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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sirenen (in der Zoologie) - Sirventes

Lockung nicht folgen zu können. Dann treten sie, gewöhnlich drei an der Zahl, in der Sage vom Zuge der Argonauten und andern Sagen auf, mit verschiedenen Namen bezeichnet und an verschiedenen Stellen der Küste Italiens lokalisiert. Die spätere Sage wußte zu berichten, daß sie, nachdem Odysseus (oder die Argonauten) ihnen entronnen seien, sich selbst ins Meer gestürzt hätten und in Klippen verwandelt worden seien. Als ihr Vater wird gewöhnlich Acheloos, als ihre Mutter eine Muse genannt. Ferner wurde erzählt, daß sie mit Persephone Blumen gepflückt hätten, als diese von Pluton geraubt wurde, und daß sie von den Musen in einem Wettkampf des Gesangs besiegt und ihnen ihre Federn ausgerupft worden seien. In der Odyssee sowie auch in einzelnen Kunstwerken späterer Zeit erscheinen die S. als Jungfrauen ohne Flügel. In der nachhomerischen Litteratur und in ältern Kunstdarstellungen findet man sie als Vögel mit Frauenköpfen; mit der Zeit erhalten sie mehr und mehr menschliche Gliedmaßen und Gestalt überhaupt und werden dann schließlich als Frauengestalten, nur mit Vogelklauen und Flügeln dargestellt. Auf Grabmälern stellten die Griechen oft das Bild einer Sirene als Symbol des Todes auf. – Vgl. Schrader, Die S. (Berl. 1868); Bolte, De monumentis ad Odysseam pertinentibus (ebd. 1882).

Sirēnen (Sirenia, s. Tafel: Sirenen), eine von Vegetabilien, Tang, Seegras u. s. w. sich ernährende Ordnung von Seesäugetieren, charakterisiert dadurch, daß der Kopf mittels eines gesonderten Halses dem Rumpfe aufsitzt, die Nasenlöcher an der Schnauzenspitze sich befinden, die wulstigen Lippen mit Borsten versehen sind, das Gebiß aus verschiedenartigen Zähnen besteht und die Zitzen des Weibchens brustständig sind. Zu den S. gehören nur die Lamantine (s. d., Fig. 2), der Dugong (s. d., Fig. 1) und das ausgestorbene Borkentier (s. d.).

Sirēnenbildung, Sirenomălie, eine menschliche Mißbildung, bei der die Beine miteinander verwachsen sind.

Siren lacertīna, s. Armmolch.

Sireth, Fluß, soviel wie Sereth.

Sirex, s. Holzwespen.

Siri, der 332. Planetoid.

Siriăsis, soviel wie Sonnenstich, s. Hitzschlag.

Siricĭus, Papst (384‒398), bekannt durch seine Dekretalen, für die er allgemeine Gültigkeit beanspruchte, wie er sich auch zuerst den Ehrentitel papa (Papst) beilegte, und durch seine Verdammung des Jovinianus, der Manichäer und Priscillianisten. Seine Briefe finden sich deutsch bei Wenzlowsky, «Briefe der Päpste», Bd. 2 (in der «Bibliothek der Kirchenväter», Kempt. 1876).

Sirĭus oder Hundsstern, Stern 1. Größe im Sternbild des Großen Hundes, überhaupt der hellste Stern am ganzen Himmel, ist ein Doppelstern mit 49 Jahren Umlaufszeit, den man als solchen erst aus der Unregelmäßigkeit seiner Eigenbewegung erkannt hat (s. Doppelsterne). Seine Farbe ist ausgesprochen weiß, während er im Altertum als rot bezeichnet wird. S. ist über eine halbe Million Erdbahnhalbmesser von uns entfernt, sein Licht braucht 8 Jahre, um bis zu uns zu gelangen. Der S. hieß bei den Alten Sothis und spielte in der Zeitrechnung (Siriusjahr, Siriusperiode) eine wichtige Rolle (s. Kalender).

Sirmĭum, alte Stadt in Niederpannonien, an der Save, unter röm. Herrschaft sehr bedeutend; Ruinen finden sich noch bei Mitrovicza (s. d.).

Sirocco (ital.) oder Scirocco, ein feuchter, schwüler, wolkenführender und regenbringender Wind, wie er überhaupt an der Ostseite eines barometrischen Minimums aufzutreten pflegt. Der S. ist der charakteristische Wind der Regenzeit des Mittelmeergebietes, also des Winterhalbjahres. Im Adriatischen Meere tritt er als Südostwind auf, was seinen Grund in der Hauptausdehnung dieses Meeresteils hat. Sicilien und zum Teil auch Süditalien haben noch einen andern, von dem oben charakterisierten sehr verschiedenen S. Es ist dies ein heißer, sehr trockner, heftiger und staubführender Wind. Er ist von sehr hohen Temperaturen (bis 35° C. noch um Mitternacht) begleitet, die Luft ist dunstig, der Himmel gelblich bis bleifarben, die Sonne kaum fähig, die Dunstschichten zu durchdringen. Menschen und Tiere leiden unter Mattigkeit, Beklemmung und Unlust zu jeglicher Thätigkeit. Von gleicher Schädlichkeit ist er für die Vegetation; tritt er zur Blütezeit der Olive oder des Weins auf, so kann die ganze Ernte vernichtet werden. Am häufigsten tritt dieser S. im Frühjahr auf. Seine Richtung ist meist aus Südost oder Südwest, er ist selten regenbringend. Häufig schlägt sich aus ihm ein feiner Staub nieder, dessen Ursprung man in vielen Fällen in der Sahara zu suchen haben dürfte.

Sironĭa, der 116. Planetoid.

Sirrab, die Luftspiegelung in den Ebenen Persiens.

Sirr-Kâtibi, türk. Titel, s. Kâtib.

Sirte, soviel wie Molken (s. d.).

Sirup (Syrup), eine gesättigte, dickflüssige Auflösung von Zucker, die je nach ihrer Abstammung auch mehr oder weniger fremde Bestandteile gelöst enthält. Wenn nach dem Eindampfen der Lösung noch Zucker durch Auskrystallisieren erhalten werden kann, so ist die Zuckerlösung S. im eigentlichen Sinne; ist dies nicht der Fall, so nennt man sie Melasse (s. d.). Rein schmeckender S. wird in der Raffinerie sowie bei der Darstellung von Kolonialzucker erhalten; er enthält außer Rohrzucker noch andere Zuckerarten und wird oft an Stelle von Zucker genossen. Der unangenehm schmeckende, salzhaltige S. der Rübenrohzuckerfabrikation ist dazu nicht geeignet und dient zur Zuckergewinnung oder zur Branntweinbrennerei. Über Kapillärsirup und Stärkesirup s. Traubenzucker.

Unter S. versteht man auch durch Auflösen, Aufkochen und Klären bereitete Zuckerlösungen, die entweder mit reinem Wasser, wie der weiße S., oder mit Fruchtsäften, wie der Himbeer- und Kirschsaft, oder endlich mit Aufgüssen von Arzneisubstanzen, wie der Pomeranzenschalensirup, dargestellt werden.

Sirūpus, Sirup. Auf Rezepten bedeutet: S. Althaeae Eibischsirup (s. Altheesaft); S. Amygdalārum Mandelsirup; S. Aurantĭi Cortĭcis Pomeranzenschalensirup; S. Cerasōrum Kirschensirup; S. Cinnamōmi Zimmetsirup; S. Ferri jodāti Iodeisen- oder Eisenjodürsirup; S. Ferri oxydāti Eisenzuckersirup; S. Ipecacuanhae Brechwurzelsirup; S. Liquiritĭae Süßholzsirup; S. Mannae Mannasirup; S. Menthae Pfefferminzsirup; S. Papavĕris Mohnsirup; S. Rhamnicathartĭcae Kreuzdornbeerensirup; S. Rhēi Rhabarbersirup; S. Rubi Idaei Himbeersirup; S. Senĕgae Senegasirup (von der Pflanze Polygala Senega); S. Sennae Sennasirup (von der Pflanze Cassia angustifolia und acutifolia) S. simplex Weißer Sirup.

Sirventes (von servir, also «Dienstgedichte»),die Lieder der Provençalen seit dem 12. Jahrh., die in der