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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schaumburg-Lippe; Scheler; Schelling; Schenck; Schenckendorff; Schenk; Schérer; Scherff; Schiaffino; Schiedmayer; Schief; Schiefer, kristallinische

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Schaumburg-Lippe - Schiefer, kristallinische.

des Wiener Landesgerichts Freiherrn Franz S. (gest. 1888), trat in den Staatsdienst, ward Ministerialrat im Ministerium des Innern und ist seit 1876 Hofrat beim Verwaltungsgerichtshof. Seit 1871 gehört S. als Vertreter des böhmischen Großgrundbesitzes dem Abgeordnetenhaus an, wo er in der deutsch-liberalen Partei eine hervorragende Stellung einnimmt. Er war auch Vertrauensmann der Deutschen bei der Ausgleichskonferenz im Januar 1890.

Schaumburg-Lippe. Die Bevölkerung betrug 1. Dez. 1890 (vorläufiges Ergebnis) 39,183 Seelen und hat seit 1885 um 1979 Seelen, d. h. jährlich um 1,04 Proz., zugenommen. Der Landeskassenetat für 1890/91 beziffert die Einnahmen auf 765,062, die Ausgaben auf 733,177 Mk., woraus sich ein Überschuß von 31,885 Mk. ergibt. Die Hauptposten der Einnahmen sind:

^[Liste]

Anteil an Reichszöllen und -Steuern 237030 Mark

Steuern 211307 -

Aus dem Domanium 152100

Unter den Ausgaben sind am bedeutendsten:

^[Liste]

Matrikularbeiträge 206626 Mark

Rechtspflege 97580 -

Bauetat 85205 -

Kirche und Schule 66239 -

Regierung und Konsistorium 53582 -

Pensionen 47917 -

Die Staatsschuld ist unverändert (510,000 Mk.).

Scheler, August, Linguist, starb 17. Nov. 1890 in Brüssel.

Schelling, 1) Friedrich Wilhelm Joseph von, Philosoph. Sein Briefwechsel mit König Maximilian II. von Bayern wurde von Trost und Leist herausgegeben (Stuttg. 1890). Vgl. auch Groos, Die reine Vernunftwissenschaft. Systematische Darstellung von Schellings rationaler oder negativer Philosophie (Heidelb. 1889).

Schenck, Leopold von, deutsch-amerikan. Dichter und Journalist, geb. 1846 zu Heidelberg, studierte hier die Rechtswissenschaft, schlug jedoch die militärische Laufbahn ein und trat als Kavallerieoffizier in württembergische und österreichische Dienste, war eine Zeitlang in österreichischem Staatsdienst an der Nordbahn angestellt und ging dann nach Amerika, wo er sich anfangs durch schwere Arbeit sein Brot verdienen mußte. Endlich erhielt er eine Hauslehrerstelle in einem Städtchen am Hudson, welche ihm Muße ließ, Beiträge für verschiedene Zeitungen zu liefern. Rasch dadurch bekannt geworden, wurde er als Redakteur eines deutschen Blattes nach Chicago berufen, ging von dort in gleicher Eigenschaft nach Newark im Staat New Jersey und übernahm bei Gründung der deutschen Wochenschrift »Puck« die Redaktion derselben, die er bis zu seinem 13. April 1886 erfolgten Tode führte. Seine formvollendeten, auch inhaltlich ausgezeichneten Leitgedichte hatten neben den Zeichnungen Kepplers (s. d.) namhaften Anteil an dem Aufblühen dieses humoristisch-satirischen Blattes.

Schenckendorff, Emil Gustav Theodor von, preuß. Abgeordneter, geb. 21. Mai 1837 zu Soldin (Neumark), besuchte das Gymnasium zu Guben und ward Offizier, trat 1867 in den Reichstelegraphendienst, verwaltete 1870 und 1871 nach der Einnahme von Metz das dortige Telegraphenamt, nahm jedoch, seit 1873 Telegraphendirektionsrat in Halle a. S., bereits 1876 gesundheitshalber den Abschied. Er ließ sich nun in Görlitz nieder, wo er 1878-82 unbesoldeter Stadtrat war, seitdem Stadtverordneter und ebenfalls seit 1882 Vertreter des Wahlkreises Görlitz-Lauban zum Abgeordnetenhaus ist, in dem er der nationalliberalen Partei angehört. In seiner öffentlichen Thätigkeit hat S. sich vorwiegend den Fragen der Erziehung gewidmet. Auf seine Anregung sandte der Kultusminister v. Puttkamer 1880 eine Kommission nach Dänemark und Schweden zur Beobachtung der dortigen Haus- und Handfleißbestrebungen (Slöjd), der S. sich anschloß. 1881 begründete S. in Berlin das deutsche Zentralkomitee für Handfertigkeit und Hausfleiß, das 1886 auf dem sechsten deutschen Kongreß für erziehliche Knabenhandarbeit in den Deutschen Verein für Knabenhandarbeit überging. Seit 1883 betreibt er auch die Förderung und Ausbreitung der Jugendspiele in Gemeinschaft mit dem Gymnasialdirektor Eitner (s. d.) zu Görlitz. Schenckendorffs Vortrag über die Notwendigkeit einer Reform der höhern Lehranstalten, 3. Juli 1887 in der deutsch-akademischen Vereinigung zu Berlin gehalten, gab Anlaß zu der mit 23,000 Unterschriften an den Kultusminister gelangenden Petition um kommissarische Beratung der schwebenden Fragen des höhern Unterrichtswesens, infolge deren im Dezember 1890 die aus 44 Mitgliedern bestehende Schulkonferenz im Kultusministerium zu Berlin zusammentrat, der auch S. angehörte. S. ist Mitarbeiter mehrerer Tagesblätter und Zeitschriften für pädagogische und soziale Fragen. Als selbständige Schriften gab er heraus: »Der praktische Unterricht, eine Forderung der Zeit an die Schule« (Bresl. 1880); »Durch welche Mittel kann zur Verminderung der Verbrechen und Vergehen beigetragen werden?« (Görl. 1881); »Der Arbeitsunterricht auf dem Lande« (das. 1891).

Schenk, 3) August, Botaniker, starb 30. März 1891 in Leipzig.

Schérer, 2) Edmond, französischer Kritiker. Vgl. Gréard, Edmond S. (Par. 1890).

Scherff, Wilhelm von, preuß. General und Militärschriftsteller, zuletzt Generalleutnant und Kommandeur der 18. Division in Flensburg, nahm im Februar 1891 seinen Abschied.

Schiaffino (spr. skia-), Placido Maria, Kardinal, geb. 5. Sept. 1829 zu Genua, trat in den Benediktinerorden, wurde 1870 Generalvikar der Congregazione degli Olivetani, vom Papst Leo XIII. zu wichtigen Ämtern verwendet und 1885 als Vertreter seines Ordens Kardinal. Er starb 23. Sept. 1889 in Subiaco.

Schiedmayer, Adolf, Pianofortebauer, starb 17. Okt. 1890 in Stuttgart; sein Bruder, Hermann S., starb 18. Juni 1890 in Bad Kissingen.

Schief nennt man an der Börse bei bedingten Lieferungsgeschäften die Prämien, bei welchen der Ecart (Seitensprung), d. h. der Unterschied zwischen Prämienkurs und Kurs per ultimo fix, von der Prämie erheblich abweicht. Bei einer Rückprämie 180/10 ist 190 der Kurs, zu welchem die Prämie ausläuft. Der Verkäufer derselben ist berechtigt, entweder am Tage der Prämienerklärung die Papiere zum Kurse von 180 dem Käufer anzukündigen oder durch Zahlung von 10 sich von der Verpflichtung der Lieferung zu befreien. Er wird die Prämie zahlen, sobald der Kurs über 190 steht. Der Unterschied zwischen ihm und dem Prämienkurs ist dann größer als die Prämie. Man sagt von solchen Prämien: sie laufen zu schiefen Kursen aus. Ebenso spricht man bei der Stellage von einer »schiefen Mitte«, wenn die Mitte derselben von dem zur Zeit gehandelten Kurse per ultimo fix wesentlich abweicht.

Schiefer, kristallinische. Über die Natur und Entstehung der als k. S. bezeichneten Gesteine der ältesten geologischen Formationen gehen die Ansich-^[folgende Seite]