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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schraudolph - Schreiber.

verzahnten Stücks G in die Zahnstange H des Backens B mittels des Kniehebels E, der sich gegen R stützt. Die Feder L ermöglicht eine kleine Nachgiebigkeit des Stücks G, um den Druck in dem Maul größer oder kleiner zu machen. Bei einer Aufwärtsbewegung des Handgriffs drückt der Stift k auf den Hebel J und hebt G von H ab. Bei diesem S. erfolgt das Öffnen und Schließen des Backens A sehr schnell, weil die Drehung einer Schraube nicht erforderlich ist. In manchen Fällen (zum Gebrauch für Stempelschneider, Siegelstecher, Graveure u. dgl.) erhält der S. eine Drehbarkeit um eine horizontale und vertikale Achse, z. B. durch ein Kugelgelenk (Universalschraubstock).

Schraudolph, 1) Johann, Maler, geb. 1808 zu Oberstdorf im Algäu, erhielt seine künstlerische Bildung seit 1825 auf der Akademie zu München unter Schlotthauers Leitung. Dann führte er die Zeichnungen von H. Heß zu einem für den Regensburger Dom bestimmten Glasgemälde aus und unterstützte denselben bei Ausführung der Freskomalereien in der Allerheiligenhofkapelle und der Basilika zu München. Von den Kartons zu den Glasmalereien in der Kirche der Vorstadt Au sind Christus im Tempel sein alleiniges, die Heimsuchung Mariä, der Tod Mariä und die Kreuztragung sein und Jos. Ant. Fischers gemeinsame Werke. Seine umfassendste Arbeit ist der Gemäldecyklus aus dem Leben des heil. Bernhard im Dom zu Speier (1845-53). 1844 besuchte S. Italien. Im Maximilianeum zu München befindet sich eine Geburt Christi und unter den Arkaden des neuen südlichen Kirchhofs daselbst eine Erweckung der Tochter des Jairus von ihm. Er starb 31. Mai 1879 in München.

2) Claudius, Maler, Bruder des vorigen, geb. 1813 zu Oberstdorf, widmete sich unter H. Heß der Malerei, besuchte mit E. Förster im Auftrag des damaligen Kronprinzen Maximilian Italien, um daselbst alte Freskomalereien etc. des Mittelalters zu zeichnen, und arbeitete dann in der Allerheiligenhofkapelle sowie in der Basilika zu München. In der Residenz zu Athen führte S. einige Freskobilder aus und unterstützte seinen Bruder Johann bei der Ausführung der Malereien im Dom zu Speier. Später gab er seine Kunst auf, um in ein Kloster zu treten.

3) Claudius, Maler, Sohn von S. 1), geb. 1843 zu München, war Schüler seines Vaters und Gehilfe an den Malereien im Dom zu Speier und malte anfangs religiöse Gemälde, wandte sich aber seit 1866 der Genremalerei zu. Von seinen zart behandelten und empfindsam aufgefaßten Bildern sind die hervorragendsten: Mädchen am Klavier, Osterspaziergang aus "Faust", Quartett auf einer venezianischen Terrasse, Dolce far niente. Er hat auch zahlreiche Illustrationen für den Holzschnitt gezeichnet und dekorative Malereien ausgeführt. Seit 1883 ist er Direktor der Kunstschule zu Stuttgart.

Schrauf, Albrecht, Mineralog, geb. 14. Dez. 1837 zu Wien, studierte daselbst Naturwissenschaften, war 1861-74 Kustos am Hofmineralienkabinett zu Wien und seit 1863 Dozent an der Universität, wurde 1874 zum Professor für Mineralogie und zum Vorstand des mineralogischen Universitätsmuseums ernannt. Er schrieb: "Lehrbuch der physikalischen Mineralogie" (Wien 1866-68, 2 Bde.); "Physikalische Studien über die Beziehungen zwischen Materie und Licht" (das. 1867); "Handbuch der Edelsteinkunde" (das. 1869); "Atlas der Kristallformen des Mineralreichs" (das. 1865-73); "Mineralogische Beobachtungen" (das. 1871-76, 6 Tle.). Als Kustos am Hofmineralienkabinett lieferte er eine neue Bearbeitung von Partsch' Katalog der reichen Bibliothek dieses Instituts.

Schreb., bei botan. Namen Abkürzung für J. Ch. D. ^[Johann Christian Daniel] v. Schreber, geb. 1739 zu Weißensee, gest. 1810 als Professor der Medizin und Naturkunde in Erlangen (Gräser).

Schreber, Daniel Gottlieb Moritz, Mediziner, geb. 15. Okt. 1808 zu Leipzig, ließ sich als Arzt daselbst nieder und leitete von 1843 bis 1859 die von Carus gegründete orthopädische Heilanstalt. Er starb 10. Nov. 1861. S. hat sich besonders durch seine Thätigkeit für Reform der physischen Erziehung einen Namen erworben. Er schrieb: "Das Buch der Gesundheit" (Leipz. 1839, 2. Aufl. 1861); "Kinesiatrik oder die gymnastische Heilmethode" (das. 1852); "Die planmäßige Schärfung der Sinnesorgane" (das. 1859); "Ärztliche Zimmergymnastik" (das. 1855, 23. Aufl. 1888); "Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit" (das. 1858; 2. Aufl.: "Das Buch der Erziehung", 1882); "Anthropos, der Wunderbau des menschlichen Organismus" (das. 1859); "Über Volkserziehung" (das. 1860); "Pangymnastikon" (das. 1863, 2. Aufl. 1875).

Schreck (Schrecken), die heftige Erschütterung oder unangenehme Empfindung, die aus der plötzlichen Wahrnehmung einer unerwarteten Sache hervorgeht und bei reizbaren Menschen nicht selten durch übermäßig starke und allzu plötzliche Erregung der Nerven Lähmungen, ja sogar den Tod herbeiführen kann. Es gibt zweifellose Beobachtungen von Rückenmarkslähmung (Myelitis), welche durch S. bedingt sind, ohne daß bisher eine wissenschaftliche Erklärung des Zusammenhanges möglich ist. Auch durch eine freudige Wahrnehmung kann eine solche Empfindung hervorgebracht werden (freudiger S.). Der S. hat, wie alle lebhaften Gemütsaffekte, etwas Ansteckendes und heißt dann, wenn er sich über größere Menschenmassen verbreitet, panischer Schrecken. Vgl. Kataplexie.

Schrecke, Vogel, s. v. w. Wiesenknarrer.

Schrecken, s. v. w. Heuschrecken.

Schreckenberger, s. v. w. Engelgroschen.

Schreckenssystem, s. Terrorismus.

Schreckhörner, fossile Tiere, s. Dinoceraten.

Schreckhörner, Gebirgsstock, s. Finsteraarhorn.

Schreckstellung, Schreckzeichnung, s. Schutzeinrichtungen.

Schreiber, Johann Heinrich, Geschichtschreiber, geb. 14. Juli 1793 zu Freiburg i. Br., studierte daselbst Theologie und Philologie, empfing 1815 die Priesterweihe und wurde Lehrer, 1822 Direktor am Freiburger Gymnasium und 1826 Professor der Moraltheologie an der Universität. Die Bekämpfung des Cölibats in seinem "Lehrbuch der Moraltheologie" (Freiburg 1831-34, 2 Bde.) und seine Weigerung, sich fortan aller Angriffe auf die Institutionen der Kirche zu enthalten, hatten zur Folge, daß ihn die Regierung 1836 aus der theologischen Fakultät entfernte und ihm die Professur der historischen Hilfswissenschaften übertrug. 1845 trat S. zum Deutschkatholizismus über, wurde deshalb von der katholischen Kirche exkommuniziert und 1846 pensioniert. Er starb 29. Nov. 1872. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Geschichte und Beschreibung des Münsters zu Freiburg" (Freib. 1820, 2. Aufl. 1825); "Der Bundschuh zu Lehen im Breisgau und der arme Konrad zu Bühl, zwei Vorboten des deutschen Bauernkriegs" (das. 1825); "Taschenbuch für Geschichte und Altertum in Süddeutschland" (das. 1839-46, 5 Jahrg.); "Geschichte der Stadt und Universität Freiburg" (das. 1857-60, 7 Bde.); "Der deutsche Bauern-^[folgende Seite]