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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Skotussa; Skowhegan; Skramasax; Skribént; Skriptum; Skriptur; Skrofeln; Skrofularineen

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Skotussa - Skrofularineen.

Bezirksgericht, Schloß, Fabrikation von Tuch, Holzwaren und Rosoglio und (1881) 3113 Einw.

Skotussa, antike Stadt in der thessal. Landschaft Pelasgiotis, 28 km südsüdwestlich von Larissa im Hügelland gelegen, soll der ursprüngliche Sitz des dodonäischen Orakels gewesen sein. Zu ihrem Gebiet gehörten die durch zwei Schlachten (364 und 197 v. Chr.) berühmten Felshöhen Kynoskephalä (s. d.), heute Karadagh oder Mavro Vuni. Ruinen 8 km nördlich von der Bahnstation Orman Magula.

Skowhegan (spr. skau-higen), gewerbthätige Stadt im nordamerikan. Staat Maine, Grafschaft Somerset, am Kennebec, der hier 2,5 m hohe Fälle bildet, mit (1880) 3860 Einw.

Skramasax, s. Sax und Dolch.

Skribént (lat.), Schreiber; Schriftsteller.

Skriptum (lat.), Geschriebenes, Schrift, Schreiben; Schulübung im Übersetzen.

Skriptur (lat. scriptura), Schreibung, Schreiberei, Schrift, Schriftstück; S. sacra, die Heilige Schrift.

Skrofeln (Scrophulae, eigentlich "Schweinchen"), ursprünglich Drüsenanschwellungen des Halses, die durch starke Verdickung des Halses den Übergang zum Kopf verwischen und undeutlicher machen, so daß eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Aussehen eines Schweinehalses entsteht. Die Drüsenschwellungen beruhen auf chronisch entzündlicher Zellenwucherung, bilden aber niemals das Grundleiden, sondern sind die Folge irgend welcher Hautausschläge (Rachen-, Kehlkopfs-, Luftröhren-, Lungenkatarrhe), welche auch bei sonst gesunden Personen vorkommen, aber nur bei gewissen schlecht entwickelten, blutarmen, jungen Individuen derartige schwere Drüsenentzündungen verursachen. Diese krankhafte Anlage, die Neigung zu heftigen chronischen Lymphdrüsenschwellungen bei verhältnismäßig geringfügigen Ursachen, nennt man nun Skrofelkrankheit (Skrofulose); Kinder, welche mit dieser Disposition behaftet sind, bezeichnet man als skrofulös. Da Kinder von solcher schwachen, reizbaren skrofulösen Konstitution nicht selten später an Tuberkulose erkranken, so sind Skrofulose und Tuberkulose oft miteinander identifiziert worden; die Skrofulose ist indes eine bloße Krankheitsanlage, die durch zweckmäßige Behandlung beseitigt werden kann, die Tuberkulose hingegen ein ausgebildeter Krankheitsprozeß. Auf welcher anatomisch erkennbaren Mangelhaftigkeit die skrofulöse Anlage beruht, ist noch unbekannt; häufig beobachtet man Kleinheit des Herzens, dünne, enge Blutgefäße, Blutmangel. Die S. sind vielleicht ebenso häufig ein angebornes als ein erst nach der Geburt erworbenes Leiden. Die angeborne Skrofulose finden wir namentlich bei Kindern skrofulöser, tuberkulöser und syphilitischer Eltern. Indes kommen S. noch oft genug bei Kindern vor, bei deren Eltern keins der angeführten Momente zutrifft. Die erworbene Skrofulose entwickelt sich besonders in den ersten Lebensjahren bei unzweckmäßiger Ernährung, bei künstlich aufgefütterten Kindern, bei Mangel an zweckmäßiger Körperbewegung und bei Entbehrung der frischen Luft. Die skrofulöse Kachexie verrät sich in vielen Fällen durch den eigentümlichen skrofulösen Habitus. Derselbe ist charakterisiert durch Blutmangel, womit sich bei abnorm trägem Stoffwechsel eine Anhäufung von schlaffem Fettgewebe an gewissen Körperteilen verbindet; in andern Fällen dagegen, in welchen Haut, Muskeln und Unterhautfettgewebe eine mangelhafte Entwickelung zeigen, ist der Stoffwechsel wahrscheinlich abnorm beschleunigt. Hiernach unterscheidet man eine torpide und erethische Form. Der Habitus bei torpider Skrofulose ist charakterisiert durch den ungewöhnlich großen Kopf, die groben Gesichtszüge, die aufgeschwollene Nase und Oberlippe, durch die breiten Kinnbacken, den aufgetriebenen Bauch, die Drüsenanschwellungen am Hals, das schlaffe, schwammige Fleisch. Der Habitus bei erethischer Skrofulose steht in auffallend weißer, dünner, sich leicht rötender äußerer Haut, in hoher Röte der Lippen und Wangen, in blauer Färbung der sonst milchweißen Augapfelhaut (Sklera), was dem Auge ein eigentümlich schmachtendes Ansehen gibt, und in der Weichheit der Muskeln. Auf dem Boden der skrofulösen Krankheitsdisposition entwickeln sich am häufigsten Hautausschläge im Gesicht und auf dem behaarten Teil des Kopfes; sie gehen meist mit Bläschen und Schorfbildung einher. Erst im spätern Verlauf können auch wohl zerstörende Hauterkrankungen eintreten. Entzündungen der Schleimhäute kommen vorzugsweise an den Lippen, der Nase, der Augenlidbindehaut vor und ziehen gewöhnlich die benachbarte äußere Haut in Mitleidenschaft. Entwickelt sich auf skrofulöser Grundlage eine Entzündung der Knochen oder Gelenke, so verläuft diese meist als tuberkulöse Zerstörung (Karies, Tumor albus). Auch die auf skrofulöser Grundlage entstehenden Lymphdrüsen- und Darmkrankheiten gehören der echten Tuberkulose an. Sobald Verkäsung eingetreten ist, sind die Tuberkelbacillen nachweisbar. Die Behandlung der S. bezweckt Hebung des allgemeinen Ernährungszustandes durch kräftige Fleischnahrung, frische Luft, Aufenthalt in trocknen Wohnräumen, Leberthran und Solbäder. Sobald sich tuberkulöse Erkrankungen zeigen, erfordern diese außerdem besondere Berücksichtigung, Entfernung der Drüsen etc.

Skrofularineen (Personaten), dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Labiatifloren, meist Kräuter oder Halbsträucher mit rundem oder vierkantigem Stengel, wechsel-, gegen- oder quirlständigen, ganzen oder fiederteiligen Blättern ohne Nebenblätter und mit vollständigen, meist zygomorphen Blüten, welche achselständig, oft in Trauben vereinigt sind. Der Kelch ist stehen bleibend und besteht aus vier oder fünf freien oder etwas verwachsenen Blättern. Die verwachsenblätterige Blumenkrone ist dem Blütenboden eingefügt, selten völlig oder annähernd regelmäßig, glocken- oder radförmig, meist mediansymmetrisch, zweilippig, mit gleichmäßiger oder sack- bis spornförmig ausgezogener Röhre; die Oberlippe des Saums ist zweilappig, die Unterlippe dreilappig. Die Staubgefäße sind in der Röhre der Blumenkrone inseriert, meist vier zweimächtige, indem das fünfte hintere Staubgefäß antherenlos ist oder ganz fehlschlägt oder auch nur zwei gleich lange Staubgefäße sich ausbilden. Der oberständige, aus einem vordern und einem hintern Karpell bestehende Fruchtknoten ist zweifächerig; die Scheidewand ist mit der die zahlreichen anatropen Samenknospen tragenden Mittelsäule verbunden. Die zweifächerige, meist vielsamige Kapsel springt entweder an der Spitze unvollständig auf, oder ist fach- oder scheidewandspaltig, zweiklappig, mit stehen bleibender Placenta, seltener beerenartig und nicht aufspringend. Die Samen haben in der Achse eines fleischigen oder knorpeligen Endosperms einen geraden oder gekrümmten Keimling mit sehr kurzen, stumpfen Kotyledonen. Man kennt über 1900 Arten, die über die ganze Erde verbreitet sind, am reichlichsten in den wärmern Gegenden, besonders der nördlichen Halbkugel, spärlich in den kältern Zonen vorkommen. Die Arten von Digitalis, Gratiola u. a. gehören zu den Giftpflanzen.