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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Sisak; Sisal; Sismometer; Sismondi; Sissach; Sissek; Sister; Sisteron; Sistieren; Sištov; Sistrum; Sisy̆phos

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Sisak - Sisyphos

Form den Canzonen gleich waren, aber im Herrendienst verfaßt wurden und in der Regel die Interessen des Herrn wider seine Gegner wahrnahmen, also meist Kampflieder waren. Der Meister dieser Gattung war Bertran de Born. Auch Trauerlieder («planh») und Kreuzlieder sind S. Seit dem 13. Jahrh. verallgemeinert sich vielfach der Inhalt der S.; satirische und Rügelieder, die im Dienst verletzter Sitte und Sittlichkeit allgemeine Schäden hervorheben, heißen auch S. Der Meister dieser satirischen S. war Peire Cardenal. Das franz. servantois ist dem Provençalischen nachgebildet. Das ital. serventese von gleich mannigfaltigem Inhalt hat die Besonderheit, daß ein die Strophe beschließender Kurzvers immer den Reim der nachfolgenden Strophe einleitet. – Vgl. Witthöft, S. joglarese. Ein Blick auf das altfranz. Spielmannsleben (Marb. 1891).

Sisak, Schischak, hebr. für Sesonchis, s. Ägypten (Bd. 1, S. 240 a).

Sisal, eine Art Agavefaser (s. d.).

Sismometer, s. Seismometer.

Sismondi, Jean Charles Léonard Simonde de, Geschichtschreiber, Nationalökonom und Litterarhistoriker, geb. 9. Mai 1773 zu Genf, bereiste England und lebte dann fünf Jahre lang in Italien. 1800 nach Genf zurückgekehrt, schrieb er seine ersten Werke, in denen er sich besonders an Adam Smith anlehnte. S. wurde dann Sekretär der Handelskammer des Kantons Leman. Er kam später nach Paris, kehrte aber nach der Restauration nach Genf zurück, wo er 25. Juni 1842 starb. S. schrieb: «Histoire des républiques italiennes du moyen âge» (Bd. 1‒4, Zür. 1807‒8; Bd. 5‒16, Par. 1809‒18; Ausg. in 10 Bdn., ebd. 1840), «Histoire de la renaissance de la liberté en Italie» (2 Bde., ebd. 1832), «Histoire des Français» (31 Bde., ebd. 1821‒44), sein Hauptwerk, dessen vorletzten Band A. Renée redigierte und aus dem S. selbst einen übersichtlichen Auszug («Précis», Bd. 1 und 2, ebd. 1839; Bd. 3, 1844, von Robinet herausgegeben) geliefert hat. Außerdem ist noch zu erwähnen die «Histoire de la chute de l’empire romain et du déclin de la civilisation de 250 à 1000» (2 Bde., Par. 1835; deutsch von Lindau, Lpz. 1836). Auch hat er einen histor. Roman geschrieben, eine Schilderung Galliens im 5. Jahrh.: «Julia Sévéra, ou l’an 492» (3 Bde., Par. 1822; deutsch von M. Müller, 2 Bde., Lpz. 1822). Als Litterarhistoriker zeigte er sich in seinem viel gebrauchten Werke «De la littérature du Midi de l’Europe» (4 Bde., Par. 1813‒29; deutsch von Hain, 2 Bde., Lpz. 1816‒19). Unter seinen nationalökonomischen Schriften sind hervorzuheben: «Études sur les sciences sociales» (3 Bde., Par. 1836‒38), «Principes d’économie politique appliqués à la législation du commerce» (2 Bde., Genf 1803) und «Nouveaux principes de l’économie politique» (2 Bde., Par. 1819; neue Aufl. 1827). Seine «Lettres inédites» gab Taillandier (Par. 1863), «Correspondance» Montgolfier (ebd. 1863) heraus; Villari und Monod veröffentlichten «Lettres inédites» von S. (ebd. 1868).

Sissach. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Basel-Land, hat 140,4 qkm und (1888) 15747 E., darunter 758 Katholiken und 30 Israeliten, in 29 Gemeinden. – 2) Marktflecken und Hauptort des Bezirks S., in einem weiten Thale, in 375 m Höhe, an der Linie Basel-Bern der Schweiz. Centralbahn und der elektrischen Schmalspurbahn S.-Gelterkinden (4 km), hat (1888) 2237 E., darunter 203 Katholiken und 17 Israeliten, Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Kirche mit schöner Orgel, einen schloßartigen Herrensitz; Seidenbandweberei, Seidenbandstuhlbauerei, Wein- und Obstbau, Handel mit getrocknetem Obst, Wein und Kirschengeist.

Sissek (Alt-Sissek) oder Sziszek, Stadt mit geordnetem Magistrat mit dem Titel königl. Freistadt und Hauptort eines Stuhlbezirks (25415 E.) im Komitat Agram in Kroatien und Slawonien, am Einfluß der Kulpa in die Save, durch eine Brücke mit Neu-Sissek verbunden, an den Linien Steinbrück-Agram-S. (126 km) der Österr. Südbahn und Agram-S.-Bosna-Brod der Ungar. Staatsbahnen, ist Dampferstation und hat (1890) 6129 meist kath. kroat. E., Reste röm. Bauten und bedeutenden Handel mit Getreide, Knoppern und Holz. – S. steht an der Stelle der illyr. Stadt Segesta, die von Tiberius erbaut und später neu kolonisiert wurde (Siscia, unter Septimius Severus Colonia Septimia).

Sister, andere Schreibung für Cister (s. d.).

Sisteron (spr. ßist’róng). 1) Arrondissement im franz. Depart. Niederalpen in der Provence, hat auf 1044,71 qkm (1871) 19421 E., 5 Kantone und 49 Gemeinden. – 2) S., lat. Segustero, Segesterica, Hauptstadt des Arrondissements S. und Festung dritten Ranges, liegt malerisch rechts an der Durance, wo der Buech mündet, und an der Linie Grenoble-Marseille der Mittelmeerbahn, ist von getürmten Stadtmauern umgeben und von einer alten Citadelle auf senkrechtem Felsen überragt, die hier den Zugang zur Provence beherrscht, Sitz eines Gerichtshofs erster Instanz, einer Ackerbaukammer und Forstinspektion und hat (1891) 3120, als Gemeinde 3996 E., Ruinen eines Schlosses der Grafen von Provence, eine ehemalige Kathedrale Notre-Dame (S. war bis 1790 Bischofssitz) aus dem 11. und 12. Jahrh., ein Collège, Spital, Gefängnis; Baumwoll-, Seidenspinnerei, Papierfabrikation, Handel mit Getreide und Kurzwaren.

Sistieren (lat.), zum Stehen, zum Stillstand bringen, einstellen; (jemand, sich) vor Gericht stellen.

Sištov, Sischtov, Schistow, bulgar. Svištov, Hauptort eines Kreises im Fürstentum Bulgarien, am rechten Ufer der Donau und im Scheitel der südlichsten Ausbiegung dieses Stroms, gewann erst nach dem Verfall von Nicopoli Bedeutung, zählt (1888) 12482 E. und hat sehr lebhaften Handel. S. ist der Haupteinfuhrplatz für das mittlere Bulgarien und vermittelt eine bedeutende Ausfuhr von Getreide. Außerdem hat es Wichtigkeit als natürlicher Übergangspunkt, da das linke Ufer hier frei von Sümpfen ist. – S. liegt an der Stelle der röm. Legionsstadt Novae. Am 30. Dez. 1790 wurde zu S. ein Kongreß eröffnet und 4. Aug. 1791 ein Friede zwischen der Türkei und Österreich abgeschlossen, der die Herstellung des Zustandes vor dem Kriege festsetzte. S. wurde besonders durch den Donauübergang der Russen (Vorhut 27. Juni, Hauptarmee 10. Juli 1877) bekannt.

Sistrum (grch. seistron), ein Rasselinstrument der alten Ägypter zum Gebrauch bei den religiösen Tänzen der Isis, die als Erfinderin des S. gilt.

Sisy̆phos, der Sohn des Aiolos und der Enarete, Gemahl der Merope, Erbauer und König von Ephyra, dem nachmaligen Korinth, wird als der verschlagenste unter allen Menschen geschildert und war deswegen wie sein ganzes Haus verrufen. Namentlich aber ist er wegen der Strafe, die er in der Unterwelt für seine Ungerechtigkeiten zu leiden