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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schokoladenbaum; Schokoladenthee; Schola; Scholar; Scholást; Scholástik; Scholastika; Scholastiker

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Schokoladenbaum - Scholastiker.

S. auf einer Tischplatte mit Rüttelvorrichtung vollkommen gleichmäßig ausgebreitet und geebnet wird. Außer dem Zucker (1,25-1,5 Teil auf 1 Teil Kakao) werden der S. allerlei Gewürze, Perubalsam und Tolubalsam, geringern Sorten auch Stärke, Dextrin, Mehl von Getreide, Hülsenfrüchten, gerösteten Eicheln und Kastanien, Erdmandeln etc., auch gemahlene Kakaoschalen und andre holzige Substanzen, Eisenoxyd etc. beigemischt. In der Medizin hat man die S. zu Pastillen benutzt, namentlich auch um den übeln Geschmack mancher Arzneimittel zu verdecken. Man mischt z. B. die S. mit Chinin, Rhabarber, Eisenpräparaten, Magnesia, Kalomel, Ipekakuanha, Santonin etc. und formt aus diesen Mischungen Pastillen mit bestimmtem Gehalt von Arzneistoff. Beimischung von gepulvertem isländischen Moos gibt die Moosschokolade. Werden Kakaobohnen in angegebener Weise geröstet, zerkleinert und zerrieben, so erhält man die Kakaomasse, welche ebenfalls in Formen gefüllt und namentlich von kleinern Schokoladefabrikanten als Halbfabrikat gekauft wird. Preßt man die gerösteten und gröblich gemahlenen Bohnen in einer erwärmten Presse, so erhält man das Kakaofett und als Rückstand den entölten Kakao, welcher noch etwa 20-30 Proz. Fett enthält, aber doch leichter verdaulich als S. ist und als feines Pulver in den Handel kommt. In neuerer Zeit hat sich leicht lösliches Kakaopulver eingebürgert, welches nach einer holländischen Methode durch Digerieren von entöltem Kakao mit Soda- oder Pottaschenlösung erhalten wird und ohne Kochen durch einfaches Anrühren mit heißem Wasser ein sofort genießbares Getränk liefert. Die von den gerösteten Bohnen getrennten Hülsen, welche, mit Wasser gekocht, ein genießbares Getränk liefern, bilden den Kakaothee, dienen aber auch als feines Pulver sehr allgemein als Zusatz zu billiger S. Über die Beschaffenheit einer solchen belehrt man sich am besten bei der Benutzung. Gute S. darf kein kleisteriges Getränk und keinen starken Bodensatz geben; billige Sorten bestehen nie aus reinem Kakao und Zucker.

Den Gebrauch der S. fanden die Spanier 1519 bei den Mexikanern vor. Die Kakaobohnen waren allgemein als Münze im Gebrauch und dienten allein zur Vermittelung des kleinen Handels. 1000 Bohnen hatten etwa den Wert von 2,75 Mk. Noch heute dienen sie statt der Kupfermünze in der Provinz Costarica. Die alten Mexikaner bereiteten die Bohnen in der noch heute üblichen Weise zur Benutzung als Getränk vor und bewahrten die Kakaomasse für den Bedarf auf. Zucker wurde nicht benutzt, selten Honig und Gewürze; nur das niedere Volk setzte sehr viel Maismehl hinzu und würzte das Getränk reichlich mit mexikanischem Pfeffer. Die Spanier befreundeten sich zunächst gar nicht mit dem Getränk, welches erst nach dem allgemeiner gewordenen Gebrauch des Zuckers schnell weite Verbreitung fand. Im J. 1520 schickten die Spanier fertige S. nach dem Heimatsland, wo nun bald Fabriken entstanden, welche die Zubereitung der Bohnen vervollkommten und namentlich auch in der Mischung der Gewürze große Fortschritte machten. Hier wie in Mexiko wurde die S. sehr beliebt, und noch heute verbrauchen die beiden Länder die größte Menge. Der Florentiner Antonio Carletti, welcher die S. in Westindien kennen gelernt hatte, führte die Fabrikation 1606 in Italien ein. Nach Frankreich kam die S. von Spanien herüber, vielleicht schon mit Anna von Österreich, der Gemahlin Ludwigs XIII., aber erst unter Ludwig XIV. wurde ihr Gebrauch allgemeiner; spanische Mönche beschenkten die französischen mit S., und zu Anfang des 18. Jahrh. wurden bereits Fabriken angelegt, welche die Bohnen der französischen Kolonien verarbeiteten. In England datiert die erste Errichtung eines Schokoladenhauses von 1657. In Deutschland wurde die S. vorzüglich durch das Buch von Bontekoe, Leibarzt des Großen Kurfürsten, bekannt; aber bei uns, wie auch in Österreich, England, Belgien und selbst in Italien und Frankreich, ist die S. Luxusgetränk geblieben, während sie in Spanien und den amerikanischen Kreolenstaaten das Nationalgetränk bildet. In hohem Ruf stand namentlich die S. von Lissabon, Turin, Genua, Mailand, Bayonne und die holländische von Zeeland. In Deutschland bestehen bedeutende Schokoladefabriken in Wien, Berlin, Dresden, Hamburg, Bremen, Nürnberg, Leipzig, Braunschweig, Frankfurt, Stuttgart, München, Köln etc. Vgl. Mitscherlich, Der Kakao und die S. (Berl. 1859); Saldau, Schokoladenfabrikation (Wien 1881); "Die S. im Dienste der Hausfrau" (Leipz. 1886); Zipperer, Die Schokoladenfabrikation (Berl. 1888).

Schokoladenbaum, s. Kakaobaum.

Schokoladenthee, s. Kakaobaum.

Schola (griech.), Schule; im mittelalterlichen Rom auch Bezeichnung für die verschiedenen Zünfte (der Milizen, Handwerker, Kaufleute, Ärzte, Notare etc.) sowie der ansässigen Kolonien der Fremden, namentlich der Juden, Griechen, Angelsachsen, Friesen, Franken, Langobarden etc. Alle diese Scholen standen unter besondern Beamten (Prioren), hatten ihre Kirche oder Kapelle, ihren Kirchhof und genossen alle Rechte bürgerlicher Genossenschaften.

Scholar (lat.), Schüler; Scholarch, in manchen Gegenden der Direktor einer hohen Schule oder ein die Aufsicht über mehrere Schulen führender Beamter.

Scholást (griech.), im Mittelalter ein Wissenschaftsbeflissener; Scholaster, Lehrer der scholastischen Wissenschaften; auch ein Pfründner, dem an einem Domstift der Unterricht oblag.

Scholástik (lat.), s. Scholastiker.

Scholastika (lat.), lehrende Nonne; auch besuchtes Gasthaus am Achensee (s. d.).

Scholastiker (lat.), im allgemeinen jeder, der sich mit Lehren und Lernen beschäftigt, also überhaupt ein Mann der Schule (insbesondere ein Schulpedant); speziell die Philosophen des Mittelalters, deren Untersuchungen, Scholastik, Scholastizismus genannt, sich auf die kirchliche Theologie beschränkten und zwar nicht auf deren Inhalt, denn dieser galt als jeder Prüfung unzugänglich, sondern lediglich darauf, ihn (nach Anleitung der aus dem Altertum überlieferten Philosophie) zu systematisieren, zu begreifen und zu beweisen. Den Namen S. haben diese Philosophen daher, daß sie ursprünglich meist Lehrer an den seit der Zeit Karls d. Gr. gestifteten Kloster- und bischöflichen Schulen waren. Den nötigen Apparat logischer Hilfsmittel entnahmen sie jahrhundertelang den dürftigen Überlieferungen aus dem klassischen Altertum, welche vorzüglich die Schriften des Boethius darboten, die metaphysischen Hilfsmittel teils Platonischen und (durch Vermittelung der angeblich von Dionysios Areopagita herrührenden Schriften) neuplatonischen, teils Aristotelischen Begriffen. Außerdem genossen die lateinischen Kirchenväter, namentlich Augustin, hohes Ansehen. Noch zu Anfang des 12. Jahrh. waren nicht einmal die logischen Schriften des Aristoteles vollständig bekannt; vom 13. Jahrh. an wurde für die Logik und Dialektik die logische Synopsis des Michael Psellus in der ihr