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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schieferalpen – Schiefwerden

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Schiefer'

rung herbeiführen, und hinlänglich fest und spröde, auch feuerfest sein. Der Dachschiefer wird erst in großen Blöcken und mächtigen Platten gebrochen, darauf in passende Stücke geteilt und mit breiten dünnen Meißeln in Dachsteine von erforderlicher Dicke gespalten, die nachher auf scharfkantigen Ambossen viereckig geschlagen, von dem Schieferdecker aber gelocht werden. Zu Schieferstiften (s. d.) dient der Griffelschiefer (s. d.). Zu Schiefertafeln (s. d.) werden sehr reine, harte und schwarze Abänderungen des Thonschiefers verarbeitet, und in dieser Hinsicht sind besonders die Brüche bei Lehesten, bei Probstzella und Gräfenthal im Saalfeldischen (der Kulmformation angehörig) u. s. w. bekannt. Man spaltet zu diesem Behufe den S. in dünne Tafeln, schabt diese mit einem Schabeisen, schleift sie mit Sand und poliert sie mit Tripel oder Bimsstein und Kohlenstaub, worauf sie in Rahmen gefaßt werden. – Über die Bituminösen Schiefer s. d. und die Einzelartikel Brandschiefer, Kupferschiefer, Ölschiefer, Papierkohle.

Schieferalpen, s. Ostalpen (Bd. 12, S. 696b).

Schieferdach, s. Dachdeckung (Bd. 4, S. 674a).

Schieferdecker, Falter, s. Nagelfleck.

Schiefergrün, soviel wie Auersberger Grün (s. d.)

Schiefer Hals (Torticollis), s. Hals.

Schieferkohle, s. Grobkohle.

Schieferletten, milde, ziemlich weiche schieferige Gesteine, die aus verhärtetem Thon bestehen und durch Eisenoxyde bunt (rot und braun) gefärbt sind. Sie beteiligen sich vorzüglich am Aufbau des Buntsandsteins, des Keupers und des Rotliegenden.

Schieferöl, s. Hydrocarbür.

Schieferpapier, künstliche Schiefertafeln, die aus dünner, glatter Pappe oder festem Schreibpapier durch beiderseitigen dreifachen Anstrich (erst schwarze Ölfarbe, die nach dem Trocknen mit Bimsstein geschliffen wird, dann Kienruß, in Leinölfirnis abgerieben und nach dem Trocknen gleichfalls geschliffen, endlich die nämliche Ölfarbe, mit Terpentinöl verdünnt und mit Kienruß und Bimssteinpulver versetzt) hergestellt werden. Vor den eigentlichen Schiefertafeln hat das S. den Vorzug dunklerer Färbung, wodurch die Striche des Schieferstifts deutlicher sichtbar werden, sowie den der Biegsamkeit, größern Leichtigkeit und geringern Zerbrechlichkeit. Die Schrift läßt sich darauf ebenso wie auf dem Schiefer mit einem nassen Schwamm auslöschen.

Schieferstift, in Stangen oder Stäbchenform geschnittener Griffelschiefer (s. d.) zum Schreiben auf Schiefertafeln. Früher geschah die Herstellung der S. ausschließlich durch Handarbeit. Der bis zur Verarbeitung durch Aufbewahrung in Kellern feucht erhaltene Stein wurde zuerst gespalten, dann mit dem Schabmeißel geschabt und abgeschliffen, wobei man sich mit dem Abstumpfen der Kanten der prismatischen Stücke begnügte. In neuerer Zeit werden Maschinen benutzt, mit welchen die Platten zunächst in prismatische Stücke zersägt, dann gespalten und die so erhaltenen Stäbchen, nachdem die Kanten mittels des Schabmeißels bestoßen sind, mehrmals durch eine mit Löchern versehene Scheibe hindurchgetrieben werden und so eine vollkommene Abrundung und Glätte erhalten. Die besten S. kommen aus den südöstl. Gegenden des Thüringer Waldes.

Schiefertafeln, Schreibtafeln, welche aus dem besonders im Harz, in Thüringen, Hessen-Nassau und bei Koblenz gebrochenen Thonschiefer, dessen grauschwarze Farbe von beigemengter Kohle ↔ herrührt, durch Spalten, Abschleifen und Einfassen mit einem Holzrahmen hergestellt werden. – Über künstliche S. s. Schieferpapier.

Schieferung, die Absonderung der Gesteine in dünne, parallele und ebenflächige Lagen, die entweder mit der Schichtung verlaufen oder diese unter beliebigem Winkel durchschneiden (Falsche Schieferung, s. d.). Sie ist meist das Erzeugnis einer andauernden und intensiven Druckwirkung auf die Gesteine und steht deshalb mit dem Prozeß der Gebirgsbildung durch seitlichen Schub in inniger Beziehung. Manche Eruptivgesteine (z. B. Phonolith) nehmen bei ihrer Erstarrung eine Art S. an.

Schieferweiß, s. Bleiweiß.

Schiefe Schlachtordnung, s. Fechtart (Bd. 6, S. 614a.) und Lineartaktik.

Schiefes Gesicht, s. Gesichtslähmung.

Schiefhals (Torticollis), s. Hals.

Schiefheit, s. Schiefwerden.

Schiefner, Franz Ant., Sprachforscher, geb. 6. (18.) Juli 1817 zu Reval, studierte zu Petersburg die Rechte, widmete sich dann in Berlin vorzugsweise philol. und, nach Petersburg zurückgekehrt, seit 1846 orient. Studien. Er war eine Reihe von Jahren Gymnasiallehrer in Petersburg und wurde 1852 Mitglied der Akademie, an welcher er seit 1863 auch die Stelle eines Bibliothekars bekleidete. Er starb 4. (16.) Nov. 1879 in Petersburg. S. war ein Kenner der großen mongol., turktatar., uralisch-finn. Sprachfamilien sowie der kaukas. und tibet. Sprachen. Außer zahlreichen Beiträgen zum «Bulletin» der Petersburger Akademie gehören hierher die Ausgabe von Târanâthas «Geschichte des Buddhismus in Indien» (Text, Petersb. 1868; deutsche Übersetzung 1869); ferner «Ergänzungen und Berichtigungen zu Schmidts Ausgabe des Dsanglun» (ebd. 1852). Ein ganz neues Gebiet der Sprachforschung haben S.s Arbeiten über die kaukas. Sprachen eröffnet; sie beruhen zumeist auf den in russ. Sprache autographierten und nicht in den Buchhandel gekommenen Grammatiken des Barons von Uslar (s. d.). 1853–56 gab er im Auftrage der Akademie Castréns (s. d.) «Nordische Reisen und Forschungen» heraus. Auch verfaßte S. eine deutsche Übersetzung des finn. Nationalepos «Kalevala» (Helsingf. 1852) und eine rhythmische Bearbeitung der «Heldensagen der minussinschen Tataren» (Petersb. 1859). – Vgl. F. Wiedemann, Zum Gedächtnis an Franz Anton S. (im «Bulletin de l’Académie Impériale des sciences de St. Pétersbourg», Bd. 26, 1880).

Schiefwerden, Schiefheit, die Rückgratsverkrümmungen, besonders die nach der Seite, die von den Ärzten Schlangenkrümmungen oder Skoliosen genannt werden und die stets in Form eines lat. S stattfinden, da der Ausbiegung nach rechts immer eine tiefer unten befindliche Kompensationskrümmung nach links entspricht, und umgekehrt. Diese Wirbelsäulenkrümmungen entstehen teils aus wirklichen organischen Leiden der Wirbelknochen, so namentlich häufig im Jugendalter die winklige Knickung der Wirbelsäule (meist nach vorn als Kyphosis, Auswachsen, Buckel, Buckeligsein) im Gefolge von Entzündung, Vereiterung und Zerstörung der Wirbelkörper (s. Wirbelsäule). In andern Fällen sind Krankheiten der Muskeln oder Bänder der Wirbelsäule schuld an dem Krummwerden, in noch andern eine Unmöglichkeit, das Gleichgewicht des Körpers anders als durch eine schiefe Rückenhaltung zu behaupten: z. B. wenn

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 427.