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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schweich - Schweigaard.

benbei fortgesetzten theologischen Forschungen legte er in der Schrift "Das nachapostolische Zeitalter" (Tübing. 1846, 2 Bde.) nieder. Unter seinen übrigen Schriften sind außer der im Hegelschen Geist verfaßten kurzen "Geschichte der Philosophie im Umriß" (Stuttg. 1848; 14. Aufl. von Koeber, 1887) die Ausgabe der "Clementinischen Homilien" (das. 1847), der "Kirchengeschichte" des Eusebius (das. 1852, 2 Bde.) und der "Metaphysik" des Aristoteles (mit Übersetzung und Kommentar, Tübing. 1847-48, 4 Bde.), endlich eine "Römische Geschichte" (das. 1853-58, 3 Bde.; 2. Aufl. 1867-71; fortgesetzt von Clason, Bd. 4 u. 5, Berl. 1873 u. Halle 1876) und die durch Lossagung vom Hegelschen Schematismus bemerkenswerte "Geschichte der griechischen Philosophie" (hrsg. von K. Köstlin, Tübing. 1859; 3. Aufl. 1881) hervorzuheben.

Schweich, Flecken im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Trier, unweit der Mosel und an der Linie Perl-Koblenz der Preußischen Staatsbahn, hat Gerberei, Wein- und Obstbau und (1885) 2814 meist kath. Einwohner.

Schweichel, Robert, Romanschriftsteller, geb. 12. Juli 1821 zu Königsberg i. Pr., wo er die Rechte studierte, flüchtete wegen seiner Beteiligung an den Bewegungen der Jahre 1848 u. 1849 nach der Schweiz und ließ sich in Lausanne nieder, wo er als Lehrer am Collège und Professor der Akademie thätig war. 1862 nach Deutschland zurückgekehrt, lebte er als Schriftsteller in Leipzig, Hannover und Berlin, wo er 1869-83 die "Deutsche Romanzeitung" redigierte. Er veröffentlichte die Novellensammlungen: "In Gebirg und Thal" (1864); "Jura und Genfer See" (1865); "Im Hochland" (1868); "Aus den Alpen" (1870, 2 Bde.); "Italienische Blätter" (1876, 3. Aufl. 1880); die Romane: "Der Axtschwinger" (1868, 3. Aufl. 1880); "Der Bildschnitzer vom Achensee" (1873, 3 Bde.; 3. Aufl. 1876); "Die Falkner von St. Vigil" (1881, 3 Bde.); "Der Krämer von Illiez" (3. Aufl. 1882); "Der Wunderdoktor" (3. Aufl. 1882); "Camilla" (1886) u. a., sämtlich in Berlin erschienen.

Schweidnitz, früher unmittelbares Fürstentum in Niederschlesien, umfaßte ein Areal von 2420 qkm (44 QM.) mit etwa 225,000 Einw. und bildet gegenwärtig die preußischen Kreise: Bolkenhain, Landeshut, Reichenbach, S., Striegau u. Waldenburg. Gründer desselben war Bolko I. infolge der 1278 unter den Herzögen von Niederschlesien vorgenommenen Teilung. Nach dem Tode des letzten Herzogs fiel es im 14. Jahrh. an Karl IV. von Böhmen und 1741 an Preußen.

Schweidnitz, ehemaliger Hauptort des gleichnamigen Fürstentums, jetzt Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, liegt in einem fruchtbaren Thal zwischen Zobten u. Eulengebirge, an der Weistritz und der Linie Kamenz-Raudten der Preußischen Staatsbahn, 247 m ü. M., hat 2 evangelische und 2 kath. Kirchen (darunter die vom Herzog Bolko II. 1330 gegründete Pfarrkirche mit 103 m hohem Turm), ein altes Rathaus mit berühmtem Keller und (1885) mit der Garnison (2 Füsilierbataillone Nr. 38 u. eine reitende Abteilung Feldartillerie Nr. 6) 23,669 Einw. (darunter 8852 Katholiken und 358 Juden). Die Fabrikationsthätigkeit ist bedeutend; S. hat Maschinen-, Möbel-, Handschuh-, Werkzeug-, Thonwaren-, Terrakotta-, Federbesatzstoff-, Wagen-, Zigarren-, Nadlerwaren-, Senf-, Tinte- und Sodawasserfabrikation, Orgelbauerei, Garnspinnerei, eine bedeutende mechanische Weberei, Pfefferkuchenbäckerei etc. Berühmt von alters her ist auch die Bierbrauerei ("Schweidnitzer Schöps"). Umfangreich ist ferner der durch eine Handelskammer unterstützte Handel, namentlich in Getreide und andern Landesprodukten. S. ist Sitz eines Landgerichts, eines Hauptsteueramtes und hat ein Gymnasium, eine Präparandenanstalt, eine landwirtschaftliche Winterschule, ein Archiv, ein Theater, eine Landarmen- und Arbeitsanstalt, ein Waisenhaus etc. In der Umgegend starker Anbau von Flachs, Obst und Zuckerrüben sowie Zuckerfabriken. Die ehemaligen Festungswerke sind seit 1864 abgetragen und in einen schönen Stadtpark umgewandelt. Zum Landgerichtsbezirk S. gehören die 10 Amtsgerichte zu Freiburg, Friedland, Gottesberg, Nieder-Wüstegiersdorf, Nimptsch, Reichenbach, S., Striegau, Waldenburg und Zobten. - Die Stadt S. war Residenz der ersten Piasten. Sie ward 1642 von den Schweden unter Torstensson und 1741 von den Preußen erobert, 1757 von den Österreichern unter Nádasdy wieder genommen. Im folgenden Jahr von den Preußen zwar zurückerobert, fiel die Stadt 1761 durch Handstreich den Österreichern abermals in die Hände. Von den Preußen 1762 nach hartnäckiger Verteidigung wiedererobert, blieb sie in deren Gewalt und ward durch vier detachierte Forts bedeutend verstärkt. 1807 bemächtigten sich ihrer die Franzosen, welche die Außenwerke schleiften. Nach Napoleons I. Sturz den Preußen wieder übergeben, ward sie 1816 wiederhergestellt, später aber entfestigt. Vgl. Schmidt, Geschichte der Stadt S. (Schweidn. 1846-48, 2 Bde.).

^[Abb.: Wappen von Schweidnitz.]

Schweidnitzer Wasser, s. v. w. Weistritz.

Schweifaffe (Pithecia Desm.), Affengattung aus der Familie der Breitnasen (Platyrrhini) und der Unterfamilie der Schlaffschwänze (Aneturae), gedrungen gebaute Tiere mit langer, lockerer Behaarung, kräftigen Gliedmaßen und dickem, buschig behaartem, greifunfähigem Schwanz. Das Haar des Oberkopfes ist in der Mitte gescheitelt, das der Wangen und des Kinnes bildet einen kräftigen Bart. Die wenigen Arten leben im Norden Südamerikas und bewohnen trockne, von Unterholz freie Wälder. Sie schlafen am Tag und werden erst nach Sonnenuntergang lebhafter; in der Gefangenschaft sind sie leicht zähmbar, aber oft mürrisch und verdrießlich. Der Satansaffe (Judenaffe, P. Satanas Hoffmsegg., s. Tafel "Affen III"), ist 40 cm lang, mit fast ebenso langem Schwanz, schwarz oder dunkelbraun, mit einer Art Mütze auf dem ganz runden Kopf und mit schwarzem Bart und Schwanz. Er findet sich häufig in den Wäldern am obern Marañon und Orinoko, ist sehr wild und reizbar und bleibt auch in der Gefangenschaft immer böse. Nach Europa kommt er selten.

Schweifbiber, s. v. w. Sumpfbiber.

Schweifen, Gewebe in Wasser spülen oder scheren; die Mündung metallener Hohlkörper durch Hämmern vasenartig erweitern; Hölzer bogenartig ausschneiden.

Schweifstock, s. Weben.

Schweigaard, Anton Martin, norweg. Rechtsgelehrter und Nationalökonom, geb. 11. April 1808 zu Kragerö, widmete sich in Christiania dem Studium der Rechte, bereiste seit 1833 Schweden, Deutschland, die Schweiz, Frankreich und Dänemark, namentlich um sich mit dem Bank- und Geldwesen dieser Staaten vertraut zu machen, ward 1835 Professor der Rechte