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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schußzeichen - Schütz.

streuung, namentlich nach rückwärts, nach dem Heimatland, herbeizuführen. Anderseits ist zu hoffen, daß die Einführung des antiseptischen Verfahrens (s. Wunde) in die Kriegschirurgie eine ähnliche Besserung im Verlauf der S. herbeiführen wird, wie sie dieselbe bei den Verletzungen des zivilen Lebens in so glänzender Weise gezeigt hat. Vgl. Stromeyer, Maximen der Kriegsheilkunde (2. Aufl., Hannov. 1862); Pirogow, Grundzüge der allgemeinen Kriegschirurgie (Leipz. 1864); Fischer, Handbuch der Kriegschirurgie (2. Aufl., Stuttg. 1882, 2 Bde.); Richter, Chirurgie der Schußverletzungen etc. (Bresl. 1875-77).

Schußzeichen, s. v. w. Birschzeichen.

Schuster, Stadt, s. v. w. Schuschter.

Schusterfleck (Rosalie, auch Sequenz), in der Musik die mehrmalige, bis zur Monotonie gesteigerte Wiederholung eines Motivs von verschiedenen Tonstufen. Die Bezeichnung Rosalie soll von einem italienischen Volkslied: "Rosalia cara mia", herrühren, in welchem Bildungen dieser Art gehäuft sind.

Schusterpappe, zerflossener und teilweise gefaulter Kleber, dient als billiges Klebmittel.

Schusterpech, s. Pech.

Schustervogel, s. Säbelschnäbler.

Schuten (Schüten, Schuiten), breit gebaute, flache Fahrzeuge, dienen in den Niederlanden zum Warentransport etc. auf Flüssen und Kanälen. Die Treckschuten werden von Pferden oder Menschen gezogen.

Schütt, 1) (Große S., ungar. Csallóköz) Donauinsel in Ungarn, wird vom Hauptarm der Donau und einem 1 km unterhalb Preßburg links abgehenden Nebenarm derselben (Neuhäusler Donau) gebildet und endigt bei Komorn. Sie ist 83 km lang und 15-30 km breit, erzeugt Getreide, Obst und Gartenfrüchte, gehört zum größern Teil zum Preßburger, im übrigen zum Komorner und Raaber Komitat und enthält an 200 Orte mit ungar. Einwohnern. - 2) (Kleine S., Szigetköz) Insel daselbst, zwischen dem Hauptarm der Donau und der sogen. Wieselburger Donau, gehört zu den Komitaten Wieselburg und Raab und erstreckt sich 45 km weit von Rajka bis unterhalb Raab, enthält ebenfalls viele Ortschaften und ist reich an Getreide und Obst.

Schütt, Otto, Ingenieur und Afrikareisender, geb. 4. Jan. 1843 zu Husum, wurde infolge seiner Fertigkeit im topographischen Aufnehmen, die er bei Eisenbahntracierungen in den Euphrat-Tigris-Ländern und im nördlichen Syrien bewiesen hatte, von der Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland 1877 nach Angola geschickt, um die durch E. Mohrs Tod unterbrochenen Arbeiten fortzuführen. Von Angola wandte sich S. nordostwärts, wurde aber von den Bangala beraubt und zur Umkehr gezwungen. Er ging dann ostwärts nach Kimbundo und drang von da in nördlicher Richtung drei Breitengrade bis zum Dorf des Luba-Häuptlings Mai vor, der ihm aber die Weiterreise verbot. S. kehrte nun auf einem andern, nördlichern Weg wieder zu den portugiesischen Besitzungen und von da 1879 nach Deutschland zurück. Im Jahr 1881 war S. bei der Landesaufnahme von Japan beschäftigt, kehrte aber 1888 nach Europa zurück und starb im Dezember d. J. in Konstantinopel. Seine Aufzeichnungen und Berichte wurden gesammelt herausgegeben von Lindenberg (Berl. 1881).

Schütte, ein Gebund und zwar meist durch Flegeldrusch entkörntes Stroh, d. h. Langstroh, im Gegensatz von Gebünd, d. h. Wirrstroh.

Schüttekrankheit der Kiefern, s. Hysterium.

Schüttelfrost, Fiebersymptom, welches ausgezeichnet ist durch heftiges Frostgefühl des Kranken, obwohl das Thermometer eine Erhöhung der Eigenwärme auf 39° und mehr nachweist, verbunden mit heftigen Schüttelbewegungen. Der S. leitet häufig akute fieberhafte Krankheiten ein, seine Stärke steht aber in keinem bestimmten Verhältnis zur Schwere der Krankheit, da Kinder und nervös leicht erregbare Personen schon bei kleinen Fieberanfällen, leichten Katarrhen etc. S. bekommen. Bei Wöchnerinnen ist der S. von übler Bedeutung.

Schüttenhofen (tschech. Sušice), Stadt im südwestlichen Böhmen, an der Wotawa und der Staatsbahnlinie Horazdiowitz-Klattau, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat fünf Kirchen, ein Rathaus, Kapuzinerkloster, Fabrikation von Zündhölzchen (für den Export) und Schuhwaren, Bierbrauerei, künstliche Fischzucht, Holzhandel und (1880) 6047 Einw. In der Nähe mehrere Glashütten, Brettsägen und der Badeort Wodolenka. In S. wurde ehemals bedeutende Goldwäscherei betrieben.

Schutter, 1) Fluß in Baden, durchfließt ein durch Berg- und Hüttenwerke belebtes Thal und mündet bei Kehl in die Kinzig. - 2) Linker Nebenfluß der Donau in Oberbayern, mündet bei Ingolstadt.

Schutterij (holländ., spr. -rei), niederländ. Nationalmiliz, s. Niederlande, S. 146.

Schüttgelb, gelbe Lackfarbe, welche aus einer alaunhaltigen Quercitronabkochung und Kreide in der Weise wie die Rotholzlacke dargestellt wird. Ein feineres S. (gelben Lack) erhält man in derselben Weise, nachdem man aus der Abkochung durch Leim oder Kalk die Gerbsäure abgeschieden hat.

Schüttorf, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Osnabrück, Kreis Grafschaft Bentheim, an der Vechte und an der Linie Arnheim-Salzbergen der Niederländischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche mit 96 m hohem Turm, eine kath. Kirche, ein Schloß, mechanische Baumwollweberei und -Spinnerei, Färberei, Gerberei, Kunstbutterfabrikation, Dampfmahl- und Sägemühlen und (1885) 2655 meist evang. Einwohner.

Schüttung (Schützung), Bezeichnung für die eigenmächtige Pfändung von Tieren, welche auf fremden Grundstücken betroffen werden (s. Pfändung).

Schutz, in der kaufmännischen Sprache s. v. w. Honorierung; daher eine Tratte, eine Anweisung "in S. nehmen", sie "schützen", s. v. w. sie annehmen und einlösen (honorieren).

Schütz, 1) Heinrich (auch Sagittarius genannt), deutscher Komponist, geb. 8. Okt. 1585 zu Köstritz im Vogtland, kam in seinem 13. Jahr als Singknabe in die Kapelle des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel, ging 1607 nach Marburg, um Rechtswissenschaft zu studieren, ward dann durch den Landgrafen Moritz bewogen, die Musik zu seinem Beruf zu machen, und begab sich 1609 nach Venedig, um den Unterricht Giov. Gabrielis zu genießen. 1612 kehrte er nach Kassel zurück und erhielt hier in der Kapelle eine Anstellung. 1614 ward er gelegentlich einer Hoffestlichkeit nach Dresden berufen und vom Kurfürsten zum Kapellmeister ernannt. In dieser Stellung, welche er 1615 antrat, hob er die Dresdener Kapelle zu einer allgemein bewunderten Höhe. Die Stürme des Dreißigjährigen Kriegs sowie anderseits sein Interesse für die inzwischen durch Monteverde (s. d. 1) bewirkte Umgestaltung der italienischen Musik veranlaßten ihn 1628, sich wieder nach Venedig zu begeben. 1634 zurückgekehrt, sah er seinen Dresdener Wirkungskreis noch mehr als zuvor durch die Kriegsereignisse beschränkt und wandte sich deshalb nach Kopenhagen, wo ihm der König die Leitung seiner Kapelle über-^[folgende Seite]