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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schneebäder – Schneegans (Karl Aug.)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Schneeammer'

harten, schneereichen Wintern wandert die S. in oft unermeßlichen Scharen bis nach Mitteldeutschland.

Schneebäder, s. Bad (Bd. 2, S. 254b).

Schneeball, Gartenstrauch, s. Viburnum.

Schneebeere, Strauchgattung, s. Chiococca.

Schneeberg, Name zahlreicher Berge in Deutschland. 1) Berg im Fichtelgebirge zwischen dem Quelllauf des Mains und der Eger, 4 km im SSW. von Weißenstadt im bayr. Bezirksamt Wunsiedel in Oberfranken, 1051 m hoch, hat auf dem Gipfel eine gegen 10 m hohe Granitfelsengruppe, das Backöfele, dessen Platte eine schöne Aussicht gewährt. –

2) Großer, Glatzer oder Spieglitzer S., 1122 m hoher Berggipfel der Sudeten, höchster Punkt des Glatzer Schneegebirges. –

3) Kleiner S. bei Glatz (1323 m). –

4) Hoher S. im Elbsandsteingebirge, westlich von der böhm. Stadt Tetschen, nahe der sächs. Grenze, 723 m hoch, mit 30 m hohem Turm, von welchem man wohl die großartigste Aussicht der ganzen Sächsischen xSchweiz genießt. –

5) Neisser oder Mährischer S., soviel wie Altvater (s. d.). –

6) S. oder Schneekopf im Böhmerwalde bei Waidhaus (748 m). –

7) S. in den Vogesen, im NW. von Molsheim (961 m).

Schneeberg. 1) Bergstock der Österreichischen Alpen in der niederösterr. Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen, gegenüber der Raxalpe (s. d.), kulminiert im Klosterwappen (2075 m); ein anderer Gipfel ist der Kaiserstein (2061 m). Aus dem Berge befinden sich mehrere Wirtshäuser, unter denen das Baumgartnerhaus (1438 m) das besuchteste ist. –

2) Krainer S., die höchste Erhebung des Karstes, zwischen Laas und Fiume gelegen, kulminiert in der Schneekoppe (1796 m), deren Besuch durch zwei Schutzhütten erleichtert wird.

Schneeberg, Bergstadt in der Amtshauptmannschaft Schwarzenberg der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, 4 km von der Mulde, an der Nebenlinie Niederschlema-S.-Neustädtel (5,2 km) der Sächs. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Zwickau), Steueramtes und einer Klöppelschulinspektion, hat (1890) 8213 E., darunter 119 Katholiken und 10 Israeliten, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, spätgot. St. Wolfgangskirche, eine der größten in Sachsen, mit Gemälde von Lukas Cranach dem Ältern und zahlreichen Grabdenkmälern, Gymnasium mit naturhistor. Museum, Seminar, Gewerbezeichenschule, Klöppelmusterschule zur Ausbildung von Klöppelschullehrerinnen, Klöppelschule und Handelsschule, Hospital, Stadtkrankenhaus, Waisenhaus (Amalienstift) und einen Schlachthof. Der früher sehr bedeutende Bergbau auf Silber ist zurückgegangen; jetzt wird hauptsächlich Kobalt und daraus Kobaltblau (Smalte, namentlich in Oberschlema und Niederpfannenstiel) gewonnen, ferner Wismut, Nickel, Braunstein, Schwefelkies, Uranpecherz und Quarz. Auch die früher blühende Stickerei und Spitzenklöppelei ist durch die Einführung der Maschinen zurückgedrängt; weitverbreitet ist die Maschinenstickerei, die Weißstickerei, die Anfertigung von Blonden und Konfektionen, die Kunsttischlerei und die Fabrikation von Korsetten, Tüll, Puppen, Mineralfarben für Glas und Porzellan und Buntpapier. Der sog. Schneeberger Schnupftabak, aus aromatischen Kräutern bereitet, wird besonders auch im nahen Bockau (s. d.) verfertigt. Als echte Sorte gilt der grüne Schnupftabak, welcher in der Apotheke zu S. hergestellt und in kleinen Holzschachteln verkauft wird. ↔ Der Handel erstreckt sich vorzugsweise auf Spitzen-, Weiß- und Nähwaren. Mit S. hängen zusammen südlich die Stadt Neustädtel (s. d.), Dorf Lindenau (776 E.), nördlich Dorf Griesbach (588 E.), nordöstlich Oberschlema (s. Schlema), die zum Teil bedeutende Industrie haben. Der nahe Keilberg mit Aussichtsturm gewährt eine schöne Rundsicht. Etwa 4 km vor der Stadt liegt der Filzteich mit Torfstecherei. S. ist Sitz des Erzgebirgsvereins. – Die Stadt verdankt ihr Entstehen dem Bergbau auf dem Schneeberg, der 1470 begann; 1471 erhielt S. die Eigenschaft einer Stadt, 1476 eine Gerichtsordnung, 1481 den Freiheitsbrief. Der Verfall des Silberbergbaues begann in der ersten Hälfte des 16. Jahrh.

Schneeberger, Helene, s. Hartmann, Helene.

Schneeberggruppe, s. Ostalpen (Bd. 12, S. 698a).

Schneeblindheit, s. Hemeralopie.

Schneedruck und Schneebruch, die Beschädigung der Bäume durch die Schwere großer, bei ruhiger, milder Winterwitterung fallender, wässeriger Schneemassen, die sich an die Bäume anhängen. Bleibt die Witterung mild, so werden diese niedergedrückt, oft auch mit den Wurzeln aus dem nicht gefrorenen Boden gehoben und vollständig umgedrückt (Schneedruck); tritt Frost ein, so zerbrechen die Stämme leichter (Schneebruch). Am meisten sind durch Schneedruck die wintergrünen Bäume gefährdet, vorzugsweise die Kiefern im Gebirge, junge Fichtenbestände, namentlich wenn sie zu dicht gewachsen sind. Laubhölzer leiden im allgemeinen (mit Ausnahme der Robinien) weniger von demselben. Besonders gefährlich wird der Schnee, wenn gleichzeitig Duftanhang (s. d. und Rauhfrost) oder Eisanhang (s. d.) eintreten oder vorausgehen. Vorzugsweise in den mitteleurop. Gebirgswaldungen hat der Schneebruch oft schon große Verheerungen gebracht. Erziehung der Bestände in weiterm Verband, rechtzeitige und öftere Durchforstungen zu dichter Bestände sind forstliche Hilfsmittel, die das Übel mildern, aber nicht ganz beseitigen können.

Schneeeifel, s. Eifel (Bd. 5, S. 778a).

Schneeeule (Strix s. Nyctea nivea Bonap., s. Tafel: Eulen, Fig. 1), eine ansehnliche, den hohen Norden Europas, Asiens und Amerikas bewohnende Eule, die 70 cm lang ist und 160 cm klaftert, ein weißes, dunkler geflecktes Gefieder besitzt, das mit dem Alter immer weißer wird. Sie streicht im Winter gelegentlich bis in das nordöstl. Deutschland. In der Gefangenschaft nicht allzu häufig, wird das Exemplar mit 80–120 M. bezahlt.

Schneefinke, s. Finke.

Schneeflöckchen, s. Galanthus.

Schneeflockenbaum, s. Chionanthus.

Schneefloh (Degeeria nivalis L.), eine Art der Springschwänze (s. d.), etwas über 2 mm lang, gelbbraun mit schwärzlichen Querbinden und dunklem Kopffleck, erscheint, namentlich wenn nach größerer Kälte plötzlich Wärme, besonders bei Süd- und Südwestwind eintritt, oft in großer Menge auf der Oberfläche des Schnees.

Schneegans, s. Gans.

Schneegans, Karl Aug., elsäss. Schriftsteller und Politiker, geb. 9. März 1835 zu Straßburg, besuchte die dortige Universität, unternahm 1857 eine Reise nach den Donaufürstentümern, wo er als Sekretär der Internationalen Kommission für Regulierung der Donaumündungen thätig war, wirkte hierauf zu Paris als Sprachlehrer und als Mitarbeiter am «Temps», übernahm 1863 die Redak-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 556.