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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Siebenstromland - Siebold.

verfolgung unter diesem Kaiser 251 in einer Höhle verbargen und, als der Kaiser diese hatte vermauern lassen, in Schlaf verfielen, aus dem sie erst unter Theodosius II. (446) wieder erwachten, um, nachdem sie vor dem herbeigeeilten Bischof Martin von Ephesos und dem Kaiser selbst das Wunder bezeugt hatten, vom Glorienschein der Heiligkeit umgeben, für immer zu entschlafen. Die katholische Kirche weihte dem Gedächtnis der S. den 27. Juni. Wenn es an diesem Tag regnet, dauert nach dem Volksglauben das Regnen sieben Wochen fort (vgl. Lostage). Vgl. Koch, Die Siebenschläferlegende (Leipz. 1882).

Siebenstromland, s. Semiretschinsk.

Siebenstundenkraut, s. Melilotus.

Sieben Weisen, die, sieben Männer des alten Griechenland, welche, durch praktische Lebensweisheit unter ihren Zeitgenossen hervorragend, in dem Zeitraum von 620 bis 548 v. Chr. lebten und ihre Lehren in kurzen Gnomen niederlegten. Genannt werden gewöhnlich: Kleobulos aus Lindos, Periandros aus Korinth, Pittakos von Mytilene, Bias aus Priene, Thales aus Milet, Cheilon aus Lakedämon und Solon aus Athen. Doch werden weder ihre Namen, noch ihre Zahl, noch ihre Aussprüche auf übereinstimmende Weise angegeben. Vgl. Bohren, De septem sapientibus (Bonn 1867); Hiller (im "Rheinischen Museum", Bd. 33, 1878).

Sieben weisen Meister, die, deutsches Volksbuch, eine Sammlung von 15 kleinen Erzählungen folgenden Inhalts. Der römische Kaiser Pontianus läßt seinen Sohn aus erster Ehe, Diocletianus, von sieben weisen Meistern in den sieben freien Künsten unterrichten. Nach seiner Rückkehr an den Hof findet die zweite Gemahlin des Kaisers Gefallen an ihm; da er ihre Liebesanträge aber zurückweist, so verleumdet sie ihn beim Vater, der siebenmal durch bezugvolle Erzählungen seines Weibes vermocht wird, den Sohn zum Galgen führen zu lassen, aber auch siebenmal sich durch die Gegenerzählung eines der sieben Meister zum Aufschub der Hinrichtung bewegen läßt, bis endlich der Sohn, der durch ein eigentümliches Verhängnis sieben Tage hat schweigen müssen, den Vater von der Falschheit seiner Gattin überzeugt, die dann verbrannt wird. Der Ursprung des Werkes reicht nach Indien zurück, von wo es in die arabische, persische und hebräische Sprache, dann in die griechische unter dem Namen "Syntipas" (hrsg. von Boissonade, Par. 1828) übergegangen ist. Durch lateinische Umbildungen kam es in die abendländische nationale Litteratur. Französische Bearbeitungen, deren eine A. Keller nach einer Pariser Handschrift ("Li romans des sept sages", Tübing. 1836), eine andre ("Dolopathos") Österley (Straßb. 1873) herausgegeben hat, beginnen zu Anfang des 13. Jahrh. In Deutschland, wohin einzelne Geschichten schon im 14. Jahrh. Eingang gefunden, wurde das Buch 1412 von Hans v. Bühel in poetischer Form bearbeitet; sein Werk "Diocletianus' Leben" hat A. Keller (Quedlinb. 1841) herausgegeben. Eine zweite anonyme poetische Bearbeitung findet sich in Kellers "Altdeutschen Gedichten" (Tübing. 1846). Das deutsche prosaische Volksbuch ward zuerst im 15. Jahrh. gedruckt, ohne Ort und Jahr, dann zu Augsburg (1473), Ingolstadt, Straßburg und öfter. Simrock hat es in seiner Sammlung deutscher Volksbücher wieder erneuert. Von italienischen Bearbeitungen sind die "Storia d'una crudele matrigna" (hrsg. von Romagnoli, Bologna 1862) und der "Libro dei sette savi di Roma" (das. 1865) zu nennen. Eine hebräische Bearbeitung ("Mischle Sendebar") erschien ins Deutsche übersetzt von H. Sengelmann (Halle 1842); eine türkische deutsch von Behrnauer (Leipz. 1851); eine syrische ("Sindban") mit deutscher Übersetzung von Bäthgen (das. 1879).

Sieben Wunder der Welt, sieben durch Größe oder Pracht ausgezeichnete Bau- und Kunstwerke des Altertums, welche nach der gewöhnlichen Überlieferung sind: die ägyptischen Pyramiden, die sogen. hängenden Gärten der Semiramis zu Babylon, der Artemistempel zu Ephesos, die Bildsäule des olympischen Jupiter von Pheidias, das Mausoleum zu Halikarnaß, der Koloß von Rhodos und der Pharos zu Alexandria. Philo aus Byzanz beschrieb sie in der Schrift "De septem mundi miraculis" (bearbeitet von Orelli, Leipz. 1816). Vgl. Rohden, De mundi miraculis quaestiones selectae (Bonn 1875).

Sieber, Ferdinand, Gesanglehrer, geb. 5. Dez. 1822 zu Wien, bildete sich bei Mieksch in Dresden im Kunstgesang aus, wirkte dann als Opernsänger an den Theatern zu Detmold, Schwerin und Hannover und ließ sich nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Italien, wo er unter Farinis und Ronconis Leitung seine Ausbildung vollendete, als Gesanglehrer in Berlin nieder. Seine zahlreichen Werke, Solfeggien der verschiedensten Art sowie Schriften über Gesang, darunter das "Vollständige Lehrbuch der Gesangskunst" (Magdeb. 1858, 2. Aufl. 1878) und "Katechismus der Gesangskunst" (4. Aufl., Leipz. 1885) sowie nicht minder seine persönliche Lehrthätigkeit haben ihm verdientermaßen den Ruf eines der ersten Gesangspädagogen der Gegenwart verschafft.

Siebfelder, s. Siebröhren.

Siebleinwand, s. Beuteltuch.

Siebold, 1) Karl Kaspar von, Mediziner, geb. 4. Nov. 1736 zu Nideck im Herzogtum Jülich, lehrte in Würzburg Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe und wurde 1801 wegen seiner Thätigkeit in den Hospitälern in den Reichsadel erhoben. Er starb 3. April 1807. Sein ältester Sohn, Johann Georg Christoph v. S., geb. 1767 zu Würzburg, starb daselbst 15. Jan. 1798 als Professor der Geburtshilfe und Physiologie. Ein jüngerer Sohn, Adam Elias v. S., geb. 5. März 1775 zu Würzburg, wurde 1799 daselbst Professor der Medizin, folgte 1816 einem Ruf nach Berlin, gründete dort die Entbindungsanstalt, förderte die Geburtshilfe durch Anwendung physiologisch-medizinischer Grundsätze und starb 12. Juli 1828. Er schrieb: "Handbuch der Erkenntnis und Heilung der Frauenzimmerkrankheiten" (2. Aufl., Frankf. 1821-23, 2 Bde.); "Lehrbuch der Entbindungskunde" (4. Aufl., Nürnb. 1824); "Lehrbuch der Geburtshilfe zum Unterricht von Hebammen" (5. Aufl., Würzb. 1831). Eduard Kaspar Jakob v. S., Sohn des vorigen, geb. 19. März 1801 zu Würzburg, studierte in Berlin und Göttingen, wurde 1829 Professor der Geburtshilfe in Marburg, 1833 in Göttingen, wo er 27. Okt. 1861 starb. Er setzte das vom Vater 1813 begonnene "Journal für Geburtshilfe" fort und schrieb: "Geschichte der Geburtshilfe" (Berl. 1839-45, 2 Bde.); "Lehrbuch der Geburtshilfe" (2. Aufl., Braunschw. 1854); "Zur Lehre der künstlichen Frühgeburt" (Götting. 1842); "Lehrbuch der gerichtlichen Medizin" (Berl. 1846). Regine Josephe v. S., Tochter des Regierungsbeamten Henning in Heiligenstadt, geb. 14. Dez. 1771, in erster Ehe vermählt mit dem Regierungsrat Heiland, dann mit Johann Theodor Damian v. S., studierte 1806-1807 Geburtshilfe, erhielt 1815 die medizinische Doktorwürde, lebte in Darmstadt als Geburtshelferin und starb daselbst 28. Febr. 1849. Ihre Tochter