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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schrödter; Schröer; Schroll; Schröpfen

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Schrödter - Schröpfen.

an W. S. (Leipz. 1862); v. Wolzogen, W. Schröder-Devrient (das. 1863).

Schrödter, Adolf, Maler, geb. 28. Juni 1805 zu Schwedt, erlernte seit 1820 in Berlin bei Buchhorn die Kupferstecherkunst, widmete sich aber seit 1827 der Malerei und ging 1829 zu W. v. Schadow nach Düsseldorf, wo er bis 1848 blieb. Darauf lebte er in Frankfurt a. M., kehrte aber 1854 nach Düsseldorf zurück. 1859 folgte er einem Ruf als Professor an das Polytechnikum in Karlsruhe und starb daselbst 9. Dez. 1875, nachdem er bereits 1872 sein Amt niedergelegt. S. besaß ein ungemein vielseitiges Talent. Er hat sich als Maler, als Illustrator humoristischer Dichtungen, als Kupferstecher, Radierer, Holzschnittzeichner und Lithograph, als politischer Satiriker und Schriftsteller, als Botaniker, Blumist und Schöpfer der reizvollsten Ornamente und Arabesken bewährt. Er ist zwar etwas eckig und barock in der Zeichnung, aber immer geistvoll, sinnreich und von einer unversiegbaren Erfindungsgabe. Er gehörte zu den glücklichsten Vertretern eines gesunden Humors. Seine Auffassung des Don Quichotte ist typisch geworden. Zum Monogramm hatte S. den Pfropfenzieher erwählt, den er in einem originellen Blatte: der Traum von der Flasche, allegorisch verherrlichte. Seine Werke sind in den mannigfachsten Vervielfältigungen in den weitesten Kreisen eingebürgert. Hervorzuheben sind: der sterbende Abt (1831); die Weinprobe (1832, Nationalgalerie zu Berlin); die trauernden Lohgerber (1832), worin er die sentimentale Richtung der Düsseldorfer Schule persiflierte; Wirtshausleben am Rhein (1833, Nationalgalerie in Berlin); eine Reihe von Gemälden und Illustrationen nach Szenen aus "Don Quichotte", denen sich mehrere Darstellungen des Falstaff ebenbürtig anreihen; ferner Episoden aus "Münchhausen", "Till Eulenspiegel", "Viel Lärm um nichts"; dann Faust in Auerbachs Keller (1848), der Rattenfänger von Hameln (1851), zwei Mönche im Klosterkeller (1863), Hans Sachs (1866) u. a. S. glänzte auch in friesartigen Kompositionen, wie: rheinische Bauernkirchweih (auf vergoldetes Zinkblech gemalt, 22 m lang, 65 cm hoch, 1847), der Triumphzug des Königs Wein (1852), Rheinwein, Maitrank, Punsch und Champagner (1852), die vier Jahreszeiten (1854, Galerie zu Karlsruhe), die er in Aquarell ausführte, u. a. Auch lieferte er Illustrationen zu "Peter Schlemihl", Musäus' "Volksmärchen", Uhlands Werken etc. und zu Detmolds "Leben und Thaten des Abgeordneten Piepmeier" (1848). Er schrieb: "Das Zeichnen als ästhetisches Bildungsmittel" (Frankf. 1853) und gab eine "Schule der Aquarellmalerei" (Brem. 1871) heraus. - Seine Gattin Alwine S., geborne Heuser, hat sich als geschmackvolle Blumen- und Arabeskenmalerin durch verschiedene Prachtwerke bekannt gemacht.

Schröer, 1) Tobias Gottfried, Schulmann und Schriftsteller (meist unter dem Namen Christian Öser), geb. 14. Juni 1791 zu Preßburg, gest. 2. Mai 1850 daselbst als k. k. Schulrat, hat sich durch verschiedene dramatische Arbeiten, besonders durch das Drama "Leben und Thaten Emerich Tökölys", das die klerikale Hofpartei in große Aufregung versetzte, außerdem durch geschichtliche und litterarhistorische Schulbücher (z. B. "Geschichte der deutschen Poesie in Umrissen", 3. Aufl., bearbeitet von Schäfer, Leipz. 1870, 2 Bde.) verdient gemacht. Auch ist er Verfasser der verbreiteten "Briefe über die Hauptgegenstände der Ästhetik" (Leipz. 1838; 12. Aufl. von A. W. Grube, 1870). - Seine Gattin, geborne Langwieser, geb. 9. Mai 1805, gest. 27. Jan. 1885 in Wien, hat unter dem Namen Therese Öser einige Erziehungsschriften ("Über praktische Kindererziehung", 2. Aufl., Hamb. 1873, u. a.) veröffentlicht.

2) Karl Julius, Dichter und Literarhistoriker, Sohn des vorigen, geb. 11. Jan. 1825 zu Preßburg, studierte in Leipzig, Halle und Berlin, war 1852-61 Professor an der Oberrealschule zu Preßburg, sodann Direktor der evangelischen Schulen in Wien und erhielt 1867 eine Professur an der technischen Hochschule daselbst, die er noch jetzt bekleidet. Außer "Gedichten" (2. Aufl., Wien 1862) und "Alpharts Tod in erneuter Gestalt" (Leipz. 1874) veröffentlichte er: "Geschichte der deutschen Litteratur für Schule und Haus" (Pest 1853); "Deutsche Weihnachtsspiele aus Ungern" (Wien 1858); "Darstellung der deutschen Mundarten des ungarischen Berglandes" (das. 1864); "Die Dichtungen Heinrichs von Mügeln, besprochen" (das. 1867); "Ein Ausflug nach Gottschee" (das. 1869) und "Wörterbuch der Mundart von Gottschee" (das. 1870); "Unterrichtsfragen" (das. 1873); "Die deutsche Dichtung des 19. Jahrhunderts" (Leipz. 1875); "Goethes äußere Erscheinung" (Berl. 1877); "Die Deutschen in Österreich und ihre Bedeutung für die Monarchie" (das. 1879); "Goethe und die Liebe", zwei Vorträge (Heilbr. 1884), u. a. Auch gab er Goethes "Faust" (2. Aufl., Heilbr. 1886-88) und Goethes Dramen (Stuttg. 1883 ff., 6 Bde.) mit Kommentaren heraus.

Schroll, s. Kaulbarsch.

Schröpfen (Scarificatio), örtliche Blutentziehung durch seichte Einschnitte in die Haut und Anwendung des Schröpfkopfes. Zum Einschneiden der Haut bedient man sich fast immer des Schröpfschneppers (s. Figur). Dieses Instrument enthält in einer würfelförmigen Messingkapsel 12-16 kleine Lanzetten, die auf zwei oder drei Wellen befestigt sind und mittels dieser eine viertelkreisförmige Bewegung aus entsprechenden Öffnungen in der untern, auf die Haut zu setzenden Fläche der Kapsel heraus machen können. Die Wellen werden durch ein Stellrad festgestellt und dann durch eine Feder, die man mit Hilfe eines Drückers anspannt, um ihre Achse bewegt; in dem Moment, wo dies geschieht, treten sämtliche Lanzetten hervor und ritzen die Haut. Als Schröpfkopf benutzt man eine kleine Glasglocke, in welcher man durch Erhitzen über der Weingeistlampe einen luftverdünnten Raum erzeugt, und welche sodann möglichst schnell auf die zu schröpfende Stelle aufgesetzt wird. Durch den negativen Luftdruck, welcher auch durch eine Kautschukplatte hergestellt werden kann, wird die unter dem Schröpfkopf befindliche Haut in die Höhe gezogen und das dahin strömende Blut herausgesaugt. Bedient man sich des Schröpfkopfes, um das Blut aus der geritzten Haut herauszuziehen, so heißt er blutiger Schröpfkopf; setzt man ihn aber auf die unverwundete Haut, bloß um das Blut an diese Stelle zu treiben (Hämospasie), es aber nicht ausfließen zu lassen, so nennt man dies einen trocknen oder unblutigen Schröpfkopf. Ein solcher trockner Schröpfkopf im kolossalen Maßstab ist der von Junod angegebene Schröpfstiefel. Es ist dies ein großer Glascylinder, in welchen das Bein gesteckt wird. Das obere offene Ende des Cylinders

^[Abb.: Schröpfschnepper.]