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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Stange - Stanhope (Familie)

Schüler von Jos. Keller, an dessen Platte nach Raffaels Disputa er einige Jahre arbeitete. Für das im Bruckmannschen Verlag in München erscheinende Prachtwerk "Goethes Frauengestalten" von Kaulbach stach er die drei Blätter: Mignon, Eugenie, Goethes Weihe. 1865 ging er nach Italien, wo er eine Zeichnung machte zum Zweck des Stiches nach Raffaels Sposalizio. Dieser Stich wurde 1873 in Düsseldorf vollendet, worauf er Mitglied der Akademien zu Berlin, München und Brüssel wurde. 1874 ging der Künstler zum zweitenmal nach Italien, wo er eine Zeichnung nach Leonardo da Vincis Abendmahl und nach Raffaels Fornarina fertigte. 1883 gewann er zu Wien die große goldene Medaille. 1884 folgte S. einem Rufe als Professor und Lehrer der Kupferstechkunst an die Rijksakademie in Amsterdam und gründete an derselben eine Radierschule. Den großen Stich nach dem Abendmahlsbilde Leonardo da Vincis vollendete er 1888; die Akademie zu Mailand ernannte ihn infolgedessen zu ihrem Mitgliede. Den großen Stich nach van Dycks Bild: Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, vollendete er 1895. Er radierte außerdem den Lautenspieler nach Frans Hals und den Christuskopf nach Leonardo da Vinci.

Stange (Stång), schwed. Längenmaß, seit 1883 ohne gesetzliche Geltung = 10 Fuß oder 2,969 m. 10 Stanger = 1 Corde oder Ref.

Stange, s. Geweih.

Stangen, Karl, s. Stangens Reisebureau.

Stangenblitzableiter, s. Elektrische Telegraphen.

Stangenbohne, s. Gartenbohne.

Stangengebiß, soviel wie Kandare (s. d.).

Stangenkugeln, zwei durch eine eiserne Stange verbundene Voll- oder Hohl-, vielfach auch nur Halbkugeln, die zusammen aus einem Geschütz verfeuert wurden und ähnlich, wie die Kettenkugeln, gegen breite Ziele wirken sollten (s. Geschoß, Fig. 2).

Stangenpferde, Stangenreiter, s. Bespannung.

Stangenschwefel, s. Schwefel.

Stangenspießer, s. Geweih.

Stangenspringen, s. Stabspringen.

Stangens Reisebureau, genauer Karl Stangens Reisebureau, 1868 durch Karl Stangen (geb. 5. Mai 1833 zu Ziegenhals in Schlesien) gegründete Firma, die es sich zur Aufgabe macht, die Schwierigkeiten, die sich dem Reisenden namentlich im internationalen Verkehr entgegenstellten, zu beseitigen und dadurch das Reisen in ferne Länder zu erleichtern. Nach dem Muster Galignanis (der Anfang dieses Jahrhunderts ein ähnliches Unternehmen in Paris gründete) hatte zu diesem Zweck schon Louis Stangen (geb. 9. Mai 1828 zu Ottmachau, gest. 1876), Bruder des vorigen, seit 1863 vereinzelte Vergnügungsfahrten (1863 die erste nach der Sächsischen Schweiz) und Gesellschaftsreisen (1864 die erste nach dem Orient, Kairo, Jerusalem, Smyrna, Konstantinopel) unternommen, ohne dem Unternehmen eine feste Organisation zu geben. Karl Stangen war bis 1894, wo sein Sohn Ernst Stangen als Teilhaber in das Geschäft trat, der alleinige Inhaber des Bureaus. Es wurden bis Mitte 1897 außer vielen Extrazügen (ungefähr 6000 Personen) und Reisen, um Besuch der Berliner Gewerbeausstellung (5000 Personen) etwa 600 größere Reisen (mit 7000 Personen) nach außerdeutschen Ländern ausgeführt. Ferner hat das Bureau auf Grund von Verträgen mit fast allen Eisenbahn- und Dampfschiffahrtsverwaltungen, Hotels und andern Verkehrsetablissements im In- und Auslande seit 1888 eine besondere Abteilung geschaffen, in der alle Arten Fahrkarten, Ausschiffungscoupons, Hotelanweisungen u. s. w., sowohl für das Inland als für die weitgehendsten Touren im internationalen Verkehr aufliegen und verkauft werden. 1883 wurde ein Importgeschäft von Kunst- und Industriegegenständen des Auslandes mit dem Bureau verbunden. Karl Stangen schrieb: "Palästina und Syrien" (Berl. 1877), "Eine Reise um die Erde 1878/79" (Lpz. 1880; 2. Aufl., ebd. 1881), "Ägypten" (ebd. 1882); außerdem begründete er 1884 die Zeitschrift "Der Tourist" (jetzt hg. von Fischer und Franke) und 1894 "Karl Stangens Verkehrs-Zeitung".

Stangentorpedo, s. Torpedo.

Stangenzirkel, ein Instrument zum Messen oder Abgreifen und Übertragen solcher Längen in einer Zeichnung, die größer sind, als daß man sie mit dem gewöhnlichen Zirkel abnehmen könnte. Der S. besteht aus einem Stab, einer messingenen Röhre oder dgl., an dessen einem Ende eine senkrecht stehende Zirkelspitze befestigt ist. Eine zweite Zirkelspitze an einer kurzen Hülse kann auf dem Stab beliebig verschoben und durch eine Schraube festgestellt werden. Zum Messen der Längen ist der Stab des Zirkels mit einer entsprechenden Teilung versehen, während an einem Einschnitt in dem Schieber für die bewegliche Zirkelspitze ein Indexstrich angebracht ist. Zur genauen Einstellung und Ablesung ist der Schieber oft auch mit einer Mikrometerschraube verbunden; für sehr feine Messungen trägt er einen Nonius.

Stanhope (spr. stännŏp), alte, in die Zeit Heinrichs III. zurückreichende engl. Familie, die in den Grafschaften Nottingham und Derby ansässig war und 1497 die Ritterwürde erhielt. Sir John S. hatte zwei Söhne, von denen Philipp (gest. 1656) 1628 zum Grafen von Chesterfield erhoben wurde, während des zweiten Urenkel, William (gest. 1756), der erste Graf von Harrington wurde.

Der Enkel des ersten Grafen von Chesterfield, James S., geb. 1673 zu Paris, wurde 1717 zum Baron S. von Mahon und 1718 zum Grafen S. erhoben. Er hatte sich in seiner Jugend auf längern Reisen in Frankreich und Italien gebildet, focht unter Wilhelm III. in den Niederlanden, nahm dann als Generallieutenant am Spanischen Erbfolgekrieg teil und war seit 1708 Oberbefehlshaber der brit. Streitkräfte in Spanien. In diesem Jahre nahm er Port-Mahon und Minorca, siegte 1710 bei Almenara und Saragossa, geriet dann aber in Gefangenschaft, die bis 1712 währte. Als Staatsmann gehörte er zu den leitenden Whigs unter Anna; unter Georg I. wurde er Staatssekretär des Auswärtigen neben Townshend und nach dessen und Walpoles Ausscheiden 1717 neben Sunderland Leiter des Kabinetts. Er schloß die Tripel- und Quadrupelallianz von 1717 und 1718 ab, die England in den Krieg gegen Spanien führte, und griff in die Händel des Nordens gegen Karl XII. von Schweden ein. Die Verwicklung des Ministeriums in die Schwindelgesellschaften des J. 1720 brachte ihm den Sturz; inmitten dieser Wirren starb S. 4. Febr. 1721. - Sein Enkel Charles, dritter Graf von S., geb. 3. Aug. 1753 zu Genf, löste im Alter von 18 J. eine Preisaufgabe der Akademie zu Stockholm über die Pendelschwingungen. Seit 1780 als Mitglied des Unterhauses, seit 1786 als Peer im Oberhause gehörte er zur whiggistischen Opposition gegen den jüngern Pitt, obgleich er dessen Schwester zur Frau hatte. Im Parlament wie in