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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schmidt-Cabanis; Schmidtmannshall; Schmidt-Phiseldeck; Schmidt-Weißenfels; Schmiech; Schmiede; Schmiedeberg

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Schmidt-Cabanis - Schmiedeberg.

in Berlin. Bei der Konkurrenz zur Wiener Votivkirche erhielt er den dritten und bei der zum Berliner Rathaus den ersten Preis. 1857 wurde er als Professor der Architektur an die Mailänder Akademie berufen, wo ihm bald neben seiner Lehrthätigkeit die Restauration von Sant' Ambrogio übertragen ward, die aber durch den Krieg von 1859 ins Stocken geriet. Seit 1859 ist er Professor an der Akademie in Wien. Er baute die Lazaristenkirche daselbst, die Pfarrkirche zu Fünfhaus und die gotische Kirche in Graz; 1862 wurde er Baumeister des Stephansdoms. Seine andern Hauptwerke sind: das akademische Gymnasium, die Vollendung des Turms von St. Stephan und das in deutsch-italienischer Gotik ausgeführte Rathaus (s. Tafel "Wiener Bauwerke"). Er ist gegenwärtig der hervorragendste und künstlerisch selbständigste Vertreter des gotischen Stils in der deutschen Baukunst. S. ist Oberbaurat.

Schmidt-Cabanis, Richard, humoristischer Schriftsteller, geb. 22. Juni 1838 zu Berlin, widmete sich anfangs dem Buchhandel, ging dann (1860) zum Theater über und wirkte als Charakterdarsteller an den Bühnen zu Rostock, Köln u. a. O. Durch eine Lähmung des rechten Arms 1865 längere Zeit ans Krankenlager gefesselt, begann er hier seine litterarische Thätigkeit aus humoristischem Gebiet. Nachdem er 1867 der Schauspielerlaufbahn gänzlich entsagt hatte, beteiligte er sich in Berlin an der Redaktion der Damenzeitung "Victoria" und führte 1869-84 die Redaktion der "Berliner Montagszeitung". Seine Hauptschriften sind: "Verstimmte Akkorde" (Berl. 1868); "Allerlei Humore", komische Novellen (das. 1872, 4 Bdchn.; 2. Aufl. 1876); "Was die Spottdrossel pfiff", politisch-satirische Zeitgedichte (das. 1874); "Veilchen und Meerrettig", Humoresken (das. 1875, 2. Aufl. 1876); "Buntes Nichts" (das. 1876); "Wenn Frauen lächeln!" (das. 1876); "Zoolyrische Ergüsse" (das. 1876); "Der große Struwwelpeter" (das. 1877); "Wechselnde Lichter", gesammelte Gedichte (das. 1881); "Allerlei nette Pflanzen" (mit Illustrationen von Meggendorfer, Münch. 1882); "Die Jungfernrede", Humoreske (Berl. 1883); "Brummstimmen der Zeit" (das. 1886) u. a.

Schmidtmannshall, Salz- und Kaliwerke bei Aschersleben im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, nach Herm. Schmidtmann, der sie in Gemeinschaft mit Engländern 1876-83 begründete, benannt. Das Kalisalzlager findet sich hier in einer Tiefe von 300-400 m mit einer durchschnittlichen Abbaumächtigkeit von 10 m und würde bei einer täglichen Förderung von 20,000 Ztr. auf ein Jahrtausend ausreichen. Das Werk besitzt zwei Schächte, eigne Verbindungsbahnen nach Aschersleben, ein großes Wasserwerk und zwei getrennte eiserne Druckrohrleitungen von ca. 25 km Länge zur Abführung der Fabrikwässer nach dem Bodefluß. Die Tagesanlagen bedecken ein Areal von ca. 5 Hektar Dachfläche. 1883 ging der Besitz an eine deutsche Gewerkschaft: "Kaliwerke Aschersleben", über.

Schmidt-Phiseldeck, Justus von, braunschweig. Staatsmann, geb. 8. April 1769 zu Wolfenbüttel, studierte in Helmstädt die Rechte, trat 1795 in braunschweigische Staatsdienste u. ward 1799 Konsistorial-, Grenz- und Lehnsrat sowie Archivar, 1806 Geheimer Sekretär im Ministerium, trat dann in westfälische Dienste, ward 1808 Appellationsrichter in Kassel, 1809 Staatsrat, 1810 zugleich Generaldirektor der indirekten Steuern und nach der Restauration der frühern braunschweigischen Regierung 1814 Mitglied des Geheimeratskollegiums und Geheimrat. An den Verhandlungen des Wiener Kongresses nahm er als Gesandter des Herzogs Friedrich Wilhelm bis 1815 teil. Nach dieses Fürsten Tod ward ihm durch den Prinz-Regenten von England die Hauptleitung der Landesangelegenheiten übertragen, in welcher Stellung er sich die Zufriedenheit des Landes, nicht aber die des Herzogs Karl erwarb. Von diesem nach seinem Regierungsantritt 1826 wegen der Verweigerung der Herausgabe seiner mit dem König von England geführten Korrespondenz mit Verhaftung bedroht, entwich S. nach Hannover, wo er zum Chef des Justizdepartements und 1832 zum Landdrost in Hildesheim ernannt wurde. Später kehrte er nach Braunschweig zurück und starb 23. Sept. 1851 in Wolfenbüttel. Über seine Zerwürfnisse mit dem Herzog Karl gab er in einer besondern Schrift (Hannov. 1827) Aufschluß.

Schmidt-Weißenfels, Eduard, Schriftsteller, geb. 1. Sept. 1833 zu Berlin, begann frühzeitig die publizistische Thätigkeit, ward 1848 Sekretär der preußischen Nationalversammlung, dann der Ersten Kammer, machte 1850 den Feldzug in Schleswig-Holstein mit und ging dann nach Paris, wo er indessen nach dem Staatsstreich verhaftet und einige Monate später des Landes verwiesen wurde. Er lebte seitdem an verschiedenen Orten, in England, Berlin, Leipzig, Prag, Gotha, wo er in vertraute Beziehungen zum Herzog Ernst II. trat und die damals aufsehenerregende Broschüre "Der Herzog von Gotha und sein Volk" (Leipz. 1861) veröffentlichte, und hat gegenwärtig seinen Wohnsitz in Stuttgart. S. veröffentlichte eine Reihe historischer, biographischer und litteraturgeschichtlicher Werke, von denen wir nennen: "Frankreichs moderne Litteratur seit der Restauration" (Berl. 1856, 2 Bde.); "Rahel und ihre Zeit" (Leipz. 1857); "Scharnhorst" (das. 1859); "Geschichte der französischen Revolutionslitteratur" (das. 1859); "Friedrich Gentz" (das. 1859); "Charaktere der deutschen Litteratur" (das. 1859, 2 Bde.); "Preußische Landtagsmänner" (Berl. 1862); "Fürst Metternich" (Prag 1860, 2 Bde.); "Fichte und das deutsche Volk" (Berl. 1862); "Frankreich und die Franzosen" (2. Ausg., das. 1869); "Ferdinand Freiligrath" (Stuttg. 1876, Aufl. 1877); "Porträts aus Frankreich" (das. 1881); "Charakterbilder aus Spanien" (das. 1885) u. a. Von seinen (meist historischen) Romanen machen wir namhaft: "Polignac" (Berl. 1866); "Pascal Paoli" (Leipz. 1867); "Der achtzehnte Brumaire" (Berl. 1869); "Die Söhne Barneveldts" (das. 1871); "Der Aufstand in Algier" (das. 1872); "Adelsstolz" (das. 1873); "König Null" (das. 1876); "Prinz Erdmann" (das. 1878); "Sturmleben" (das. 1878); "Zweiter Frühling" (das. 1881); "Die Meineidigen" (das. 1886). Außerdem veröffentlichte er populäre Erzählungen: "Zwölf Schlosser", "Zwölf Schuhmacher", "Zwölf Bäcker" etc., die er zu einer "Deutschen Handwerkerbibliothek" (Stuttg. 1878-83, 5 Bde.) zusammenfaßte.

Schmiech (Schmiechen, Schmeie), Fluß in Württemberg, entspringt bei Onsmettingen nahe dem Nordende der Alb, durchschneidet diese in südöstlicher Richtung u. mündet bei Inzighofen links in die Donau.

Schmiede, Käferfamilie, s. Schnellkäfer.

Schmiedeberg, 1) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Wittenberg, ist mit hübschen Promenaden umgeben, hat eine alte Kirche, ein altes, schönes Rathaus, einen mit Bäumen bepflanzten Marktplatz, ein Amtsgericht, ein Eisenmoorbad (vorzüglich bei rheumatischen und gichtischen Leiden, bei Frauen- und bei Nervenkrankheiten aller Art, Ab-^[folgende Seite]