausnahme auf bundesfreundlicher Seite. Vgl. Imthurn, Der Kanton S., historisch, geographisch, statistisch (St. Gallen 1840); "Beiträge zur vaterländischen Geschichte" (Schaffhaus. 1863-84, Heft 1-5); "Der Unoth, Zeitschrift für Geschichte und Altertum des Standes S." (hrsg. von J. ^[Johannes] Meyer, das. 1864-68, 7 Hefte); Harder, Beiträge zur Schaffhauser Geschichte (das. 1867-68, 2 Tle.); Rüeger, Chronik der Stadt und Landschaft S. (das. 1880-1884, 2 Bde.); Wanner, Forschungen zur ältesten Geschichte des Klettgaues (Frauenf. 1887).

Schäffle, Albert Eberhard Friedrich, deutscher Nationalökonom und Staatsmann, geb. 24. Febr. 1831 zu Nürtingen in Württemberg, war ursprünglich für die theologische Laufbahn bestimmt, studierte 1848 in Tübingen, trat in die Redaktion des "Schwäbischen Merkur" ein, in welchem er die großdeutsche Richtung vertrat, und wurde 1861 Professor der Volkswirtschaft in Tübingen. Von 1862 bis 1865 gehörte er dem württembergischen Landtag, 1868 dem deutschen Zollparlament an. In demselben Jahr wurde er ordentlicher Professor in Wien und Februar 1871 bei Bildung des Ministeriums Hohenwart zum Handelsminister ernannt. Nach dem schon im Oktober 1871 wieder erfolgten Fall dieses Ministeriums zog er sich nach Stuttgart zurück, wo er seine schriftstellerischen Arbeiten wieder aufnahm. Von seinen durch Gedankenreichtum und Scharfsinn sich auszeichnenden Werken erwähnen wir: "Die Nationalökonomie oder allgemeine Wirtschaftslehre" (Leipz. 1861; 3. Aufl. u. d. T.: "Das gesellschaftliche System der menschlichen Wirtschaft", Tübing. 1873, 2 Bde.); "Die nationalökonomische Theorie der ausschließenden Absatzverhältnisse" (das. 1867); "Kapitalismus und Sozialismus" (das. 1870, 2. Aufl. 1878); "Die Quintessenz des Sozialismus" (Gotha 1874; 8. Aufl. 1885); "Bau und Leben des sozialen Körpers" (Tübing. 1875-78, 4 Bde.); "Encyklopädie der Staatslehre" (das. 1878); "Grundsätze der Steuerpolitik" (das. 1880); "Die Aussichtslosigkeit der Sozialdemokratie" (das. 1885, 3. Aufl. 1887); "Gesammelte Aufsätze" (das. 1885-87, 2 Bde.).

Schäfflertanz, ein in München früher alle sieben Jahre in der Faschingszeit stattfindender feierlicher Auszug der Böttcher (Schäffler) angeblich zum Andenken an die Seuche von 1517, wo die Angehörigen der Böttcherzunft zur allgemeinen Ermutigung einen öffentlichen Aufzug mit Musik veranstalteten, wahrscheinlich aber gleich den Schwerttänzen der Messerschmiede aus den zur Osterzeit stattfindenden Umzügen und Tänzen der alten Germanen entstanden. Der Tanz fand beim Umzug vor den fürstlichen und sonst zu ehrenden Häusern um ein Faß statt, auf welchem die Meister den Takt schlugen, während einer der Vortänzer auf dasselbe stieg und auf demselben tanzend ein oder mehrere gefüllte Weingläser in der Rundung eines Reifens schwang, ohne dieselben zu vergießen, und sie dann auf das Wohl der zu ehrenden Personen leerte. Den Schluß bildete eine durch grüne Blumenreifen verbundene Gruppe, die sogen. Krone. Vgl. Zunftgebräuche. Eine ähnliche Zeremonie war auch in Frankfurt a. M. üblich. Die analogen Schwerttänze hatten früher eine weite Verbreitung.

Schaffner, Verwalter, Anordner, Haushofmeister u. dgl.; in Oberdeutschland der Administrator der ökonomischen Angelegenheiten eines landesherrlichen Amtes, daher Schaffnerei, das Amt, die Wohnung eines solchen; auch Aufseher über Post- und Eisenbahnwagen; in Niederdeutschland bei Bauernhochzeiten etc. derjenige, welcher alles beim Fest anzuordnen hat, daher Schaffnertanz, der dem S. gebührende Vortanz beim Fest.

Schaffner, 1) Martin, Maler, urkundlich zwischen 1508 u. 1535 in Ulm thätig, gestorben wahrscheinlich 1541 daselbst, war vielleicht Schüler Zeitbloms, hängt jedoch auch mit der Augsburger Schule zusammen, so wie die italienische Renaissance nicht ohne Einfluß auf ihn blieb. S. besaß einen hervorragenden Schönheitssinn und modellierte mit großer Kraft; seine Farbe ist von sanfter Harmonie. Seine Hauptbilder sind die Flügel des Hauptaltars im Ulmer Münster mit Heiligengestalten und den Vorfahren Christi (1521) und die Orgelthüren mit Szenen aus dem Leben der Maria (1524, Münchener Pinakothek). Er hat auch tüchtige Bildnisse gemalt.

2) Max, Chemiker, geb. 1830 zu Meisenheim (Rheinpreußen), studierte auf der polytechnischen Schule in Karlsruhe und später das Berg- und Hüttenwesen in Freiberg. 1854 richtete S. das Zentrallaboratorium der Gesellschaft Vieille Montagne zu Moresnet bei Aachen ein und übernahm die Leitung desselben. 1856 wurde er Direktor der Sächsisch-Thüringischen Kupfergesellschaft in Eisenach und führte die Extraktion kupferhaltiger Schwefelkiesabbrände durch Rösten mit Kochsalz ein. 1859 ging S. als Direktor des Österreichischen Vereins für chemische und metallurgische Produktion nach Aussig, bildete hier ein Verfahren der Kupferextraktion mittels Eisenchlorürs aus und kombinierte dasselbe mit der Aufarbeitung der Sodarückstände. Die chemische Fabrik in Aussig wuchs unter Schaffners Leitung zu einem der größten Werke der Welt heran, eine zweite chemische Fabrik richtete S. in Kralup bei Prag und eine Ammoniaksodafabrik zu Ebensee im Salzkammergut ein. In Aussig gründete S. mit andern eine große Glashütte, welche die dort vorkommenden Phonolithe verarbeitet, auch stellte er daselbst säurefeste Thonapparate für Kondensation etc. her, welche sich eines Weltrufs erfreuen. Ferner ist S. Mitbegründer des großen Etablissements für feuerfeste Produkte von Vygen u. Komp. in Duisburg sowie der Bohrgesellschaft Neustaßfurt, welche eins der bedeutendsten Werke der Kalisalzindustrie besitzt. Sehr große Verdienste erwarb sich S. um die Aufarbeitung der lästigen Sodarückstände, auch gab er ein Verfahren zur Gewinnung von Thallium aus Flugstaub und von Blei aus Kiesabbränden an.

Schafgarbe, Pflanzengattung, s. Achillea.

Schafhaut, s. Embryonalhüllen.

Schafhäutl, Karl Emil von, Geolog, geb. 16. Febr. 1803 zu Ingolstadt, studierte Medizin und mineralogische Chemie und beschäftigte sich daneben mit Vorliebe mit der Verfertigung mathematischer und physikalischer Instrumente. Noch als Student veröffentlichte er unter dem Namen Pellisow einige akustische Abhandlungen und die Ergebnisse seiner Forschungen über Stahl und Eisen. Seit 1833 studierte er in Sheffield noch die Stahlfabrikation und das Puddlingsverfahren des Eisens und lehrte die englischen Hüttenleute die Verarbeitung des englischen Steinkohleneisens zu gutem Zement- und Gußstahl, welches Verfahren er sodann auch in Bayern einführte. Behufs der Einführung des neuen Puddlingsprozesses bereiste er Frankreich und die Pyrenäische Halbinsel, wurde dann in München Professor