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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schublehren; Schubstuhl; Schuch; Schuchardt; Schuch-Proska; Schüchternheit; Schucka; Schücking

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Schublehren - Schücking.

zuführen. Es heißt S., weil die verschiedenen Figuren mit den bereit liegenden Kostümen gleichsam aus Schubladen gezogen werden. Kotzebue hat sich auch um diese virtuose Richtung der Schauspielkunst ein zweifelhaftes Verdienst erworben. Die Gattung lebt in Stücken wie: "Die Drillinge", "Die Unglücklichen", "Die Familie Fliedermüller" noch in dem Repertoire der Gegenwart fort. Bekannte Schubladenstücke sind ferner: "Garrick in Bristol", "Die Leibrente", "Das Landhaus an der Heerstraße", "Die Zwillingsbrüder", "Die Proberollen" u. a.

Schublehren, s. Lehren.

Schubstuhl, s. Bandweberei.

Schuch, Werner, Maler, geb. 2. Okt. 1843 zu Hildesheim, widmete sich seit 1864 dem Baufach am Polytechnikum zu Hannover, war in verschiedenen Stellungen als Architekt thätig und wurde 1870 Professor der Baukunst an der technischen Hochschule zu Hannover. Seit 1872 wandte er sich jedoch der Malerei zu und bildete sich auf eigne Hand so weit, daß er sich 1876 nach Düsseldorf zu weiterer Vervollkommnung begeben konnte. Er schilderte mit Vorliebe das wilde Reiterleben des Dreißigjährigen Kriegs mit starker Betonung des landschaftlichen Hintergrundes und hat sich neuerdings auch dem geschichtlichen Porträt zugewendet (Zieten und Seydlitz in der Berliner Nationalgalerie). Nachdem er 1882 sein Lehramt in Hannover aufgegeben, siedelte er nach München über und lebt jetzt in Berlin. Seine Hauptwerke sind: aus der Zeit der schweren Not (Berlin, Nationalgalerie), auf Tod und Leben, das Lied ist aus, Werber aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, ins Winterquartier, am Feind. In der Feldherrenhalle des Berliner Zeughauses führte er das Wandgemälde der Schlacht bei Leipzig aus.

Schuchardt, Hugo, Sprachforscher, geb. 4. Febr. 1842 zu Gotha, studierte in Jena und Bonn, lebte dann einige Jahre in der französischen Schweiz und in Italien, habilitierte sich 1870 an der Universität Leipzig für romanische Philologie, kam 1873 als ordentlicher Professor nach Halle und wirkt in gleicher Eigenschaft seit 1876 an der Universität Graz. Er veröffentlichte: "Der Vokalismus des Vulgärlateins" (Leipz. 1866-68, 3 Bde.); "Ritornell und Terzine" (Halle 1875); "Slawo-Deutsches und Slawo-Italienisches" (Graz 1884); "Über die Lautgesetze" (Berl. 1885); "Romanisches und Keltisches" (das. 1886) u. a.

Schuch-Proska (eigentlich Procházka), Klementine, Koloratursängerin, geb. 12. Febr. 1853 zu Wien, besuchte das Wiener Konservatorium, auf dem sie sich erste Preise errang, und ist seit 1873 Mitglied des Hoftheaters zu Dresden, wo sie sich 1875 mit dem Hofkapellmeister Ernst Schuch verheiratete.

Schüchternheit, als Eigenschaft im Umgang mit (wirklich oder vermeintlich) Höherstehenden, hat mit der Blödigkeit (s. d.) den Wunsch, zu gefallen, aber auch die Unfähigkeit, sich geltend zu machen, gemein, unterscheidet sich aber von letzterer dadurch, daß jene Unfähigkeit bei der Blödigkeit einen physischen (z. B. Mangel an Mut), bei der S. dagegen einen moralischen Grund (z. B. Mangel an Selbstvertrauen) hat. Daher wird der Blöde leicht durch andre eingeschüchtert, der Schüchterne dagegen schüchtert sich selbst ein.

Schucka, Längenmaß, s. Taka.

Schücking, Levin, Romanschriftsteller, geb. 6. Sept. 1814 zu Klemenswerth im Münsterschen, besuchte die Gymnasien zu Münster und Osnabrück, studierte dann zu München, Heidelberg und Göttingen die Rechte, gab aber 1837 die juristische Karriere auf und ließ sich, der freien litterarischen Thätigkeit sich zuwendend, in Münster nieder. Einige Jahre später (1842) übernahm er die Erziehung der beiden Söhne des Fürsten Wrede und lernte in dessen Hause seine spätere Gattin, Luise v. Gall (s. unten), kennen, mit der er sich 1843 vermählte. Auf Einladung der Augsburger "Allgemeinen Zeitung", sich an deren Reduktion zu beteiligen, siedelte er 1843 nach Augsburg über, wo er 1½ Jahr blieb, und nahm dann seinen Wohnsitz in Köln, wo er bis 1852 das Feuilleton der "Kölnischen Zeitung" redigierte. Seit Herbst 1852 lebte S. teilweise auf seiner Besitzung Sassenberg bei Warendorf, teilweise in Münster, von wo aus er England und wiederholt Italien besuchte. S. starb 31. Aug. 1883 im Bad Pyrmont. Seine hauptsächlichsten Schriften sind: "Das malerische und romantische Westfalen" (mit Freiligrath, Leipz. 1839, 2. Aufl. 1871); die Romane: "Ein Schloß am Meer" (das. 1843, 2 Bde.); "Die Ritterbürtigen" (das. 1845, 3 Bde.) und "Eine dunkle That" (das. 1846); "Novellen" (Pest 1846, 2 Bde.); "Gedichte" (Stuttg. 1846); "Eine Römerfahrt" (Kobl. 1848, 2. Aufl. 1860); "Heinrich v. Gagern, ein Lichtbild" (Köln 1849); die Romane: "Ein Sohn des Volkes" (Leipz. 1849, 2 Bde.); "Der Bauernfürst" (das. 1851, 2 Bde.); "Die Königin der Nacht" (das. 1852); "Ein Staatsgeheimnis" (das. 1854, 3 Bde.); "Ein Redekampf zu Florenz", dramatisches Gedicht (Berl. 1854); die Romane: "Die Sphinx" (Leipz. 1856); "Der Held der Zukunft" (2. Aufl., Prag 1859); "Der Sohn eines berühmten Mannes" (das. 1857); "Günther von Schwarzburg" (das. 1857); "Aus den Tagen der großen Kaiserin", Novellen (Wien 1858, 2 Bde.); "Paul Bronckhorst", Roman (Leipz. 1859, 3 Bde.); "Bilder aus Westfalen" (Elberf. 1860); "Die Rheider Burg" (Prag 1859, 2 Bde.); "Die Marketenderin von Köln" (Leipz. 1861, 3 Bde.); "Die Geschwornen und ihr Richter" (Hannov. 1861, 3 Bde.); "Historische Novellen" (Wien 1862); "Annette v. Droste, ein Lebensbild" (Hannov. 1861, 2. Aufl. 1871); "Eine Aktiengesellschaft" (das. 1863, 3 Bde.); "Frauen und Rätsel" (Leipz. 1865, 2 Bde.); "Aus alter und neuer Zeit", Erzählungen (Wien 1864); "Verschlungene Wege" (Hannov. 1867, 3 Bde.); "Eine Künstlerleidenschaft" (das. 1867); "Die Malerin aus dem Louvre", Roman (das. 1869, 4 Bde.); "Luther in Rom", Roman (das. 1870, 3 Bde.; 2. Aufl. 1873); "Deutsche Kämpfe" (Leipz. 1871, 2 Bde.); "Herrn Didiers Landhaus", Roman (Hannov. 1872, 3 Bde.); "Die Heiligen und die Ritter" (das. 1873, 4 Bde.); "Aus heißen Tagen" (Stuttg. 1874); "Feuer und Flamme" (das. 1874, 3 Bde.); "Novellenbuch" (Hannov. 1876, 2 Bde.); "Die Herberge der Gerechtigkeit" (Leipz. 1879, 2 Bde.); "Das Recht des Lebenden", Roman (das. 1880, 3 Bde.); "Wunderliche Menschen", drei Erzählungen (das. 1881); "Alte Ketten" (Bresl. 1883, 2 Bde.); "Heimatlaub", Novellen (Herzberg 1884, 2 Bde.); "Große Menschen", Roman (Bresl. 1884, 3 Bde.), u. a. Schückings Romane haben meist einen glücklich gewählten historischen Hintergrund, wodurch die Anschauungen und Schilderungen an Klarheit, die Charakteristik an Bestimmtheit gewinnen. Die Komposition ist in der Regel vortrefflich, die Durchführung spannend, die Charakteristik lebendig und psychologisch wahr, wenn auch selten tief, die Darstellung glatt, zumeist leicht, aber anmutig. Einer Sammlung "Ausgewählte Romane" (Leipz. 1864, 12 Bde.) ward eine "zweite Folge" (das. 1874-76, 12 Bde.) angereiht. Auch seine Novellen erschienen gesammelt (Hannov. 1859 bis 1866, 6 Bde.). Vgl. Schückings "Lebenserinne-^[folgende Seite]