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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Shawltanz; Shawneetown; Shea; Sheabutter; Sheboygan; Sheerneß; Sheffield; Sheil; Shelburne; Shelley

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Shawltanz - Shelley.

fache Ware und zwar bunt gewebte (auf dem Jacquardstuhl), bedruckte oder gestickte. Außer bei den Stücken aus reiner Kaschmirwolle (Pariser, Ternauxshawls) macht man den Grund aus gezwirnter Florettseide, den Mustereinschuß aus Kaschmir oder beide ganz aus feiner Wolle (Lyoner S.), oder der Grund besteht aus Florettseide und Baumwolle, der Figureneinschuß aus Wolle (Wiener, englische, schottische, Nîmeser, Elberfelder, Berliner S. etc.). Gestickte S. werden aus glatten Geweben hergestellt, in die man in Wolle oder Seide Muster, Bordüren, Eckstücke einstickt; auch bunt gewebte S. werden oft noch durch Stickerei verschönert.

Shawltanz, im Ballett hauptsächlich zu Gruppen und im mäßig bewegten Solotanz als Hilfsmittel der Choreographie benutzt. Die begleitende Musik, bez. der Takt ist keinerlei Bestimmungen unterworfen. Seiner Natur wie auch wohl seinem Herkommen nach findet der S. vorzugsweise bei orientalischen Ballettvorwürfen Anwendung. Auch im Kotillon und in Quadrillen kommen Shawltänze vor.

Shawneetown (spr. schahnitaun), Städtchen im nordamerikan. Staat Illinois, am Ohio, mit (1885) 1851 Einwohnern.

Shea (spr. schih), John Gilmary, kath. Historiker Amerikas, geb. 22. Juli 1824 zu New York, studierte Jurisprudenz, wandte sich dann aber dem Lehrfach zu und lebt jetzt in New York. Er schrieb: "Discovery and exploration of the Mississippi valley" (New York 1852); "History of the catholic missions among the Indian tribes of the United States" (1855; deutsch, Würzb. 1856); "Pages from the history of the catholic church in the United States" (1856); "Perils of the ocean and wilderness, gleaned from early missionary annals" (1857); "A French-Onondaga dictionary" (1860); "Early voyages up and down the Mississippi by French explorers" (1861); "The catholic church in colonial days" (1886); "History of the catholic church in the United States" (1889 ff., 5 Bde.) u. a. S. gab außerdem noch die "Cramoisy series of memoirs, relations etc. concerning the French colonies in America" (1857-68, 26 Bde.) und eine ähnliche auf das spanische Amerika bezügliche Serie sowie eine Sammlung von Grammatiken und Wörterbüchern der Indianersprachen (1860-74, 15 Bde.) heraus.

Sheabutter (spr. schih-), s. Bassia.

Sheboygan (spr. schibeu-), Stadt im nordamerikan. Staat Wisconsin, am Michigansee, 100 km nördlich von Milwaukee, hat lebhaften Holzhandel, Sägemühlen und (1885) 11,727 Einw.

Sheerneß (spr. schihr-), Stadt in der engl. Grafschaft Kent, vor der Mündung des Medway (s. d.) auf der nordwestlichen Spitze der Insel Sheppey (s. d.), mit königl. Schiffswerfte, Austernfischerei und Fischfang und (1881) 14,286 Einw. Vor S. liegt gewöhnlich ein Teil der englischen Flotte vor Anker. S. wurde 1667 vom holländischen Admiral de Ruyter eingenommen.

Sheffield (spr. schéffild), Stadt im Süden von Yorkshire (England), in dem Hallamshire genannten Bezirk und am Don, in den hier der Sheaf und drei andre Bäche münden, ist fast immer in Rauch gehüllt, und nur in den Vorstädten kann man einigermaßen die frische Luft und die schöne Gegend genießen. Unter den öffentlichen Gebäuden und Anstalten verdienen Erwähnung die "alte" Kirche aus dem 15. Jahrh., das alte Manor House des Herzogs von Norfolk, dem fast die halbe Stadt gehört, die Cutler's Hall der 1624 gegründeten Innung der Messerschmiede, die Albert Hall für öffentliche Versammlungen, eine Markthalle, eine Kornbörse und ein großes Krankenhaus. Die Stadt besitzt 2 Parke und einen botanischen Garten. Sie hat (1881) 284,508 Einw. Seit alters ist S. seiner Messerschmiedwaren wegen berühmt, und es behauptet seinen Rang in dieser Beziehung bis auf den heutigen Tag. Im J. 1881 zählte man 15,240 Messerschmiede, 5541 Feilenmacher, 1237 Sägenmacher, 2331 Maschinenbauer jeder Art, 1438 Arbeiter, die mit Herstellung plattierter Waren beschäftigt waren, 476 Messingschmiede und 9620 Arbeiter in Eisen- und Stahlhütten. Ferner gibt es Brauereien, Schriftgießereien, chemische Fabriken etc. An Bildungsanstalten sind zu nennen: Firth College (eine Hochschule mit drei Fakultäten), ein Seminar der Methodisten (auf dem Ran Moor), das von Ruskin 1882 gegründete St. George's Museum mit Kunstgewerbeschule, das Museum der Philosophischen Gesellschaft und die Freibibliothek.

Sheffield (spr. schéffild), John, s. Buckingham 3).

Sheil (spr. schihl), Richard Lalor, irischer Agitator, geb. 16. Aug. 1791 bei Waterford, studierte die Rechte und begann 1814 die advokatorische Praxis, widmete sich aber daneben litterarischen Arbeiten und schrieb die Tragödien: "Adelaide", "The apostate", "Bellamira" und "Evadne". 1822 schloß er sich an O'Connell an, dessen Agitationen für die Emanzipation der Katholiken und für die Aufhebung der Union zwischen England und Irland er eifrig unterstützte. Nach der Emanzipation der Katholiken wurde er 1829 für Milbourne Port in das Parlament gewählt, wo er bald als einer der bedeutendsten Redner bekannt war. Er milderte allmählich seine Angriffe gegen die englische Politik, näherte sich der Whigregierung und nahm von derselben im Februar 1838 das Kommissariat des Greenwichhospitals und 1839 das Amt des Vizepräsidenten im Handelsamt mit einem Sitz im Geheimen Rat an, welchen Posten er später auf kurze Zeit mit dem des Judge Advocate General (Justizminister für Schottland) vertauschte, worauf er von seinen Agitationen zurücktrat. Durch den Rücktritt der Whigs im August 1841 büßte auch S. seine Stellung ein, worauf er für Dungarvon ^[richtig: Dungarvan] ins Parlament gewählt ward. Bei dem großen Staatsprozeß gegen die Häupter der Repealassociation 1843 verteidigte er mit Erfolg seinen alten Genossen Daniel O'Connell. Als die Whigs nach Abschaffung der Korngesetze die Regierungsgewalt wieder übernahmen, erhielt S. im Juli 1846 die Münzmeisterstelle, und nach Aufhebung dieses Amtes ward er 1850 Gesandter in Florenz. Hier starb er 23. Mai 1851. Von seinen litterarischen Arbeiten sind noch die geistreichen "Sketches of the Irish bar" (Lond. 1855, 2 Bde.) hervorzuheben. Seine Reden etc. gab Mac Nevin heraus (2. Aufl., Lond. 1860, mit Biographie). Sein Leben beschrieb Mac Cullagh (Lond. 1855, 2 Bde.).

Shelburne (spr. schéllbörn), William Petty, Graf von, s. Lansdowne.

Shelley, Percy Bysshe (spr. bisch schélli), engl. Dichter, geb. 4. Aug. 1792 zu Fieldplace in der Grafschaft Sussex als Sprößling einer altadligen, reichbegüterten Familie, verlebte seine Kindheit auf dem Landsitz seines Vaters Sir Timothy S. und besuchte später die Schule zu Eton, wo sich seine Neigung zur Poesie, zugleich aber auch ein melancholischer Zug entwickelte, genährt durch das strenge und einförmige Leben jener mönchisch-aristokratischen Schule, das einen tiefen Eindruck auf den fast krankhaft reizbaren Knaben machte. Schon in seinem 16. Jahr schrieb er zwei Romane: "Zastrozzi" und "St. Irvyne". Wegen irreligiöser Ansichten aus jener Anstalt ver-^[folgende Seite]