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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sion – Siphon

Sion (spr. ßióng), franz. Name von Sitten (s. d.).

Sion, Hügel in Jerusalem, s. Zion. S. hieß auch der Hermon (s. d.).

Sioule (spr. ßĭuhl), 160 km langer linker Zufluß des Allier im mittlern Frankreich, entspringt an der Nordseite des Mont-Dore in der Auvergne, hat malerische Ufer mit vielen Burgen, geht zuerst Pongibaud berührend nach Norden, erhält links den Sioulet und damit die Hauptrichtung nach Nordosten, berührt Châteauneuf-les-Bains und mündet unterhalb St. Pourcain im Depart. Allier.

Sioux (spr. ßĭuh), Nadowessier in der Ottawasprache, Indianerstamm, der sich selbst Dakota oder Lakota, d. h. «verbündet», nennt. Die Dakota im engern Sinne wohnten im Westen des obern Mississippi bis zu den Black-Hills im Westen und dem Devils Lake im Norden. Verwandte von ihnen sind die Dhegiha, wozu die Ponka, Kansas, Osage und Quapa oder Arkansas gehören, ferner die Djiwere, die in die Iowa, Oto und Missouri zerfallen, die Hotcangora oder Winnepago, die Mandan, die Hidatsa und Absaroka oder Krähenindianer (Crow) und die Jerâ oder Tutelo, die aber jetzt beinahe ausgestorben sind. Die Stärke der Siouxfamilie beträgt etwa 43400, wovon ungefähr 2200 in Britisch-Nordamerika leben. (S. Tafel: Amerikanische Völkertypen, Fig. 8, Bd. 1, S. 526.)

Sioux City (spr. ßĭuh oder ßuh ßittĭ), Hauptstadt des County Woodbury im nordamerik. Staate Iowa, am östl. Ufer des Missouri, bedeutender Eisenbahnknotenpunkt, in fruchtbarer, Mais produzierender Gegend, Handelsmittelpunkt eines großen Gebietes in Iowa, Dakota und Nebraska, zählte (1890) 37806 E., gegen 7366 im J. 1880. Der Viehhof (Union Stock Yards) kann viele Tausende Stück Vieh beherbergen und die Fleischversendungsanstalten können täglich 14000 Schweine und 2000 Rinder schlachten. Außerdem werden Wagen, Backsteine, Pflüge und Stärke fabriziert, über den Missouri führen eine Eisenbahn- und eine Pontonbrücke.

Sioux Falls (spr. ßĭuh oder ßuh fahls), Hauptstadt des County Minnehaha im südöstl. Teile des nordamerik. Staates Süddakota, am Sioux-River, mit Bahnen nach fünf Richtungen und (1890) 10177 E., gegen 2164 im J. 1880. Es ist die größte Stadt des Staates, hat Staatszuchthaus, schönes Minnehaha Court House, Taubstummenanstalt, baptistisches College; Handel, Industrie, Steinbrüche.

Sipahi (pers., d. i. Soldat, Sipoys, Seapoys oder Sepoys, bei den Franzosen Spahis, s. d.), die aus Landeseingeborenen gebildeten Truppen der Engländer in Ostindien, die nach Unterdrückung des Aufstandes von 1857 (s. Ostindien, Bd. 12, S. 758 fg.) eine wesentliche Veränderung erfahren haben. Während die Zahl der S. vor 1857 sich auf 202_849 Mann regulärer Truppen belief, betrug dieselbe 1874 nur noch 128_447 Mann, von denen 47_814 der Bengal-, 27_221 der Madras- und 24_712 der Bombay-Armee angehörten, während das engl. Element des brit.-ind. Heers auf 61_503 Unteroffiziere und Gemeine und 3996 Offiziere vermehrt wurde. Die Zahl der eingeborenen Offiziere betrug nur noch 179. Im J. 1885 fand, veranlaßt durch die Fortschritte Rußlands in Centralasien, abermals eine Reorganisation des kaiserlich ind. Heers statt, durch welche die in Indien stehenden brit. Truppen um 10_000 Mann verstärkt, aber auch die S. vermehrt worden sind. Der Friedensstand der S. beträgt (1889/90) 2834 brit. Offiziere, 124_976 ind. Offiziere ↔ und Mannschaften mit 24_060 Pferden und 190_000 Mann militär. organisierte Polizei. Die Sipoystruppen bestehen aus der berittenen Leibwache des Vicekönigs (136 Mann), 100_000 Mann Infanterie, 20_540 Mann Kavallerie, 1300 Mann Gebirgsartillerie und 3000 Mann Genietruppen. Nicht nur in den Feldzügen in Afghanistan und Birma sind S. aktiv und mit bestem Erfolg verwendet worden, sondern auch bei den Expeditionen nach Abessinien, Ägypten und dem Sudan, auch wurden einige Regimenter 1878 nach Malta herangezogen, als eine Verwicklung mit Rußland drohte. In Aden bilden S. einen Teil der ständigen Garnison.

Si parva licet componĕre magnis (lat), «wenn man Kleines mit Großem vergleichen darf», Citat aus Virgils «Georgica» (4, 176); vermutlich nach Herodot (2,10 und 4,99) gebildet.

Sîpet (süddajakisch), ein mit einer Lanzenspitze versehenes Blasrohr, die gefürchtete Waffe der Dajak (s. d.), die damit die vergifteten Blasrohrpfeile (dâmek) entsenden.

Siphnos (Siphenos), Sifanto, eine zu den Cykladen gehörige griech. Insel, 30 km westlich von Paros, zählt auf etwa 74 qkm (1889) 3851 E. Die Insel ist zwar meist felsig, aber im ganzen fruchtbar und gut bebaut und liefert Getreide, Baumwolle, Feigen, Wein, Öl, Wachs, Honig und Seide. Auch führt man Strohhüte, Thongeschirre und Schmelztiegel aus. Im Altertum war die Insel durch ihre Gold- und Silberminen berühmt. Die ion. Bewohner kämpften gegen Xerxes und schlossen sich dem ältern und dem jüngern Athenischen Seebunde an. Sie standen wegen ihrer Üppigkeit in schlimmem Rufe. Die alte Stadt S. lag auf einem felsigen Vorsprung der Ostküste; ihre Stelle nimmt das Städtchen Kastro mit 545 E. ein. Der jetzige Hauptort, Apollonia oder Stavros, liegt im Innern und zählt 1255 E.

Siphon (grch., «Röhre», «Heber»), zunächst der Ausflußhahn an Flaschen mit moussierenden (kohlensäurehaltigen) Getränken, dann auch eine mit einem solchen Hahn versehene Flasche selbst. Im Wasserbau bezeichnet man mit S. eine aus Holz, Stein oder Metall gebildete geschlossene Wasserleitung von U- oder Џ-förmiger Gestalt, in welcher auf Grund des Princips der kommunizierenden Röhren das Wasser in beiden Schenkeln auf gleicher Niveauhöhe erhalten wird. Die S. dienen, um z. B. eine nur wenig höher als die Straßenfahrbahn gelegene Wasserleitung an der Kreuzungsstelle unter oder über der Straße hinwegzuführen, oder um mittels derselben an Stelle eines Aquädukts Wasser quer über ein Thal zu führen (ein Beispiel dieser Art bildet der 2800 m lange S. von Mornas über die Rhône in Frankreich), oder einen Bach, der im selben Niveau mit einem Kanal liegt, unter demselben hindurchzuleiten, dann auch Dücker (s. d.) genannt. Auch bei Gasleitungen, namentlich aber Abortanlagen kommen S. vor, im letztern Falle dient das Wasser in der U-förmigen Röhre als Absperrung für die aufsteigenden Gase.

Bei den Anschlüssen der Regenrohre an das Leitungsnetz der Kanalisationen werden die Vorrichtungen, welche verhindern, daß Staub, Sand, Kanalgase u. s. w. in die Kanalisationsröhren gelangen, Regenrohrsiphons genannt. Sie liegen dicht über oder dicht unter dem Erdboden und bestehen in einer kastenartigen Erweiterung des Regenrohrs, in welche ein Gitter eingesetzt ist, welches alle

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1001.