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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sforzato; Sfumato; Sgambati; Sgjersh; Sgraffitomalerei; Shad; Shaftesbury

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Sforzato - Shaftesbury.

Monate alt war, so bemächtigte sich der Oheim desselben, Lodovico il Moro, des Throns und beseitigte den Neffen 1494, wahrscheinlich durch Gift. Um die usurpierte Herrschaft zu behaupten, veranlaßte er den Kriegszug des französischen Königs Karl VIII. nach Neapel, brachte aber dadurch nur Unglück über dieses und sein eignes Haus. Denn nachdem er später dem Bund gegen Frankreich beigetreten, ward er von Ludwig XII. 1499 aus dem Herzogtum vertrieben, geriet 1500 in französische Gefangenschaft und starb 1510 zu Loche im Kerker. Sein Sohn Maximilian S. vertrieb zwar mit Hilfe von Schweizertruppen die Franzosen 1512 aus Mailand; aber 1515 vom französischen König Franz I. bei Marignano geschlagen, mußte er Mailand gegen einen Jahrgehalt an Frankreich abtreten. Francesco Maria S., Bruder des vorigen, seit 1521 Herzog von Mailand, wurde 1529 vom Kaiser Karl V. wieder mit dem Herzogtum belehnt und starb 24. Okt. 1535, worauf Karl V. 1540 Mailand als eröffnetes Reichslehen einzog. Von frühern Nebenlinien haben sich nur noch die Herzöge von S.-Cesarini in Rom erhalten. Vgl. Ratti, Della famiglia S. (Rom 1794).

Sforzato (auch forzato, seltener sforzando, ital., abgekürzt sf., sfz., oder fz., für stärkere Accente ffz., sffz.), "forciert", d. h. stark hervorgehoben, eine musikalische Bezeichnung, welche stets nur für den Ton oder Akkord gilt, bei welchem sie steht. Das ff. hat nur eine relative Stärkebedeutung, d. h. im piano bedeutet es etwa s. v. w. poco forte oder mezzoforte.

Sfumato (ital., von sfumare, verdunsten, verfliegen), in der Malerei die Kunst, das Verschwimmen der Farben und Konturen in Luft und Licht darzustellen, welche dadurch wie mit einem zarten, durchsichtigen Schleier umhüllt erscheinen. Diese Fertigkeit entwickelte sich erst durch Leonardo da Vinci, der auch den Ausdruck zuerst gebrauchte, dann durch Correggio, Andrea del Sarto und besonders durch Murillo. Die Klippe des Verblasenen, d. h. des völligen Aufgebens der Form und der Umrisse unter dem Farbennebel, liegt beim S. sehr nahe, und auch Murillo, der in dieser Manier vor allen Bewundernswürdiges leistete, hat dieselbe nicht immer umgangen.

Sgambati, Giovanni, ital. Klavierspieler und Komponist, geb. 18. Mai 1843 zu Rom, entwickelte sich sehr früh zum Virtuosen und erregte die Aufmerksamkeit Liszts, der seine höhere Ausbildung überwachte. Gleich früh bethätigte er sich auch als Komponist und brachte bereits 1866 ein Klavierkonzert mit großem Erfolg zur Aufführung. Nachdem er sich in vielen Konzerten nicht nur in Italien, sondern auch in Deutschland bekannt gemacht, erhielt er 1877 die erste Klavierprofessur an dem Musiklyceum der Cäcilienakademie in Rom, die er noch heute bekleidet. Im Druck erschienen von ihm: 2 Quintette, ein Klavierkonzert in G moll, 2 Symphonien, ein Streichquartett, zahlreiche Klavierstücke etc.

Sgjersh (Zgierz), Stadt im russisch-poln. Gouvernement Petrokow, Kreis Lodz, mit Tuchmacherei, Baumwoll- und Leinweberei und (1885) 14,533 Einw.

Sgraffitomalerei (von sgraffiáre, kratzen), eine in Italien erfundene und zur Zeit der Renaissance dort besonders in Florenz, auch in Deutschland und andern Ländern geübte Manier der Wandmalerei. Der aus Kalk, Sand und Kohlenstaub bestehende schwarze Grund ward mit dünnem Gips überstrichen und auf diesem der Karton durchgezeichnet, worauf die Schatten mit einem spitzen Eisen bis auf die schwarze Unterlage in Strichen eingeritzt wurden, so daß das fertige Ganze das Ansehen einer Zeichnung oder eines Kupferstichs erhielt. Die meisten ältern Werke dieser Art sind zu Grunde gegangen. Nur wenige haben sich an Fassaden in Florenz, Siena, Pienza u. a. O., andre sind durch die Beschreibung Vasaris und in Blättern von Cherubino Alberti, Bonasone, Galestruzzi u. a. erhalten. Die Technik der S. hat in neuerer Zeit das Interesse der Forscher und Architekten wieder erregt. Außer den italienischen Sgraffitodekorationen der Renaissancezeit, von denen mehrere von L. Lange publiziert worden sind, und über die auch das Prachtwerk Gruners: "The terracotta architecture of North Italy" (Lond. 1867) vielfach Licht verbreitet hat, sind auch ältere Sgraffitomalereien in Deutschland, vorzugsweise in Schlesien, aus dem 16. u. 17. Jahrh. von Max Lohde in verschiedenen Aufsätzen der "Zeitschrift für Bauwesen" beschrieben und veröffentlicht worden. Praktische Anwendung hat diese Technik zuerst wieder besonders durch G. Semper am Polytechnikum in Zürich, durch Lohde am Sophiengymnasium und in der Reitbahn des Kriegsministeriums in Berlin sowie durch Laufberger in Wien und den Architekten Gnauth in Stuttgart gefunden und hat sich dann allgemein verbreitet. Statt des schwarzen Grundes wird jetzt auch ebenso häufig brauner und andersfarbiger Grund gewählt.

Shad (spr. schädd), Fisch, s. Alse.

Shaftesbury (spr. scháfftsberi Ort selbst auch schaffst'n gesprochen), uralte Stadt in Dorsetshire (England), mit (1881) 2312 Einw.; besaß schon zur Zeit Athelstans (924-940) eine Münzstätte und eine Benediktinerinnenabtei. König Knut d. Gr. starb hier 1036.

Shaftesbury (spr. scháfftsberi), 1) Anthony Ashley Cooper, Graf von, engl. Staatsmann, geb. 22. Juli 1621, studierte zu Oxford und London, trat 1640 ins Unterhaus und erlangte hier durch Witz, Beredsamkeit und taktische Gewandtheit bedeutenden Einfluß. Beim Beginn des Bürgerkriegs ging er zur Parlamentspartei über, entzweite sich aber später mit Cromwell, trat 1659 nach dem Sturz Richard Cromwells in den republikanischen Staatsrat ein und hatte neben General Monk hervorragenden Anteil an der Restauration der Stuarts. Karl II. ernannte ihn daher zum Lord-Lieutenant in Dorset, 1661 als Lord Ashley zum Peer und 1672 zum Lord-Kanzler und Grafen von S. Er war seit 1669 das einflußreichste Mitglied des berüchtigten Cabalministeriums, welches den Absolutismus und Katholizismus in England herstellen sollte, wurde aber 1673 von Karl, der ihn von Spanien bestochen glaubte, entlassen und übernahm nun die Führung der parlamentarischen Opposition. Die Vertagung des Parlaments auf 13 Monate vom November 1675 bis zum November 1676 bekämpfte er als ungesetzlich auf das heftigste, sollte für diese Sprache an den Schranken des Hauses knieend Abbitte thun und wurde infolge seiner Weigerung in den Tower gesteckt. Wieder freigegeben, benutzte er das von Oates erfundene papistische Komplott von 1678, um den Haß des Volkes gegen die Katholiken zu erregen, wirkte für die Ausschließung des katholischen Herzogs von York vom englischen Thron und führte den Sturz des Ministeriums Danby herbei. Trotz der Abneigung, welche die Kamarilla gegen ihn hegte, erhielt er im März 1679 das Präsidium des Staatsrats, wurde aber bald wieder entlassen. Mit doppeltem Eifer wirkte er nun für die Ausschließung des Herzogs von York, suchte dem Herzog von Monmouth die Thronfolge zu verschaffen und plante 1681 in Verbindung mit Monmouth, Russell, Algernon, Sidney u. a. die sogen. Kornbodenverschwörung (Ryehouse-plot), floh aber