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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schelmuffsky; Scheltopusik; Schema; Schemacha; Schematisieren; Schemen; Schemnitz

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Schelmuffsky - Schemnitz.

bald darauf Hilfsarbeiter im Justizministerium und 1866 vortragender Rat in demselben und Mitglied der Justizexaminationskommission. 1869 ward er zum Geheimen Oberjustizrat befördert, 1873 Mitglied des Gerichtshofs für kirchliche Angelegenheiten, 1874 Präsident des Appellationsgerichts in Halberstadt, 1875 Vizepräsident des Obertribunals und 14. Dez. 1876 Unterstaatssekretär im Justizministerium. Nach Friedbergs Ernennung zum Justizminister trat S. 19. Nov. 1879 mit dem Charakter als Wirklicher Geheimer Rat an seine Stelle als Staatssekretär des Reichsjustizamts, wurde aber 31. Jan. 1889 nach dessen Rücktritt zum preußischen Justizminister ernannt.

Schelmuffsky, deutscher Lügenroman des 17. Jahrh. von Christian Reuter (s. d.).

Scheltopusik (Pseudopus serpentinus Merr.), Reptil aus der Ordnung der Eidechsen und der Gruppe der Kurzzüngler (Brevilingues), 1 m lang, schlangenähnlich, mit stummelförmigen Hinterfüßen, stumpfen, dicken, runden Zähnen, rotbraun, unterseits heller, bewohnt die östlichen Mittelmeerküsten, die Steppen an der Wolga, im südlichen Sibirien, Ungarn, lebt versteckt in Buschwerk, nährt sich von Mäusen, Schnecken, Vipern, ist dem Menschen gegenüber völlig harmlos und verteidigt sich nur durch Ausspritzen seines stinkenden Kots. In der Gefangenschaft hält er sich sehr gut. Ausgewachsene Tiere sollen ein Alter von 40-60 Jahren besitzen.

Schema (griech.), eigentlich Gestalt oder Figur; dann im allgemeinen jede Form, die als Muster, Zeichen oder Leitfaden für die Anordnung, Untersuchung oder Darstellung eines Gegenstandes benutzt wird. Daher schematisch, s. v. w. vorbildlich, entwurfsmäßig. Ein logisches S. gibt der bekannte Spruch: "Quis, quid, ubi, quibus auxiliis, cur, quomodo, quando". In der Rhetorik heißen Schemata (figurae dictionis) Wendungen, die in der Rede angewendet werden, um sie mannigfaltiger zu machen. In der Metrik versteht man darunter die Darstellung einer Versart durch versinnlichende Zeichen.

Schema (hebr., auch Sch'ma Jisrael, "höre, Israel!"), Anfang und Name eines die Bibelstellen 5. Mos. 6, 4-9; 11, 13-21; 4. Mos. 15, 38-41 umfassenden, wichtigen Stücks des jüdischen Gebetbuchs, welches gewissermaßen als Glaubensbekenntnis des Israeliten betrachtet wird.

Schemacha, Kreisstadt im russ. Gouvernement Baku in Kaukasien, in einiger Entfernung vom rechten Ufer des Pisargat, 680 m ü. M. gelegen, mit (1884) 28,812 Einw. Die Stadt wird schon von Ptolemäos als Samekhia erwähnt, sie wurde später Hauptstadt der tatarischen Chane, aber 1734 gänzlich zerstört von Nadir Schah, der in geringer Entfernung am Aksu eine neue Stadt, Jenghi-Schamaki (Neu-S.), erbauen ließ. Doch wurde die alte Stadt bald darauf von einem Tatarenhäuptling wieder aufgebaut, und seitdem war bald die eine, bald die andre Stadt die volkreichere und bedeutendere. Unter den Russen wurde S. indes in seine alten Rechte eingesetzt, und Neu-S. sank zu einem bloßen Dorf herab. Infolge eines Erdbebens 1858, welches S. fast gänzlich zerstörte, wurde die Regierung nach Baku verlegt, dennoch ist S. bedeutend gewachsen.

Schematisieren, ein Schema (s. d.) aufstellen, etwas in ein Schema bringen. Schematismus, entwurfsweise Form; Gestaltungs-, Erscheinungsform, Erklärungsart und Behandlungsweise nach feststehendem Schema; in Bayern und Österreich auch s. v. w. Rangliste, Personalverzeichnis, Staatskalender.

Schemen (niederd.), s. Schatten.

Schemnitz (ungar. Selmeczbánya), königl. freie Bergstadt im ungar. Komitat Hont und Endstation der ungarischen Staatsbahnlinie Gran-Breznitz-S., liegt (570 m ü. M.) terrassenförmig in einem tiefen, von schroffen Bergwänden gebildeten Kesselthal am gleichnamigen Bach, besteht aus der eigentlichen Stadt, den Bergvororten Hodritsch, Schüttrisberg, Steplitzhof, Oberfuchslos und Windschacht sowie aus der 1868 mit S. vereinigten freien Bergstadt Dilln (Bélabánya) und hat 3 kath. Kirchen, eine 1744 auf einem nahen Basalthügel erbaute Kalvarienkirche (großer Wallfahrtsort), 2 Klöster und eine evang. Kirche. Hervorragende Gebäude sind das Alte Schloß, das Neue Schloß (Jungfernschlößchen), der Kammerhof (Bergdirektion), die neue Bergakademie und das Laboratorium. S. zählt (1881) 15,265 Einw. (Slowaken: 11,662, Deutsche und Ungarn), die hauptsächlich Bergbau treiben, und hat eine große Tabaksfabrik. Die sogen. Schemnitzer Thonpfeifen werden in großen Massen bis nach Amerika ausgeführt. Überdies werden daselbst auch Violinsaiten erzeugt; die Familien der Bergleute beschäftigen sich mit Spitzenklöppelei. Außer der von Maria Theresia 1760 gegründeten berühmten Berg- und Forstakademie (mit Bibliothek, chemischen und hüttenmännischen Laboratorien, Mineraliensammlungen, meteorologischer Anstalt und Maschinenhalle) besteht dort ein kathol. Obergymnasium und ein evangel. Lyceum. S. hat eine Berg- und Forst- und eine Tabaksfabrikdirektion, ein Tabaksmagazin, ein Bergwerksprodukten-, ein Hütten- und ein Bergamt und ein zweites Bergamt in Windschacht (Szélakna). Die berühmten Erzlagerstätten des Schemnitzer Bergbaues führen gold-, silber-, blei- und teilweise kupferhaltige Silber- und Bleierze. Der größte Teil des Bergbaues (zwei Drittel), dessen im Grünstein-Trachyt aufgeschlossene Gänge sich meilenweit bis in das Granthal und bis Königsberg erstrecken, ist Staatseigentum und wird mit dem Namen "Oberbieberstollen" bezeichnet. Zur Ableitung der Grubenwasser und Aufschließung des Tiefbaues bestehen elf Erbstollen. Der älteste, der Biebererbstollen, wurde im 14. Jahrh. 595 m ü. M. angeschlagen und ist 8600 m lang. Der 1494 begonnene Handel-Hodritscherbstollen hat eine Länge von 25,000 m, der 1549 angeschlagene Dreifaltigkeitserbstollen eine von 14,000 m. Der wichtigste ist der Kaiser Joseph II.-Erbstollen (1782, mit einer Länge von 18,000 m und einem 16,538 m langen Hauptquerschlag), welcher die Grubenwasser in den Granfluß ableitet. Die Gesamtlänge der ausgefahrenen Strecken beträgt 367 km. Zur Förderung der Erzeugnisse dienen Eisenbahnen (46,668 m Länge), hölzerne Hundläufe (39,240 m), 5 Dampf- und 2 Wassersäulenmaschinen, 2 Turbinen, 3 Kehrräder und 7 Pferdegöpel, zur Aufbereitung der Pochgänge hingegen 1134 Pochstempel, ein Walzenpaar, 2 Setzmaschinen, 293 Stoß-, 6 Kehr-, 222 Plachen-, 3 Dreh- und 112 Liegenherde. Der tiefste Schacht ist der 540 m tiefe Amalienschacht. Bei den Werken der Windschachter königlichen Bergverwaltung werden 2500 Männer und 350 Kinder beschäftigt. Die Jahresproduktion betrug 1883: 2800 Ton. einlösungswürdige Erze und 50,000 T. Pocherze, aus denen 120 kg Gold, 4300 kg Silber, 173 metr. Ztr. Kupfer und 8200 metr. Ztr. Blei gewonnen wurden. Die Teiche zur Ansammlung und Sicherung des für die Förderungs- und Aufbereitungsmaschinen nötigen Wassers haben einen Fassungsraum von 6,250,000 cbm, die Sammlungsgräben sind 70, die Leitungsgräben 56 km lang. Im