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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Semper aliquid haeret - Senaar.

Professor der Kunstgeschichte an der Universität zu Innsbruck, machte sich durch mehrere Monographien ("Donatello", Wien 1870 u. 1875; "Donatellos Leben und Werke", Innsbr. 1887; "Übersicht der Geschichte toscanischer Skulptur", Zürich 1869; F. Brunellesco, Bramante und Adel Verrocchio in Dohmes "Kunst und Künstler" u. a.) bekannt und gab heraus: "Hervorragende Bildhauer-Architekten der Renaissance" (mit Barth, Dresd. 1880) und "Carpi, ein Fürstensitz der Renaissance" (mit F. O. Schulze und Barth, das. 1882) u. a.

2) Karl, Naturforscher, geb. 6. Juli 1832 zu Altona, besuchte seit 1848 die Seekadettenschule zu Kiel, Später die polytechnische Schule in Hannover, studierte seit 1854 Zoologie in Würzburg, ging 1858 nach Manila, verweilte 1859-61 auf den Philippinen und besuchte 1862 die Palauinseln und 1864 Mindanao. 1866 habilitierte er sich in Würzburg für Zoologie und erhielt 1868 die Professur für Zoologie und vergleichende Anatomie daselbst. 1872 übernahm er auch das Direktorium des neugegründeten zoologisch-anatomischen Instituts, 1877 bereiste er Nordamerika. Er schrieb: "Die Philippinen und ihre Bewohner" (Würzb. 1869), "Die Palauinseln" (Leipz. 1873) und veröffentlichte die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Reisen in dem mit andern Gelehrten bearbeiteten Werk "Reisen im Archipel der Philippinen" (Wiesb. 1867 ff., 5 Bde.); ferner schrieb er: "Entwickelungsgeschichte der Ampullaria polita nebst Mitteilungen über die Entwickelungsgeschichte einiger andern Gastropoden aus den Tropen" (Utrecht 1862); "Die Verwandtschaftsbeziehungen der gegliederten Tiere" (Würzb. 1875); "Die natürlichen Existenzbedingungen der Tiere" (Leipz. 1880, 2 Tle.). Auch gibt er heraus: " Arbeiten aus dem zoologisch-zootomischen Institut in Würzburg" (Würzb., seit 1872). Mit einem "Offenen Brief" (Hamb. 1877) trat er als Gegner Häckels auf.

Semper aliquid haeret, s. Audacter etc.

Semper Augustus, s. Augustus.

Semperfreie Leute (Höchstfreie), im Mittelalter Bezeichnung für diejenigen, welche keinem Lehnsherrn untergeben waren, im Gegensatz zu den Schöffenbarfreien oder Mittelfreien und den freien Landsassen (s. Mittelfreie); nach andern s. v. w. sendbarfreie Leute (s. Sendgerichte). Vgl. Ficker, Vom Heerschild (Innsbr. 1862).

Sempervirens (lat.), "immergrün", von Pflanzen, welche in allen Jahreszeiten belaubt sind.

Sempervivum L. (Hauswurz, Hauslaub, Immergrün), Gattung aus der Familie der Krassulaceen, dickfleischige, ausdauernde Kräuter und Halbsträucher mit verkürzter, nur im blühenden Zustand verlängerter, dicht rosettenartig beblätterter Achse, welche aus den Blattachseln kurz gestielte, dicht beblätterte, die Pflanze erhaltende Knospen treibt, seltener mit beblättertem Stengel und sehr fleischigen Blättern. S. arboreum L., in Südeuropa, Nordafrika und im Orient, mit fast baumartigem, ästigem Stengel, keilförmigen, gewimperten Blättern, schlaffer Rispe und goldgelben Blüten, wird in Gewächshäusern und Zimmern kultiviert. S. soboliferum Sims. in der Schweiz, in Österreich und Deutschland auf Felsen und Mauern wachsend, hat blattreiche, kugelige Rosetten, zwischen denen fadenförmige Fortsätze mit kugeligen Pflänzchen entspringen, welche sich mit zunehmendem Wachstum zur Erde senken und daselbst wurzeln. S. tectorum L. (s. Tafel "Kakteen", Dachlauch, Dachwurzel, Donnerkraut, Jupiterbart), ursprünglich auf Felsen der Alpen und Voralpen Mitteleuropas wild wachsend, jetzt allenthalben auf Mauern und, weil er angeblich den Blitz abhält, auf Dächern bis weit nach Norden kultiviert und verwildert, hat länglich verkehrt-eiförmige, in eine Stachelspitze endigende, am Rand gewimperte Blätter und rosenrote, außen drüsenhaarige Blüten. Man benutzt die Blätter bei Verbrennungen, Geschwüren, gegen Warzen etc. Mehrere Arten pflanzt man als Zierpflanzen auf künstlichen Felspartien an.

Semplice (ital., spr. -ihtsche), musikal. Vortragsbezeichnung: einfach, schlicht.

Sempronius, Name eines patrizischen Geschlechts, zu welchem die Atratini gehörten, und eines plebejischen, dessen berühmteste Angehörige die beiden Gracchen sind, von denen die Leges Semproniae den Namen haben (s. Gracchus).

Semur (spr. ssömühr), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Côte d'Or, am Armançon und der Eisenbahn Les Laumes-Cravant, hat eine schöne gotische Kirche (13. Jahrh.) mit interessanten Skulpturen, ein festes Schloß, ein Handelsgericht, ein Collège, eine Bibliothek, eine Zeichen- und Architekturschule, ein Kunstmuseum, Fabrikation von Wollenstoffen, Handel mit landwirtschaftlichen Produkten und (1886) 3679 Einw. S. war früher befestigt. Dabei die Ruinen von Alesia (s. d.).

Semurschichten, s. Juraformation.

Sen., Abkürzung für Senior (s. d.).

Senaar (Dschesiret-S., "Insel S.", oder bloß El Dschesireh, "Insel"), Name des vom Weißen und Blauen Nil eingeschlossenen Landes, das im ägyptischen Kanzleistil als Dar-S. ("Distrikt S.") bezeichnet wird. Es erstreckt sich von Chartum im N. bis zum Sobat im Süden (s. Karte "Ägypten"). Im N. ist das Land völlig eben; unter 13-14° nördl. Br. ragen einzelne Granitberge aus der Fläche empor, und von hier nach Süden reiht sich Berggruppe an Berggruppe, den Übergang zum abessinischen Alpenland bildend. Das Niederland wird von periodischen Strömen (Chor Doleb, Galaba, om Karn, es Soura, el Adar) durchfurcht, die in den Weißen Nil münden. Das Flachland besteht aus Thonlagern und konglomeratreichen Alluvien; die Verwitterung der Granitberge im Süden erzeugt feldspatartige Trümmermassen, diejenige der Waldbäume fußdicke Humusschichten. Eisen und Gold enthält das zwischen den Bergen befindliche Schuttland. Die Flora, hauptsächlich an die Ströme gefesselt, entfaltet infolge der tropischen Regen eine große Üppigkeit. Der Urwald (Gabah) wechselt mit heitern Buschwäldern, dem Chalat (Wiese mit mannshohem Gras) und der Steppe (Atmur), die nur selten zur Wüste wird. Die Bevölkerung besteht größtenteils aus dem Negerstamm der Fundsch, welche zu Anfang des 16. Jahrh. über den Weißen Nil vordrangen, die hier wohnenden Beduinen unterwarfen und das Reich S. gründeten, das 1820 vom Pascha von Ägypten zur ägyptischen Provinz gemacht ward. Sämtliche Einwohner bekennen sich zum Islam, der jedoch sehr stark von alten heidnischen Gebräuchen durchsetzt ist. Die Hauptstadt S., früher auch Hauptstadt des Reichs der Fundsch, links am Blauen Nil, hat eine Moschee, Trümmer des Palastes des ehemaligen Königs und gegen 8000 Einw., welche als einzige Industrie etwas Mattenflechterei betreiben. Zweite Stadt ist Wol ed Medineh, mit 2000 Einw., gleichfalls am Blauen Nil (in der Nähe sehr alte christliche Krypten); dritte Stadt der bedeutende Handelsort Mesalamieh, mit 8000 Einw., der stark befestigt war und von den Anhängern des Mahdi nur nach langer Belagerung und blutigem Kampf genommen werden konnte. Noch weiter flußabwärts liegen die