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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schneekater - Schneider.

ter leben nur während der Brutzeit beisammen; der Hahn beteiligt sich weder am Brüten noch an der Führung der Jungen. Das Weibchen nistet unter einem Strauch und legt 9-16 rotgelbe, dunkel gefleckte Eier, welche es in etwa 3 Wochen ausbrütet. Zum Winter vereinigen auch sie sich zu großen Scharen, streifen weit umher und treten in Amerika weite Wanderungen an. Sie werden von den nordischen Völkerschaften jährlich zu Hunderttausenden erbeutet.

Schneekater, Misteldrossel, s. Drossel, S. 158.

Schneekönig, s. v. w. Zaunkönig.

Schneekopf, zweithöchster Gipfel des Thüringer Waldes (983 m), in der Zentralregion des Gebirges (im Gothaischen) gelegen, mit 21 m hohem Aussichtsturm. Nahebei das Gasthaus Schmücke.

Schneekoppe (Riesenkoppe), der höchste Gipfel im Riesengebirge, im mitteldeutschen Bergland und im preußischen Staat, 1603 m hoch, 230 m über dem Kamm des Gebirges, liegt in der Grenze des Granits (nördlich) und des Glimmerschiefers (südlich). Auf dem Gipfel, welcher von O. nach W. 55 m und von N. nach Süden 43 m breit ist, steht eine kleine runde Kapelle, deren Bau schon 1668 vom Grafen Schaffgotsch, der sich mit dem Grafen Clam-Gallas in den Besitz fast des ganzen Riesengebirges teilte, begonnen ward, und die dem heil. Laurentius gewidmet ist. Seit 1824 diente die Kapelle als eine Gastherberge für die Reisenden, welche die Koppe bestiegen; nachdem aber 1850 neben ihr ein besonderes Gasthaus aufgeführt worden, ist sie dem Kultus zurückgegeben. Das neue Gasthaus und die Kapelle (beide auf preußischem Gebiet) wurden wiederholt ein Raub der Flammen, aber immer wieder aufgebaut, und ersterm zur Seite wurde ein zweites Gasthaus auf böhmischem Boden errichtet; in jenem befindet sich während des Sommers eine Postanstalt, in diesem eine Telegraphenstation. Südlich, gegen Böhmen hin, fällt der Blick von der S. aus in einen schroff hinablaufenden, 600 m tiefen Thalgrund, den Aupagrund. Die Aussicht von der S. ist groß und mannigfaltig, da der Gesichtskreis, welcher sich hier dem Beschauer öffnet, über 300 km im Durchmesser beträgt. Man übersieht einen großen Teil von Niederschlesien, den östlichen Teil der Oberlausitz und bedeutende Teile von Böhmen sowie die Gebirge der Grafschaft Glatz.

Schneekraut, s. Cerastium.

Schneelilie, s. v. w. Leucojum vernum.

Schneelinie (Schneegrenze), s. Schnee, S. 576.

Schneeortolan, s. Ammer, S. 489.

Schneerose, s. v. w. Rhododendron hirsutum; auch s. v. w. Helleborus niger.

Schneeschuhe, hölzerne, schlittschuhähnliche Vorrichtungen von 1,50-2 m Länge, deren man sich in Norwegen und andern nördlichen Ländern namentlich bei der Jagd bedient, um, ohne einzusinken, schneller über den oben mit einer Kruste überzogenen Schnee hinwegzukommen, wobei man sich zur Unterstützung eines unten mit einer Scheibe versehenen Stockes bedient.

Schneetröpfchen, s. v. w. Schneeglöckchen, Galanthus nivalis.

Schneevogel, Schneeammer, s. Ammer, S. 489.

Schneewürmer, auf Schneedecken oft massenhaft erscheinende Insektenlarven, welche zu den verschiedensten Deutungen Veranlassung gegeben und besonders auch durch den Aberglauben ausgebeutet worden sind. Es sind hauptsächlich die mit dunklem, samtartigem Filz überzogenen sechsbeinigen Larven des gemeinen Weichkäfers (Warzenkäfers, Telephorus fuscus L.) aus der Familie der Weichkäfer (Malacoderma), welche unter Steinen, Laub oder an Baumwurzeln überwintern, durch Regengüsse, warme Tage, Arbeiten im Wald oder andre Störungen hervorgelockt, durch einen Sturm fortgeführt wurden und auf dem Schnee besonders in die Augen fallen. Die Larven vertilgen viele andre Insektenlarven und verpuppen sich im April oder Mai. Der Käfer ist 1,3 cm lang, schwarz, fein grau seidenartig behaart, am Hinterleib, Vorderkopf, an der Fühlerbasis und dem Thorax, mit Ausnahme eines schwarzen Flecks am Vorderrand des letztern, hell mennigrot. Man findet ihn im Frühjahr besonders an blühenden Sträuchern, wo er Insekten erbeutet; doch frißt er auch an jungen Eichentrieben, die dadurch getötet werden.

Schneidelholzbetrieb, dem Kopfholzbetrieb ähnliche forstliche Betriebsart, bei welcher die Stämme ganz oder bis zu größerer Höhe unverstümmelt bleiben und die Nutzung sich nur auf die Wegnahme der Äste erstreckt. Die Verjüngung erfolgt durch Ausschläge an den Abhiebsstellen.

Schneidelstreu, s. v. w. Waldstreu (s. d.).

Schneidemühl (poln. Pila), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Bromberg, Kreis Kolmar, an der Küddow, Knotenpunkt der Linien Berlin-S., S.-Dirschau, S.-Deutsch-Krone, S.-Thorn und Posen-Stettin der Preußischen Staatsbahn, 62 m ü. M., hat eine evangelische, eine katholische und eine freireligiöse Kirche, eine Synagoge, ein Gymnasium, eine Taubstummenanstalt, ein Landgericht, eine Reichsbanknebenstelle, Eisengießerei, Maschinen-, Stärke-, Knochenmehl- und Dachpappenfabrikation, Dampfmahl- und Schneidemühlen, Wassermühlen, Dampftischlerei, Bierbrauerei, Ziegelbrennerei und (1885) 12,406 meist evang. Einwohner. Hier wurde 19. Okt. 1844 von Joh. Czerski die erste deutschkatholische Gemeinde gegründet. Zum Landgerichtsbezirk S. gehören die 13 Amtsgerichte zu Czarnikau, Filehne, Märkisch-Friedland, Jastrow, Kolmar i. P., Deutsch-Krone, Lobsens, Margonin, Nakel, Schloppe, S., Schönlanke und Wirsitz.

Schneidemühle, Sägemühle, s. Sägemaschine, S. 174.

Schneiden, im Whistspiel etc., s. Impasse.

Schneider, junger Hirsch von sechs Enden.

Schneider, 1) Johann Gottlob, Philolog, geb. 18. Jan. 1750 zu Kollmen bei Wurzen (daher Saxo), vorgebildet in Schulpforta, studierte in Leipzig und Göttingen, ging 1774 nach Straßburg, um Brunck bei der Herausgabe griechischer Dichter zu unterstützen, wurde 1776 Professor der Beredsamkeit in Frankfurt a. O., siedelte 1811 bei der Verlegung der Universität mit nach Breslau über, ward dort 1816 auch Oberbibliothekar und starb 12. Jan. 1822. Einem besondern Interesse für die naturgeschichtlichen Verhältnisse bei den Alten entsprangen nicht bloß: "Ichthyologiae veterum specimina" (Frankf. 1782), "Litterarische Beiträge zur Naturgeschichte aus den alten Schriftstellern" (das. 1786), "Analecta ad historiam rei metallicae veterum" (das. 1788), "Eclogae physicae ex scriptoribus praecipue graecis excerptae" (Jena 1801, 2 Bde.) u. a., es war auch von Einfluß auf die Auswahl der von ihm herausgegebenen Schriftsteller. Wir nennen von seinen Ausgaben die von Oppian (Straßb. 1776 u. Leipz. 1813); Älians "De natura animalium" (das. 1784, 2 Bde.); Xenophon (das. 1790-1815, 6 Bde.; neu hrsg. von Bornemann u. Sauppe, 1825 ff.); Nikanders "Alexipharmaca" (Halle 1792) und "Theriaca" (Leipz. 1816); Orpheus' "Argonautica" (Jena 1803); Aristoteles'