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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sperrgeldergesetz; Speyer; Spiegeltäuschungen

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Sperrgeldergesetz - Spiegeltäuschungen.

schatz« (5. Aufl., Gütersl. 1889, 2 Bde.); »Pädagogische Lesestücke« (das. 1879, 4 Hefte); »Allgemeine Bestimmungen vom 15. Okt. 1872 nebst Prüfungsordnungen etc.« (Bresl. 1886); »Verordnungen, betreffend das Schulwesen des Bezirks Breslau« (das. 1887). In Kehrs »Geschichte der Methodik« bearbeitete S. die »Geschichte der Behandlung des Kirchenliedes«. Mit Zeglin gab er Ph. Wackernagels »Deutsches Lesebuch« (Gütersl. 1882, 3 Bde.) neu heraus.

Sperrgeldergesetz (Sperrgelderverwendungsgesetz), s. Kirchenpolitik.

Speyer, Otto, Schriftsteller, geb. 21. Mai 1821 zu Arolsen in Waldeck, studierte Theologie und Philologie zu Jena, war 1842-46 Lehrer an der Lateinschule zu Arolsen, ging 1847 als Erzieher am gräflichen Hause Pandolfini nach Florenz, wo er die interessanten Jahre 1847-53 verlebte. Er ward mit italienischen Verhältnissen vertraut und trat zu einer Reihe der hervorragendsten italienischen Patrioten (unter anderm zu Ricasoli, Gino Capponi) in Beziehung, bereiste auch mehrfach die ganze Halbinsel und Sizilien. 1853-70 wirkte er als Lehrer am Realgymnasium seiner Vaterstadt, 1870-88 als Professor an der höhern Gewerbeschule zu Kassel, wo er gegenwärtig privatisiert. Außer einer großen Reihe von Abhandlungen über hervorragende Persönlichkeiten Neuitaliens in »Unsere Zeit«, den »Preußischen Jahrbüchern« und »Grenzboten«, den Biographien Cavours und Torquato Tassos (in Gottschalls »Neuem Plutarch«, Bd. 2 u. 10), schrieb er: »Bilder italienischen Landes und Lebens« (Berl. 1859); »Über das Komische und seine Verwendung in der Poesie« (das. 1888); »Italienische Vegetationsbilder« (Kassel 1889).

Spiegeltäuschungen. So einfach die Gesetze der Strahlenzurückwerfung von ebenen Spiegeln auch sind, so können durch Anbringung von Spiegeln an Stellen, wo man sie nicht vermutet, doch höchst auffällige, unwiderstehliche Täuschungen hervorgerufen werden. Seitdem es gelungen ist, große, über ganze Bühnenräume reichende Spiegelgläser herzustellen, haben diese Veranstaltungen in Theatern, Schaubuden etc. immer mehr Eingang gefunden und bilden seit etwa einem Jahrzehnt das Hauptanziehungsstück der sogen. Panoptiken. Es handelt sich dabei hauptsächlich um zwei Klassen von Veranstaltungen, solche mit gewöhnlichen Spiegeln, die meist darauf hinausgehen, einen menschlichen Körper ganz oder teilweise zu verdecken, so daß der von ihm ausgefüllte Raum leer zu sein scheint, und solche mit unbelegten Spiegelplatten, durch welche Personen und Gegenstände in andern Lagen und Räumen gezeigt werden, als sie wirklich einnehmen. Die hauptsächlichsten derartigen Schaustellungen sind folgende:

1) Der lachende, sprechende und singende Kopf einer Person, die vorher in ganzer Gestalt vorgeführt wurde und deren vom Rumpf getrenntes Haupt sodann in einer Schüssel auf der Platte eines drei- oder vierfüßigen Tischchens steht, zwischen dessen Füßen man frei hindurchzuschauen glaubt. Die Täuschung wird dadurch bewirkt, daß die unter dem Tische knieende oder sitzende Person, welche ihren Kopf durch ein Loch der Tischplatte steckt, durch zwei Spiegelscheiben verdeckt wird, die zwischen den drei, den Zuschauern zugekehrten Tischfüßen eingelassen sind, so daß sich in ihnen der Teppich spiegelt und fortzusetzen scheint, der den Boden der Bühne bedeckt. Der Tisch erscheint bei dieser Anordnung dreifüßig, doch kann auch der Hinterfuß des Tisches scheinbar gesehen werden, wenn jederseits hinter den Seitendraperien des Bühnenvorhanges ein Tischfuß (Fig. 1 a und a') steht, der den rechts oder links sitzenden Zuschauern als hinterer Tischfuß gespiegelt wird.

2) Die Dame ohne Unterleib, deren Büste sich aus einem Korbe, Blumenkelch u. dgl. erhebt, welcher auf einem ähnlichen Tische aufgestellt ist, beruht auf demselben Prinzip; doch wird dabei die Täuschung gewöhnlich noch dadurch erhöht, daß auf der Tischplatte ein ebenso wie der große Tisch selbst vorgerichtetes kleines Tischchen steht, auf welchem dann die Büste sich erhebt. Dadurch wird bewirkt, daß die Dame während der Schaustellung stehen kann, und da man ebenso in den Spiegeln des Büstentischchens die Tischdecke oder Mosaik der Tischplatte wie in dem des größern Tisches den Fußteppich sich fortsetzen sieht, so wird die Illusion vollständiger.

3) Der Wunderschrank oder die verschwundene Dame. Ein auf hohen Füßen und Rollen stehender Schrank mit zwei Thürflügeln, der seinen Platz auf der Bühne wechseln und vorher genau untersucht werden kann, nimmt eine Dame auf; die beiden Thürflügel werden geschlossen, und nach der sofortigen Wiedereröffnung erscheint der Schrank völlig leer, während nach nochmaliger Eröffnung die Dame wieder darinnen ist. Diese sehr täuschende Schaustellung beruht ganz wie in den obigen Fällen auf zwei Spiegelscheiben (Fig. 2 G'), die, auf der Rückseite mit Holz verkleidet, bei der ersten Untersuchung des Schrankes den Wänden GG anliegen, nachher aber, wenn die Schaudame sich im Schrank befindet und der Schrank geschlossen wird, gegen den Mittelpfeiler P geklappt werden und durch Spiegelung der Seitenwände den Schrank völlig leer erscheinen lassen.

4) Die hoch in den Wolken schwebenden, singenden Cherubsköpfe, die von einer englischen Gesellschaft im Rahmen eines sehr stimmungsvollen Schaustücks in den Großstädten vorgeführt wurden, stecken ihre mit gekreuzten Flügeln drapierten Köpfchen durch einen den größten Teil der Bühne einnehmenden Spiegel (Fig. 3, S. 874), der unter 45° rückwärts geneigt ist, und auf welchen von der Decke her eine stark beleuchtete Landschaftsdekoration mit ziehenden Wolken geworfen wird. Die singenden

^[Abb.: Fig. 1. Der lachende Kopf.]

^[Abb.: Fig. 2. Der Wunderschrank.]