Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Schlaggarne; Schlaggenwald; Schlaghahn; Schlaghammer; Schlagholzbetrieb; Schlaginstrumente; Schlagintweit

476

Schlaggarne - Schlagintweit

binnen wenig Minuten töten, aber auch nach Wochen oder Monaten eine, wenigstens teilweise Herstellung gestatten. In letzterm Falle unterliegt das Gehirnmark und das darin ausgetretene Blut verschiedenen Umwandlungen, indem im günstigsten Fall das letztere allmählich resorbiert wird und an Stelle der zertrümmerten Hirnsubstanz eine glattwandige wasserhaltige Cyste oder eine kleine gelblich gefärbte Narbe zurückbleibt. Freilich bleibt in den meisten Fällen ein Teil der von dort auslaufenden Nervenfädchen für zeitlebens dem Willen oder der Empfindung entzogen, so das; z. B. der einst von S. Getroffene den einen Arm oder das eine Bein nicht mehr willkürlich oder nur unvollkommen bewegen kann, an gewissen Hautstellen nicht mehr fühlt, einen schiefen Mund behält u. s. w. Oft folgt auch ein allmählich um sich greifender Zerstörungsprozeß im Hirnmark, die sog. Gehirnerweichung (s. d.) und der sog. Gehirnabsecß (s. Gehirnentzündung), und reibt den Kranken allmählich unter allerlei Schmerzen, Krämpfen, Fieberzufällen und Bewußtseinsstörungen auf. Der S. kann sich, oft binnen wenig Stunden oder Tagen, oft in langjährigen Pausen, bei einem und demselben Individuum öfters wiederholen, namentlich je nachdem eine Hirnarterie nach der andern wegen Brüchigkeit birst. Der S. kommt zu allen Jahres- und Tageszeiten vor; mitunter häufen sich die Fälle binnen eines kurzen Zeitraums, besonders im Frühjahr, in auffälliger Weise, ohne daß sich hierfür eine bekannte Veranlassung nachweisen läßt. Die Hirnblutung tritt in der großen Mehrzahl der Fälle erst im vorgerückten Lebensalter, nach dem 50. Lebensjahre, auf, befällt durchschnittlich mehr Männer als Frauen und trifft mit einer gewissen Vorliebe solche Personen, die auch sonst sehr rot im Gesicht aussehen (oft infolge von Herzkrankheiten oder Störungen des kleinen Kreislaufs), ferner Fettleibige, Schwelger und Gichtische, oder tritt nach heftigen Gemütsaffekten, äußern Erhitzungen und Anstrengungen, nach üppigen Mahlzeiten, übermäßigem Alkoholgenuß, nach heftigem Pressen beim Stuhlgang, starken Erkältungen, Nachtwachen u. s. w. plötzlich auf. Auch die direkte Einwirkung der Sonnenstrahlen auf den Kopf kann durch plötzliche Blutüberfüllung des Hirns schwere schlagflußähnliche Symptome hervorrufen, die als sog. Hitzschlag den Soldaten auf anstrengenden Märschen gefährlich werden.

Der Hirnschlag wird verhütet durch Vermeiden der eben genannten Schädlichkeiten, besonders des zum Verfetten und Verkalken der Arterien führenden, schwelgerischen Lebenswandels, und dadurch, daß man besonders gealterte Personen (deren Adern stets starrwandig und brüchig sind) und Herzkranke zu großer Ruhe des Geistes und Körpers anhält. Bei der Behandlung der S. spielten sonst Aderlässe eine zu ausgedehnte Rolle, während sie jetzt, fast mehr als gut ist, gering geschätzt werden. Vor allem bringe man den vom Schlag Getroffenen, nach Entfernung aller beengenden Kleider, an einen kühlen, ruhigen Ort, lege den Kopf und Oberkörper hoch, bedecke erstern mit kühlen Umschlägen oder einem Eisbeutel, sorge durch Fußbäder, Senfteige, scharfe Klystiere u. dgl. für gehörige Ableitung nach unten und dadurch für rechtzeitige Minderung der unausbleiblichen Reaktion (Entzündung) im Gehirn. Während deren Verlauf wird das kühlende und ableitende Verfahren fortgesetzt und durch äußere Ruhe, Verfinsterung des Zimmers, Vermeidung von Geräusch, Gespräch u. s. w. noch längere Zeit (bis zur Ausheilung der kranken Stelle) jede Hirnreizung vermieden. Späterhin ist die Bekämpfung der zurückbleibenden Lähmungen durch Massage, vorsichtige gymnastische Übungen, mäßig warme Bader und Anwendung des galvanischen Stroms wichtig.

Schlaggarne, Wand, die auf dem Vogelherd verwendeten Netze, die zwei Flügel bilden und durch eine Ruckleine rasch so zusammenschlagen, daß sie ihrer ganzen Länge nach deckend wirken.

Schlaggenwald, czech. Slavkov Horni, Stadt im Gerichtsbezirk Ellbogen der österr. Bezirkshauptmannschaft Falkenau in Böhmen, hat (1890) 4076 deutsche E., bedeutende Porzellanfabrik (1780) und Ackerbau. S. war im 16. und 17. Jahrh. bedeutend durch seinen Zinnbergbau.

Schlaghahn, an Handfeuerwaffen, s. Hahn (Bd. 8, S. 650 a).

Schlaghammer, Werkzeug der Buchbinderei (s. d., Bd. 3, S. 650 a).

Schlagholzbetrieb, Ausschlagholzbetrieb, die forstliche Betriebsart, bei der eine periodische Nutzung der Schäfte, Schaftteile oder Äste mit starkem Ausschlagsvermögen begabter Laubhölzer stattfindet. Die Bäume werden also mehr oder weniger verstümmelt, und die Verjüngung erfolgt durch Ausschläge. Hierher gehören Niederwaldbetrieb (s. d.), Kopfholzbetrieb (s. d.) und Schneidelbetrieb (s. d.).

Schlaginstrumente, krustische Instrumente, im Altertum und frühern Mittelalter alle Instrumente, die nicht angeblasen wurden, also auch die Saiteninstrumente, wie Harfe, Lyra u. s. w. Später trennte man die Streichinstrumente davon und beschränkte den Namen S. auf diejenigen, bei denen der Klang durch Klopfen und Schlagen mit Hammer, Klöppel oder sonstwie erzeugt wird, wie Becken, Triangel, Glocken, Trommel, Pauke, Strohfiedel. Auch Rassel-, Klapper- und andere Lärminstrumente der Janitscharenmusik gehören hierher, während man die Saiteninstrumente, die, wie Hackebrett, Zither, Laute und die Klaviere, eigentlich S. sind, als besondere Instrumentenklasse rechnet.

Schlagintweit, Herm., Freiherr von, Naturforscher und Reisender, der älteste Sohn des als Augenarzt bekannten bayr. Wirklichen Rats Joseph S. (geb. 7. Dez. 1791 zu Regen in Bayern, gest. 10. Ang. 1854 zu München), wurde 13. Mai 1826 zu München geboren. Mit seinem jüngern Bruder, Adolf von S. (geb. 9. Jan. 1829), beschäftigte er sich schon früh mit physik. und geolog. Forschungen. Ihre Beobachtungen in den Alpen von 1846 bis 1848 veröffentlichten sie in den "Untersuchungen über die Physik. Geographie der Alpen" (Lpz. 1850). Dann besuchten sie England und Schottland und gingen 1851 abermals nach den Alpen. Hier bestiegen sie 23. Aug. 1851, als die ersten, die höchste Spitze des Monte-Rosa. Hermann trug in der Folge an der Universität Berlin Meteorologie und physik. Geographie vor, Adolf beschäftigte sich 1852 und 1853 mit der geolog. Aufnahme der Bayrischen Alpen und habilitierte sich in München. Ihre gemeinschaftlich fortgesetzten Forschungen sind niedergelegt in den "Neuen Untersuchungen über die physik. Geographie und die Geologie der Alpen" (Lpz. 1854), welches Werk auch eine Arbeit des vierten Bruders, Robert von S. (geb. 27. Okt. 1833), über die Geologie des Kaisergebirges enthält. Außerdem konstruierten Hermann und Adolf zwei Reliefs: vom Monte-Rosa und von der Zug-^[folgende Seite]