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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Skorbutkraut - Skotschau.

meist mehrere zugleich vor. Wenn man eine solche epidemische Ausbreitung des Skorbuts zu fürchten hat, so muß die größte Sorge getragen werden für Reinlichkeit, warme Bekleidung, Lüftung der Zimmer, für Bewegung in freier Luft, für ausreichend große Kostportionen, für passende Auswahl und Abwechselung der Speisen, welche aus frischem Fleisch und womöglich aus frischem Gemüse und Salat bestehen müssen. Auch ist ein gutes Bier oder mit Branntwein vermischtes Wasser zu genießen. Gegen den ausgebrochenen S. sind täglich 4-8 Eßlöffel frisch ausgepreßter Pflanzensäfte, namentlich von Brunnenkresse, Senf, Rettich, Meerrettich, Löffelkraut u. a., von ausgezeichneter Wirkung. Auch der Saft der Zitronen und Apfelsinen, Phosphor-, Salz- und Schwefelsäure sind von guter Wirkung. Die Zahnfleischaffektion weicht bei dem Gebrauch adstringierender Mundwässer.

Skorbutkraut, s. Cochlearia.

Skordienkraut, s. Teucrium.

Skorie (griech.), Schlacke; skorisch, schlackenartig; Skorifikation, Verschlackung.

Skorodit, Mineral aus der Ordnung der Phosphate, Arseniate etc., kristallisiert rhombisch, findet sich drusenartig, in feinstängeligen, faserigen, erdigen und dichten Aggregaten, grün, grünlichschwarz, blau, rot, braun, glasglänzend, Härte 3,5-4, spez. Gew. 3,1-3,2, ist arsensaures Eisenoxyd Fe2As2O8+4H2O ^[Fe<sub>2</sub>As<sub>2</sub>O<sub>8</sub>+4H<sub>2</sub>O], entwickelt beim Erhitzen auf Kohle Arsendampf und löst sich leicht in Salzsäure. Fundorte: Graul bei Schwarzenberg, Dernbach bei Montabaur, Lölling, Chanteloube, Cornwall, Ural, Brasilien.

Skorpion (lat. Scorpius), 1) das achte Zeichen des Tierkreises (♏); 2) Sternbild zwischen 220 und 260° Rektaszension und 8-40° südl. Deklination, dessen südlichster Teil (Schwanz des Skorpions) im mittlern Europa nicht aufgeht. In dem bei uns sichtbaren Teil gibt Heis 41 mit bloßem Auge erkennbare Sterne an, darunter den Antares von erster Größe. Der Sage nach wurde der S. unter die Sterne versetzt, weil er auf Befehl der Gäa den Jäger Orion (s. d. 1) durch einen Stich in die Ferse getötet hatte.

Skorpion, röm. Geschütz, s. Katapulte, S. 606.

Skorpione (Scorpiodea Gerst.), Familie aus der Ordnung der Gliederspinnen, Spinnentiere mit ungegliedertem Kopfbruststück, dreigliederigen, scherenförmigen Kieferfühlern, breiter Mahlfläche am Basalglied der ebenfalls mit aufgetriebenem Scherenglied endenden langen Kiefertaster, vier kräftigen, mit Doppelkrallen endenden Beinpaaren, ebenfalls zu einer Kaulade umgestaltetem Basalglied des vordern Beinpaars, nicht abgesetztem, mehr oder weniger in die Länge gezogenem, niedergedrücktem Hinterleib, dessen sechs letzte Ringe einen Schwanz bilden, der im blasenförmigen Endglied in einen Stachel ausläuft. An der Basis des Hinterleibes hinter dem letzten Beinpaar befinden sich ein Paar kammförmige Anhänge von vielleicht auf die Fortpflanzung bezüglicher Bestimmung. Auf dem Kopfbruststück stehen ein Paar Scheitelaugen und jederseits 2-5 Nebenaugen. Vier Stigmenpaare auf der Bauchseite des Hinterleibes münden in ebenso viele Paare von Lungensäcken. Die S. gebären 20-50 lebendige Junge, welche sie einige Zeit auf sich herumtragen. Sie leben (in etwa 100 Arten) hauptsächlich in den heißen Ländern, nördlich bis zum 45.°, halten sich unter Steinen, in faulem Holz und Mauerlöchern verborgen, dringen auch gern in die Wohnungen ein, gehen mit emporgerichtetem Schwanz auf die Jagd, ergreifen kleine Tiere mit den Scheren, heben sie in die Höhe und töten sie durch einen Stich mit dem Stachel. Das Gift ist eine farblose, saure Flüssigkeit, welche leicht eintrocknet. Sehr häufig werden auch Menschen von Skorpionen gestochen; der Stich ist sehr schmerzhaft und brennend, erzeugt örtliche Entzündung, Lähmung, Fieber, Ohnmacht, Übelkeit, ist im allgemeinen aber nicht so gefährlich, wie vielfach angenommen wird. Nur einige afrikanische und asiatische Arten können einen Menschen töten. Ein unschuldiges Volksmittel gegen den ungefährlichen Stich südeuropäischer Arten ist Öl, in welchem S. krepiert sind; wirksamer ist Einreibung mit Ammoniak oder Asche. Wiederholte Stiche wirken weniger heftig als der erste. In den Mittelmeerländern sind gemein der 8 cm lange, rostgelbe, braun gewässerte Feldskorpion (Scorpio [Buthus] occitanus Am., s. Tafel "Spinnentiere") und der viel weniger schädliche, 3,5 cm lange, rotbraune, auf der Unterseite, an den Beinen und der Schwanzblase gelbe Hausskorpion (S. europaeus Latr.), welcher bis Tirol und in die Karpathen geht. Die größte Art ist der schwarze Felsenskorpion (S. afer); er ist 13-16 cm lang, lebt in Afrika, Ostindien und auf den benachbarten Inseln und ist, wie die Arten am Kap, sehr giftig. Seit dem Altertum ist über den Skorpion viel gefabelt worden; bei den Ägyptern war er Symbol des Typhon, dem auf geschnittenen Steinen der Anubis in beschwörender Stellung gegenübersteht.

Skorpionsfliegen (Panorpina Burm.), Familie aus der Ordnung der Netzflügler, nicht besonders zahlreiche, aber überall heimische Arten, mit kleinem, senkrechtem, meist in einen langen Schnabel ausgezogenem Kopf, langen, fadenförmigen Fühlern, ovalen, senkrecht gestellten Augen, kurzem Prothorax, genau gleichen, schmalen, parallel aufliegenden Flügeln und langgestreckten Beinen. Die S. sind Raubtiere, welche sich in schnellem, sprungartigem Flug auf kleine Insekten stürzen oder sich an Zweige aufhängen, um die ihnen entgegenfliegende Beute mit den langen Tarsen der Hinterbeine zu ergreifen. Die raupenförmigen Larven mit beißenden Mundwerkzeugen leben und verpuppen sich in der Erde. Die gemeine Skorpionsfliege (Panorpa communis L., s. Tafel "Netzflügler"), 1,3-1,5 cm lang, glänzend schwarz, mit blaßgelben Schildchen und Beinen, am Schnabel und beim Männchen an den drei letzten Hinterleibsringen rostrot, auf den Flügeln mit drei schwarzbraunen Querbinden oder gefleckt, ist überall in Europa gemein und findet sich am Tag auf Sträuchern.

Skorpionskronwicke, s. Coronilla.

Skorpionspinnen (Pedipalpi), s. Gliederspinnen.

Skortation (neulat.), Hurerei.

Skorzonerwurzel, s. Scorzonera.

Skotation (lat.), symbolische Gutsübergabe mittels einer Erdscholle, eines Wasens u. dgl.

Skoten (Scoti), bei spätern Schriftstellern, wie Ammian, Name eines Hauptstammes der Kaledonier im südlichen Teil von Schottland und in Irland, gewöhnlich neben den Pikten (s. d.) genannt. Vgl. Schottland, S. 616 f.

Skotismen, schottische Spracheigenheiten.

Skotoma (griech.), ein erkrankter und daher unempfindlich gewordener Fleck oder größerer Abschnitt der Netzhaut des Auges, häufig angeboren, erzeugt als entoptische Erscheinung dunkle Flecke im Gesichtsfeld.

Skotschau (Skoczow), Stadt in Österreichisch-Schlesien, Bezirkshauptmannschaft Bielitz, an der Weichsel und der Eisenbahn Bielitz-Kojetein, mit