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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Steiermärkische Landesbahnen; Steifbroschur; Steife; Steifer Hals; Steifigkeit; Steifleinen; Steigbock; Steigbügel; Steigentesch; Steiger

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Steiermärkische Landesbahnen - Steiger (Ernst)

S. erhielt damals die noch jetzt gegen das Land ob der Enns bestehende Grenze. Noch befanden sich unter der Oberhoheit der Herzöge eigene Landesherren in S., die gefürsteten Grafen von Cilli, deren ausgedehnte Besitzungen sich nach Kärnten, Krain und Kroatien erstreckten. Diese starben 1457 aus, und Friedrich IV. (III.) vereinigte, frühern Verträgen gemäß, jetzt die Cillischen Besitzungen mit S. Viel litt S. in dem folgenden Zeitraume durch die wiederholten Einfälle der Türken und Magyaren. Unter Ferdinand I., dem Karl V. das Herzogtum S. und andere Provinzen überlassen hatte, wurde fast zu gleicher Zeit der Norden des Landes durch die blutigen Greuel des Bauernaufstandes (1525) und der Südosten durch Verheerungen der Osmanen (1529-32) schwer heimgesucht. Noch schwerer aber lasteten auf dem Lande Intoleranz und religiöse Verfolgungssucht, deren sich Ferdinands Nachfolger schuldig machten. Die Lehren der deutschen Reformatoren hatten nämlich schon um 1530 in der steiermärk. Bevölkerung große Verbreitung erlangt, so daß das Land auf dem Reichstag zu Augsburg 1547 freie Religionsübung beanspruchte, die aber erst 1575 und 1578 dem Herzog Karl II., dem jüngsten Sohne Kaiser Ferdinands I., dem bei der Länderteilung 1564 Innerösterreich zugefallen war, abgenötigt werden konnte. Bereits hatte der größte Teil des Adels, die Hälfte des Bürgerstandes und eine große Anzahl Bauern die neue Lehre angenommen. Um das weitere Umsichgreifen des Protestantismus zu verhindern, rief Herzog Karl 1573 die Jesuiten ins Land und stiftete 1585 die Universität zu Graz. Sein Sohn Ferdinand erklärte den Freiheitsbrief seines Vaters für aufgehoben und befahl den prot. Lehrern und Predigern 1598, binnen acht Tagen die Erblande zu räumen. Eine kath. Gegenreformationskommission ward eingesetzt, die allen prot. Bürgern und Bauern befahl, entweder zur kath. Religion überzutreten oder das Land zu verlassen. Erst das Toleranzedikt Josephs II. von 1781 erteilte wieder die Erlaubnis zum freien Bekenntnis des Glaubens. Durch jene Maßregeln war indes bereits die Hauptkraft der Stände gebrochen, der Wohlstand des Landes geknickt und die Geistesbildung herabgedrückt. Im 19. Jahrh. hat das kulturelle Leben S.s dem Einflusse des Erzherzogs Johann (gest. 1859) außerordentlich viel zu verdanken.

Litteratur. Göth, Das Herzogtum S. (3 Bde., Wien und Graz 1840-43); von Muchar, Geschichte des Herzogtums S. (8 Bde., Graz 1844-67); Mitteilungen des Historischen Vereins für S. (ebd. 1850 fg.); Kohl, Reise in S. und dem bayr. Hochlande (2. Ausg., Lpz. 1853); Hlubek, Ein treues Bild des Herzogtums S. (Graz 1860); Gebler, Geschichte des Herzogtums S. (ebd. 1862); Beiträge zur Kunde steiermärk. Geschichtsquellen (hg. vom Historischen Verein, ebd. 1864 fg.); Stur, Geologie der S. (ebd. 1871); Zahn, Urkundenbuch des Herzogtums S. (Bd. 1-2, ebd. 1875-79); Janisch, Topogr.-statist. Lexikon von S. (3 Bde., ebd. 1875-84); Rosegger, Das Volksleben in S. (8. Aufl., 2 Bde., ebd. 1895); ders., Spaziergänge in die Heimat (Wien 1894); Neuester illustrierter Fremdenführer in Graz und S. (4. Aufl., Graz 1877); Reichet, Abriß der steir. Landesgeschichte (2. Aufl., ebd. 1884); Rabl, Illustrierter Führer durch S. und Krain (Wien 1885); Schlossar, Kultur- und Sittenbilder aus S. (Graz 1885); ders., Die Litteratur der S. in histor., geogr. und ethnogr. Beziehung (ebd. 1886); Die Österreichisch-Ungarische Monarchie in Wort und Bild. Band 7: Steiermark (Wien 1890); Gsell Fels, Die S. (Bruckmanns "Reiseführer", ebd. 1894); Zahn, Styriaca (Graz 1894; Neue Folge, ebd. 1896); Veröffentlichungen der histor. Landeskommission für S. (ebd. 1896 fg.); Statistische Mitteilungen über S. (hg. vom statist. Landesamt, ebd. 1896 fg.); Forschungen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der S., hg. von der histor. Landeskommission für S. (Bd. 1, ebd. 1897).

Steiermärkische Landesbahnen, dem steiermärk. Landesausschusse gehörende Lokalbahnen. 1897 befanden sich im Betrieb: 1) Cilli-Wöllan (39,35 km), normalspurige Bahn unter eigener Verwaltung (s. Österreichisch-Ungarische Eisenbahnen), und 2) die Schmalspurbahnen (0,76 m Spurweite): Pöltschach-Gonobitz (14,92 km), Preding-Wieselsdorf-Stainz (11,50 km), Kapfenberg-Au-Seewiesen (22,97 km) und die 9. Okt. 1894 eröffnete Murthalbahn (76,28 km) von Unzmarkt über Murau und Tamsweg nach Mauterndorf. Von den zum Ausbau vorgesehenen Bahnen befand sich die normalspurige Strecke Wöllan-Unterdrauburg (37 km) 1897 im Bau. Der Betrieb der ersten drei Schmalspurbahnen wird von der Südbahn, der der Murthalbahn von den Österr. Staatsbahnen besorgt.

Steifbroschur, s. Buchbinderei.

Steife, s. Schiffbaukunst (Bd. 17).

Steifer Hals, s. Rheumatismus.

Steifigkeit, s. Schiffbaukunst (Bd. 17).

Steifleinen, s. Leinwand.

Steigbock, s. Feuerleitern.

Steigbügel, eine an beiden Seiten des Sattels mittels der Steigbügelriemen angebrachte Vorrichtung aus Metall, um dem Reiter eine Hilfe beim Aufsteigen und eine Unterstützung beim Sitz zu gewähren. Sie scheinen erst im 6. Jahrh. n. Chr. aufgekommen zu sein. Die Form der S. ist sehr verschieden, von der Schuh- und Schaufelform, die bei den Orientalen zugleich zum Ersatz des Sporns (s.d.) dient, bis zum dünnen Reif mit schmalem Trittbrett des Rennsattels, über Sturzbügel s. d.

S. heißt auch nach seiner Form eins der Gehörknöchelchen, s. Gehör.

Steigentesch, Aug., Freiherr von, Diplomat und Lustspieldichter, geb. 12. Jan. 1774 zu Hildesheim, trat 1789 in österr. Kriegsdienste, wurde bald zu diplomat. Missionen verwendet und war 1813 Generaladjutant des Feldmarschalls Fürsten von Schwarzenberg. Hierauf ging er 1814 in diplomat. Sendung nach Norwegen und erhielt später den Gesandtschaftsposten in Kopenhagen. Nach der Rückkehr Napoleons von Elba wurde er nach der Schweiz gesendet, um die Kantone zu erneutem Kampfe aufzufordern. Dann folgte er dem Kaiser Alexander nach Petersburg. Bei seiner Rückkehr nach Wien (1816) wurde er zum Wirkl. Geheimrat und Generalmajor ernannt. Er starb 30. Dez. 1826 bei Wien. In seinen zahlreichen Lustspielen, z. B. "Die Zeichen der Ehe", "Die Mißverständnisse" (beide auch in Reclams "Universalbibliothek"), hat er die Thorheiten des Lebens getreu geschildert. Seine "Gesammelten Schriften" gab er selbst heraus (6 Bde., Darmst. 1819-20).

Steiger, ein Bergmann (s. d.).

Steiger, Ernst, deutsch-amerik. Buchhändler, geb. 4. Okt. 1832 in Gastewitz bei Oschatz in Sachsen, kam 1855 nach Amerika und erwarb 1863 eine kleine Buchhandlung in Neuyork, die nach wenig