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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schamkraut - Schandau.

und ward 1834 zum Haupte der Sufiten erwählt; er bemühte sich seitdem, die Bergvölker Daghestans durch religiöse Begeisterung zu vereinigen. Das von ihm befolgte Kriegssystem befähigte die Bergvölker zu einem ausdauernden Kampf gegen die Russen. Als der General Grabbe 22. Aug. 1839 die Bergfeste Achulgo nach verzweifelter Gegenwehr eroberte, entkam S. auf unbegreifliche Weise. Dasselbe glückte ihm, als die Feste Achulgo nach elfmonatlicher Belagerung 29. Aug. 1849 zum zweitenmal den Russen in die Hände fiel. 1850 nahm er am Terek und Kuban abermals den Kampf gegen die Russen auf und wurde während des Krimkriegs von Rußlands Gegnern mit Geld und Waffen unterstützt. Am 6. Sept. 1859 mußte er sich endlich, auf dem Berge Gunib völlig eingeschlossen, an den Fürsten Barjatinskij ergeben. Er wurde erst nach Petersburg abgeführt und erhielt sodann Kaluga als Aufenthaltsort angewiesen, von wo er 1868 nach Kiew, 1870 nach Mekka übersiedelte. Im März 1871 starb er in Medina. Einer seiner Söhne dient in der russischen Armee, ein andrer, Ghazi Mehmed, verließ aber Rußland und ging nach Konstantinopel; 1877 befehligte dieser ein tscherkessisches Freikorps in Armenien.

Schamkraut, s. Chenopodium.

Schammai, s. Hillel 1).

Schamo, Wüste, s. Gobi.

Schamotte (franz. chamotte), eine feuerfeste Thonmasse, die man zur Konstruktion von Feuerungen, Glüh- und Schmelzöfen, überhaupt für solche Baulichkeiten verwendet, welche einer andauernden heftigen Hitze ausgesetzt werden sollen. Man gewinnt S. vorzüglich aus schon gebranntem und dann wieder gepulvertem, feuerfestem Thon, z. B. aus zerbrochenen und zerstampften Porzellankapseln; doch wird auch ein Gemenge aus diesem Material mit rohem, noch nicht gebranntem, feuerfestem Thon verarbeitet. Die Schamotteziegel oder Schamottesteine (Porzellanziegel, Ofenziegel, unschmelzbare Mauersteine) werden bereitet, indem man aus der zu verwendenden Thonmasse Ziegel formt, diese brennt, zerstampft, daß die größten Stücke einer Erbse gleichen, das meiste aber ein mäßig feines Pulver darstellt, und diese Masse mit dem halben Gewicht frischen, nicht gebrannten Thons derselben Art mischt, daraus wieder Ziegel formt und diese, nachdem sie gut ausgetrocknet sind, bei möglichst starker Hitze brennt, so daß sie hart, klingend und hellgrau werden. Gute Schamottesteine müssen die höchsten Temperaturen und den stärksten Temperaturwechsel aushalten, ohne zu schmelzen oder zu springen; diesen Anforderungen genügen besonders die Steine von Stourbridge in England. Die Fabrikation der Schamottesteine, welche zur Konstruktion von Porzellanöfen, für Gestelle von Eisenhochöfen, für Dampfkesselfeuerungen etc. unentbehrlich sind, bildet ein gewinnreiches Nebengeschäft der Porzellan- u. Fayencefabriken, welche auf diese Weise ihre Kapselscherben vorteilhaft verwerten, wird aber auch, besonders am Rhein und in Westfalen, vielfach selbständig betrieben. Als Mörtel bei Mauerungen von S. wendet man das Gemisch der gestampften Steine mit frischem Thon an. Aus S. fertigt man auch Röhren, Muffeln, Beschläge zu chemischen Öfen, Gasretorten, Schmelztiegeln u. dgl.

Schamottemörtel, s. Mörtel.

Schamottetiegel, s. Schmelztiegel.

Schampanierwurz, s. Veratrum.

Schampheleer, Edmund de, belg. Maler, geb. 1835 zu Brüssel, bildete sich auf der Akademie in Brüssel zum Landschaftsmaler aus, bereiste Frankreich und Deutschland und nahm dann seinen Wohnsitz in Brüssel. Seine Landschaften, welche meist niederländische Motive wiedergeben, sind durch die Feinheit des Tons und die flüssige, malerische Behandlung ausgezeichnet. Besonders gelingt ihm die Darstellung ruhiger Wasserläufe und Teiche. Seine Hauptwerke sind: Sommerabend am Ufer des Dyle, Rheinufer bei Arnheim, See von Abconde bei Amsterdam, Platzregen im Juni bei Gouda, Herbstmorgen bei Brüssel, die Maas bei Dordrecht, Erinnerungen an den Zuidersee.

Schamröte, Wallung des Bluts nach den Hautgefäßen, besonders denen des Gesichts, wird veranlaßt durch das Gefühl der Scham. Es wird dabei die Thätigkeit gewisser in der Wandung der kleinen Hautarterien endigender Nerven plötzlich umgestimmt, so daß sich jene ausdehnen und mehr Blut aufnehmen. Am leichtesten erröten jugendliche Personen mit zarter, weißer Haut und leicht erregbarem Nervensystem. Die S. kann auch durch Einatmen von Amylnitrit hervorgerufen werden. Vgl. Henle, Über das Erröten (Bresl. 1882).

Schams, s. Hinterrhein.

Schamteile, s. v. w. Geschlechtsorgane (s. d.).

Schamyl, s. Schamil.

Schan (chin.), Berg, Gebirge.

Schan (Thai), ein zu den Mongolen gehöriger Volksstamm, der östlich von den Birmanen den größten Teil der indochinesischen Halbinsel einnimmt. Sie zerfallen in die Siamesen, die von den Chinesen und Birmanen S. genannt werden, woraus unser Siam entstanden ist, die Lao Ahom und die Khamti. Auch die Miaotse in China gehören zu den S., nach einigen ebenso die Bewohner des Innern von Hainan. Insbesondere bezeichnet man als S. das Volk in den Gebirgen, welche den Nordrand von Birma gegen die chinesische Provinz Jünnan hin ausfüllen Schangebirge); es gilt für das tüchtigste der südchinesischen Grenzvölker und wird als sehr kriegerisch, aber auch als streitsüchtig geschildert. Die Frauen sind nicht unschön, auch geschickt, fleißig und reinlich gekleidet. Ihre Stammzusammengehörigkeit zeigen die S. besonders in der Sprache, die mit dem Siamesischen nahe verwandt ist (vgl. Cushing, Grammar of the Shan language, Rangun 1871; Derselbe, A Shan and English dictionary, das. 1881). Politisch zerfallen die S. in zahlreiche kleine Staaten, die nach den Hauptorten benannt werden und je unter einem erblichen Führer (Tsaubwa) stehen, der sich mit einem Stab von Beamten umgibt; Ortsobrigkeit sind von den Gemeinden gewählte sogen. Tamons. Die S. sind Buddhisten. Ihre Wälder enthalten vorzügliches Teakholz, das sie nach Maulmain liefern, wo sie im Dezember auch Pferde und Gummilack zu Markte bringen. Noch schließen sich die S. ängstlich von Europäern ab und lassen Reisende nie durch ihr Land ziehen. Vgl. Colquhoun, Amongst the Shans (Lond. 1885).

Schandau, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, Amtshauptmannschaft Pirna, an der Mündung der Kirnitzsch in die Elbe, Knotenpunkt der Linien Dresden-Bodenbach (Station Krippen) und Schandau-Bautzen der Sächsischen Staatsbahn, 130 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, eine Oberforstmeisterei, ein Hauptzollamt, ein großes Dampfsägewerk, Schiffahrt, Holzhandel und (1885) 3147 meist evang. Einwohner. S. ist Mittelpunkt der Sächsischen Schweiz und im Sommer von Fremden überfüllt; in der Nähe sind die Ostrauer Scheibe, der Große Winterberg, Kuhstall, Lilienstein und andre