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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schuppenbaum; Schuppenbein; Schuppenborke; Schuppenfelle; Schuppenflechte; Schuppenflosser

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Schuppenbaum - Schuppenflosser.

bei den Ganoiden allgemein vorhanden. c) und d) S. der Knochenfische, scheibenförmige, meist mit der Basis in kleinen Hautfalten, den sogen. Schuppentaschen, steckende, mehr oder minder biegsame Plättchen, deren frei hervorstehender Rand entweder glatt (Cykloid- oder Rundschuppen) oder gezähnelt oder bestachelt (Ktenoid- oder Kammschuppen) ist. Bei den Amphibien sind S. nur selten vorhanden, bei den Reptilien dagegen am ganzen Körper, bei den Vögeln an den Beinen und bei einigen Säugetiergruppen am Schwanz (Nagetiere) oder auch am ganzen Körper (Schuppentier) ausgebildet, aber stets Hornschuppen, welche häufig die Gestalt von Tafeln, Schilden etc. annehmen. Für die Systematik sind sie wegen der Beständigkeit ihrer Anordnung sehr wertvoll, solange es sich um die Unterscheidung nahe verwandter Gruppen (Arten, Gattungen) handelt. Im großen ist die Beschaffenheit der S. nur von Agassiz (1833) zu klassifikatorischen Zwecken verwendet worden, doch hat sein hierauf begründetes System der Fische (s. d., S. 297) sich bald als unhaltbar erwiesen. Bei Insekten und andern Gliederfüßlern sowie bei manchen Ringelwürmern sind S. die meist auf dünnem Stiel angebrachten breiten, platt gedrückten Hautanhänge, die im wesentlichen aus Chitin (s. d.) bestehen. Besondere Verbreitung erlangen diese S. nur auf den Schmetterlingsflügeln, die meist völlig mit ihnen bedeckt sind. - 2) In der Botanik verschiedenartige fischschuppenförmige Bildungen, vorzüglich Blätter, wenn sie eine solche Form besitzen wie die Knospenschuppen und die Deckblätter der Kätzchen; auch die die Samenknospen tragenden blattartigen Organe der Zapfen der Nadelhölzer.

Schuppenbaum, s. Lepidodendron.

Schuppenbein, s. Schädel, S. 373.

Schuppenborke, s. Periderm.

Schuppenfelle (Rakunfelle), die Felle des Waschbären (Schupp), kommen aus Nordamerika und Kanada als ein Hauptartikel in den Pelzwarenhandel und werden namentlich in Rußland von der Mittelklasse getragen, die geringern bei uns zu Reisepelzen verarbeitet. Man entfernt auch die Oberhaare, färbt die Felle braun und benutzt sie als Surrogat der Pelzseehunde. Die Produktion beträgt etwa 600,000 Felle im Jahr.

Schuppenflechte, s. Cetraria.

Schuppenflechte (Psoriasis), Hautkrankheit, welche auf einer chronischen Entzündung der obersten Lederhautschichten beruht (s. Tafel "Hautkrankheiten", Fig. 4). Es treten dabei auf der Haut größere oder kleinere, verschiedenartig gestaltete Flecke von roter oder rotbrauner Farbe auf, die unter dem Fingerdruck nicht vollständig verschwinden. Auf diesen roten Hautflecken, welche ein wenig erhaben sind, wird eine krankhafte Oberhaut in reichlicher Menge produziert, die sich fortwährend in größern Schuppen ablöst. Die Erkrankung beginnt stets an nur wenig umfangreichen, runden Stellen. Diese sind gerötet, ragen schwach über die umgebende Haut hervor; ihre Oberfläche ist anfänglich ganz glatt. Sehr bald jedoch bedecken sich diese Stellen mit trocknen, weißen Schuppen, und es ist damit zur Ausbildung derjenigen Form gekommen, welche man Psoriasis guttata nennt. Aus dieser entstehen teils durch das Umsichgreifen des Prozesses, teils durch die Rückbildung desselben an den zuerst befallenen Stellen die übrigen Formen der S. Aus der P. guttata wird durch Vergrößerung der kranken Stellen die großfleckige P. nummularis. Aus dieser entsteht, wenn in dem Zentrum der Flecke der Prozeß zurückgeht und infolgedessen die Schuppen dünner werden und abfallen, die P. scutellata und aus dieser wiederum, wenn im Zentrum der Flecke auch die Rötung verschwunden ist und die Haut ein gesundes Ansehen zeigt, die (ringförmige) P. annulata. Die S. ist ein rein örtliches, in manchen Familien erbliches Leiden. Männer werden von der S. etwa ebenso häufig befallen wie Frauen, dagegen nur selten kleine Kinder und ganz alte Leute. Die Lieblingsstellen der S. sind die Streckseiten der Extremitäten, vorzugsweise die Kniee und die Ellbogen. Häufig zeigt die S. eine auffallend symmetrische Verteilung der Flecke an den beiden Körperhälften. Die S. ist ein sehr hartnäckiges Übel, welches sich zwar zeitweilig beseitigen läßt, aber außerordentlich leicht Rückfälle macht. Behufs ihrer Bekämpfung ist durchaus eine örtliche Behandlung angezeigt, und man hat nicht zu fürchten, daß sich die Krankheit, wie man zu sagen pflegt, auf ein inneres Organ werfe. Die grüne Seife, die Teer- und Schwefelpräparate stehen in großem Ruf gegen Schuppenflechten. Sehr empfohlen wird eine Auflösung von gleichen Teilen Teer und grüner Seife in derselben Gewichtsmenge von Alkohol, welche Lösung nach vorausgeschickten warmen Bädern zwei- bis dreimal täglich auf die kranken, von den Schuppen befreiten Hautstellen gestrichen wird. Hebra läßt eine konzentrierte Lösung von Kalkschwefelleber mittels eines Flanelllappens so lange auf jede einzelne erkrankte Hautstelle energisch einreiben, bis die Schuppen völlig entfernt sind und die Lederhaut ganz bloßliegt. Dann wird der Kranke in ein warmes Bad gesetzt, in welchem er eine Stunde lang verbleibt, und nachher werden die kranken Hautstellen mit einem Fett oder mit Teersalbe eingerieben. Mit der äußern Kur wird zweckmäßig eine innere Kur verbunden, welche in der Darreichung von kleinen Dosen Arsenik besteht. Dieses Verfahren ist erfahrungsmäßig ganz unschädlich und verspricht eine andauernde Heilung, welche bei bloß äußerer Behandlung der S. nicht erwartet werden darf. Ganz verschieden von der geschilderten Krankheit ist die P. syphilitica, welche bei ähnlichem Aussehen gerade die Beugeseiten der Arme, die Fußsohlen und Handteller befällt. Sie ist Teilerscheinung der allgemeinen Syphilis und weicht nur einer gegen diese gerichteten Allgemeinbehandlung. Vgl. Schultz, Über die Psoriasis (Berl. 1887).

Schuppenflosser (Squamipennes Cuv., hierzu Tafel "Schuppenflosser"), Familie der Stachelflosser, Fische mit zusammengedrücktem, hohem Körper, äußerst fein bewimperten oder glatten Schuppen, ununterbrochener Seitenlinie, auf den unpaaren Flossen, die oft verlängert, verzerrt, mit harten, langen Stacheln versehen sind, zuweilen mehr oder weniger dicht mit kleinen Schuppen besetzt. Die Schnauze ist bisweilen rüsselartig verlängert, Borstenzähne herrschen vor, zuweilen treten Hechel- und Samtzähne an ihre Stelle, auch ist die Gaumengegend mit Zähnen bewehrt. Besonders ausgezeichnet sind die S. durch ihre Farbenpracht. Sie leben meist nahe der Küste, einige suchen das hohe Meer auf, andre steigen in die Flüsse. Ihre Nahrung besteht aus niedern Seetieren, manche, wie der Spritzfisch und der Schütze, fangen Insekten, indem sie gegen dieselben Wasser ausspritzen, so daß die Tiere herabfallen. Man hält manche S., namentlich die zuletzt genannten, in Bassins, einige werden auch gegessen. Der Fahnenfisch (Chaetodon setifer Bl.) ist 20 cm lang und lebt im Roten Meer, im ganzen Indischen und im westlichen Stillen Weltmeer; der etwas kleinere Korallenfisch (C. fasciatus Bl.) findet sich vom Roten