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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schnellrechner; Schnepf; Schnepfe

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Schnellrechner - Schnepfe.

dieser Hinsicht ganz bedeutende Vorteile erzielen, verglichen mit den Ergebnissen des gewöhnlichen Pressendrucks. Vgl. Fischer u. Wittig, Die S. (3. Aufl., Leipz. 1878); Bachmann, Leitfaden für Maschinenmeister an Schnellpressen (2. Aufl., Braunschweig 1873); Waldow, Hilfsbuch für Maschinenmeister (Leipz. 1886); Goebel, Friedrich König und die Erfindung der S. (Stuttg. 1883).

Schnellrechner, Personen, welche die Fähigkeit besitzen, verwickelte Rechnungen ungewöhnlich schnell auszuführen. Bis zu einem gewissen Grad eignet sich wohl jeder praktische Rechner diese Fähigkeit an, wobei für das auf den Verkehr bezügliche (kaufmännische) Rechnen die sogen. welsche Praktik gute Dienste leistet. Den Rechenkünstlern aber, die öffentlich als S. auftreten, ist es eigentümlich, daß sie die Rechnungen im Kopf ausführen, wozu vor allen Dingen gehört, daß sie große Zahlenmassen rasch und mit Sicherheit dem Gedächtnis einzuprägen vermögen. Zum bloßen Memorieren mäßiger Zahlenreihen sind mnemonische Hilfsmittel ausreichend, eigentliche S. bedienen sich derselben weniger. Solche Personen sehen lange Zahlenreihen, die ihnen langsam vorgesprochen worden sind, mit derselben Klarheit vor ihren geistigen Augen wie andre die auf Papier od. dgl. niedergeschriebenen Ziffern. Das Rechnen bei öffentlichen Schaustellungen solcher Rechenkünstler beschränkt sich meist auf die vier Spezies und das Ausziehen von Quadrat- und Kubikwurzeln; doch hat Dase (s. d.) auch wissenschaftliche Berechnungen ausgeführt.

Schnepf, Ehrhard, Reformator Württembergs, geb. 1. Nov. 1495 zu Heilbronn, wurde schon, während er in Heidelberg Theologie studierte, für Luthers Lehre gewonnen und folgte, nachdem er in Nassau-Weilburg die Reformation eingeführt, einem Ruf an die neugegründete Universität Marburg. 1534 übernahm er die Einführung der Reformation in Württemberg und zwar im Land unterhalb der Staig, während Blarer (s. d.) oberhalb der Staig dem Evangelium Bahn brach. Seine Stellung als Generalsuperintendent in Stuttgart vertauschte er, am Hof mißliebig geworden, 1544 mit einer Professur in Tübingen. Durch das Interim 1548 aus Württemberg vertrieben, ward er 1549 als Professor nach Jena berufen und starb daselbst 28. Nov. 1558. Vgl. Hartmann, Ehrhard S. (Tübing. 1870).

Schnepfe (Scolopax L.), Gattung aus der Ordnung der Stelzvögel und der Familie der Schnepfen (Scolopacidae), meist kleinere Vögel mit gedrungenem Leib, mittelgroßem, seitlich zusammengedrücktem, hochstirnigem Kopf, sehr weit nach oben und hinten stehenden Augen, langem, geradem, dünnem, stumpfschneidigem, weichem, mit nervenreicher Haut überzogenem und als Tastorgan dienendem Schnabel, kurzen, breiten, ziemlich gewölbten, stumpfspitzigen Flügeln, niederm, weichem, stämmigem, bis auf die Ferse befiedertem Fuß mit langer Mittelzehe und kurzem Schwanz. Sie bewohnen feuchte, sumpfige Orte, leben meist paarweise, im Winter in großen Gesellschaften, sind vorzugsweise Nacht- oder Dämmerungsvögel, suchen ihre Nahrung, die aus Kerbtieren besteht, mit dem Schnabel tastend, in lockerer Erde, laufen gut, fliegen vortrefflich, nisten meist auf dem Boden und legen vier Eier, welche beide Geschlechter bebrüten. Die S. (Wald-, Holz-, Bergschnepfe, Scolopax rusticola L., s. Tafel "Watvögel I"), 32 cm lang, 58 cm breit, mit grauem Vorderkopf, braun und gelb gestreiftem Ober- und Hinterkopf, übrigens rotbraun, graugelb und schwarz gebändert und gefleckt, an der Kehle weißlich, unterseits graugelblich und braun gewellt, Schwingen braun, Steuerfedern schwarz, beide rostfarben gefleckt; das Auge ist braun, Schnabel und Fuß sind grau. Sie bewohnt ganz Europa, Nord- und Mittelasien, geht auf dem Zug bis Nordwestafrika und Indien, weilt bei uns von März bis Oktober. Die S. bevorzugt Laub- und Nadelwaldungen mit feuchtem, weichem Boden, in welchem sie nach Regenwürmern, Schnecken und Insektenlarven bohren kann. Sie ist höchst furchtsam und scheu, dabei klug und listig, hält sich am Tag stets verborgen und streicht nur in der Dämmerung umher. Sie nistet in Deutschland nur vereinzelt (in den Mittelgebirgen und in Norddeutschland) und legt vier braunrote oder gelbliche, dunkel gefleckte Eier (s. Tafel "Eier II") in ein kunstloses Nest hinter einen Busch, einen alten Stock etc. In günstigen Jahren brütet sie zweimal. In der Gefangenschaft wird sie leicht zahm. Zur nahe verwandten Gattung Sumpfschnepfe (Gallinago Leach), charakterisiert durch den verhältnismäßig langen Schnabel, mit mittellangen, über die Ferse nackten Füßen, langen Zehen, langem, gekrümmtem Nagel an der Hinterzehe und sehr stark ausgeschnittenen Flügeln, gehört die Mittelschnepfe (Doppel-, Pfuhlschnepfe, G. major Bp.), 28 cm lang, 55 cm breit, am Oberkopf bräunlichschwarz, braungelb gestreift, oberseits braunschwarz, heller gefleckt und gestreift, am Bürzel braunschwarz, rostrot gefleckt, unterseits weißlich mit dunkelbraunen, dreieckigen Flecken, die Schwingen braun, vor der Spitze grauweiß gesäumt, der Schwanz rostrot, schwarz gebändert, weiß gesäumt, findet sich im Norden Europas und Asiens, durchwandert ganz Afrika und Asien, durchzieht Deutschland im Mai und September und brütet auch vereinzelt bei uns. Sie lebt in Sümpfen und Mooren auf ziemlich trocknem Boden, ist wenig gesellig, findet sich aber oft mit ihresgleichen zusammen. Sie brütet Ende Mai oder im Juni; Nest und Eier gleichen denen der Haarschnepfe. Ihr Fleisch ist das köstlichste aller Schnepfen. Die Haarschnepfe (Heer-, Moor-, Bruchschnepfe, Bekassine, G. gallinaria Gray), 29 cm lang, 45 cm breit, oberseits braunschwarz mit breitem, rostgelbem Streifen, welcher längs der Kopfmitte verläuft, und vier rostgelben Streifen auf Rücken und Schultern, auf der Unterseite weiß, auf dem Vorderhals grau und hier, auf der Oberbrust und an den Seiten braun gefleckt, bewohnt Europa und einen großen Teil Asiens, besonders den Norden, geht im Winter bis 10° nördl. Br., durchzieht Deutschland vom Februar bis April und vom August bis Oktober und verweilt einzeln auch im Winter bei uns, lebt in Sümpfen und Brüchern, erscheint oft massenhaft, ohne besonders gesellig zu sein, ist auch viel am Tag thätig, läuft schneller als die Verwandten, fliegt und schwimmt trefflich, ist scheu und furchtsam, aber doch bewegungslustiger als andre Arten. Sie nährt sich von kleinen Wassertieren und wird bei reichlichem Futter ungemein fett. In der Begattungszeit treiben die Männchen allerlei Flugkünste und erzeugen durch ungemein schnelle, zitternde Bewegung der Spitzen der Schwanzfedern einen dem Meckern der Ziege ähnlichen Ton (daher Himmelsziege). Die Haarschnepfe nistet im Riedgras, wo oft die Nester nahe bei einander stehen, und legt im April und Mai vier grünlich olivengelbe, grau, braun und schwarz gefleckte Eier (s. Tafel "Eier II"). Ihr Fleisch ist schmackhafter als das der Waldschnepfe. Für die Gefangenschaft eignet sie sich wenig. Die Moorschnepfe (stumme Schnepfe, G. Gallinula Gray), 16 cm lang, 39 cm breit, am