Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

414

Sublokation - Substantiv.

nen ausgekleidet werden. Man verschließt sie fest mit einem eisernen Deckel, der nur ein kleines Loch zum Entweichen nicht kondensierbarer Gase enthält. Derartige einfache Apparate sind nur anwendbar, wo die Dämpfe des zu sublimierenden Körpers sich sehr leicht kondensieren lassen. In andern Fällen ist es notwendig, die Dämpfe aus dem Gefäß, in welchem sie sich gebildet haben, abzuleiten und in besondern Räumen zu verdichten. Dies geschieht z. B. bei der S. des Schwefels, dessen Dämpfe in großen gemauerten Kammern verdichtet werden. Sind die Dämpfe des zu sublimierenden Körpers nicht entzündlich, so ist es vorteilhaft, sie durch einen Luftstrom, den ein Ventilator liefert, in die Kondensationsräume zu treiben. Dies geschieht auch dann, wenn man das Sublimat in Form eines feinen Pulvers und nicht als kompakte Masse erhalten will, und zwar kann man statt der Luft auch irgend ein indifferentes Gas oder Wasserdampf anwenden. Manche Sublimate entstehen bei der Einwirkung von Gasen auf starre Körper, z. B. wenn man ein Bündel von Eisendraht in dem Hals einer tubulierten Retorte erhitzt und trocknes Chlor hindurchleitet. Es entsteht dann Eisenchlorid, welches sich in der Retorte verdichtet. Bisweilen kann man mit der S. eine Reinigung der Substanz von flüchtigen Verunreinigungen, z. B. von empyreumatischen Stoffen, in der Art verbinden, daß man die Beschickung mit Holz- oder Teerkohle mischt, welche jene Verunreinigungen zurückhält. Manche Sublimate bilden feste Kuchen (Zinnober, Quecksilberchlorür und -Chlorid, kohlensaures Ammoniak, Salmiak); andre bilden Kügelchen (Schwefelblumen) oder isolierte kleinere oder größere Kristalle (Benzoesäure, Pyrogallussäure, Jod); alle aber zeichnen sich meist durch große Reinheit aus. Daher benutzt man auch die S. in der Analyse, um an wohl ausgebildeten Kristallen den sublimierenden Körper zu erkennen.

Sublokation (lat.), Aftermiete (s. d.).

Sublunarisch (lat.), unter dem Mond befindlich.

Subluxation (lat.), eine Verrenkung, wobei die Gelenkflächen nicht gänzlich voneinander gewichen sind, sondern sich noch teilweise berühren.

Submarin (lat.), unterseeisch.

Submergieren (lat.), untertauchen, unter Wasser setzen; Submersion, Untertauchung.

Subministrieren (lat.), behilflich sein, an die Hand gehen; Subministration, Vorschubleistung, namentlich bei Unterschleifen.

Submiß (lat.), unterwürfig.

Submission (Summission, lat.), die Vergebung öffentlich ausgebotener Arbeiten, bez. Materiallieferungen an den Mindestfordernden auf Grund schriftlich eingereichter geheimer Angebote. Dieselbe ist eine allgemeine, wenn jedermann zur Konkurrenz zugelassen wird, eine beschränkte oder engere, wenn von vornherein eine Auswahl getroffen, die Zulassung vom Nachweis bestimmter Fähigkeiten, Berufs-, Staats- oder Gemeindeangehörigkeit, Kapitalbesitz zur Kautionsstellung u. dgl. abhängig gemacht wird. Über Bedeutung, Vorteile und Mißstände der S., dann über die in der neuern Zeit vorgeschlagenen und durchgeführten Maßregeln zur Besserung vgl. F. C. Huber, Das Submissionswesen (Tübing. 1885). S. auch Staatsschulden, S. 204.

Suboles (Soboles, lat.), in der Botanik s. v. w. Ausläufer.

Subordination (lat.), "Unterordnung", Dienstgehorsam; beim Militär die Pflicht des Untergebenen, jedem Befehl seines Vorgesetzten sich ohne Widerrede zu fügen, die Grundlage aller Disziplin und Mannszucht (vgl. Insubordination). In der Logik ist S. der Begriffe dasjenige Verhältnis derselben, vermöge dessen ein Begriff zum Umfang eines andern, ihm übergeordneten gehört (vgl. Koordinieren).

Suboxyd und Suboxydul, s. Oxyde.

Sub poena (lat.), unter Androhung einer Strafe.

Subreption (lat.), Erschleichung (s. d.), insbesondere durch Angabe falscher Thatsachen (vgl. Obreption).

Subrogieren (lat.), jemand in eines andern Stelle setzen; einem sein Recht abtreten.

Sub rosa (lat.), im Vertrauen, unter der Bedingung der Verschwiegenheit. Der Ausdruck bezieht sich auf den Brauch im Altertum, daß man bei Gastmählern eine Rose als Symbol der Verschwiegenheit über den Gästen aufzuhängen pflegte.

Subsekutiv (lat.), nachfolgend.

Subsellien (lat.), Schulbänke; s. Schulgesundheitspflege, S. 649.

Subsemitonium modi, der Halbton unter der Tonika, also die große Septime in der aufsteigenden Tonleiter, der Leitton der Tonart.

Subsequénz (lat.), das Nachfolgende.

Subsidien (lat.), ursprünglich bei den Römern das dritte Treffen der Schlachtordnung, welches den beiden ersten Treffen im Notfall zu Hilfe zu kommen hatte, später überhaupt die Reserve in der Schlachtordnung; dann Bezeichnung für Hilfsmittel überhaupt, daher "in subsidium", subsidiär (subsidiarisch), s. v. w. unterstützend, hilfeleistend. Namentlich versteht man unter S. Gelder, die im Fall eines Kriegs vermöge eines besondern Vertrags (Subsidientraktats) ein Staat dem andern zahlt (s. Allianz). In England werden mit dem Ausdruck Subsidiengelder (grants, "Bewilligungen") auch diejenigen Gelder bezeichnet, welche vom Parlament jährlich für die Land- und Seemacht bewilligt werden. Charitativsubsidien, die ehedem von der reichsfreien Ritterschaft dem Kaiser entrichteten zeitweiligen Abgaben.

Sub sigillo (lat.), unter dem Siegel (der Verschwiegenheit); vgl. Beichtsiegel.

Subsistieren (lat.), Bestand haben; seinen Unterhalt haben; Subsistenz, Lebensunterhalt.

Subskribieren (lat.), unterschreiben, auf etwas unterzeichnen, eine Subskription (s. d.) eingehen.

Subskription (lat.), die Verpflichtung durch Namensunterschrift zur Teilnahme an einem Unternehmen oder zur Annahme einer Ware, besonders einer litterarischen Arbeit oder eines Kunstwerks, aber auch zur Übernahme von Aktien oder zur Beteiligung an einer Anleihe (s. Staatsschulden, S. 204). Die S. bewirkt für den Subskribenten rechtliche Verbindlichkeit, wenn auch vom andern Teil alle Versprechungen sowohl hinsichtlich der Zeit der Lieferung als auch der Beschaffenheit des zu liefernden Gegenstandes eingehalten werden. Der Subskriptionspreis ist oft niedriger gestellt als der spätere Kaufpreis. Das Sammeln von Subskribenten durch Buchhandlungsreisende wird nicht als Hausiergewerbe behandelt.

Sub sole (lat.), unter der Sonne.

Substantiell (lat.), wesenhaft, wesentlich (s. Substanz); derb, kräftig (von Speisen); materiell; Substantialität, Wesenheit, Selbständigkeit.

Substantiv (Nomen substantivum, Haupt-, Dingwort), in der Grammatik Bezeichnung einer Person oder Sache oder eines Begriffs. Der Ausdruck S. findet sich im Altertum noch nicht, sondern ist erst bei den Grammatikern des Mittelalters aufgekommen, die ihn aus dem lateinischen substantia ("Stoff") bildeten. Er drückt besonders den Gegensatz dieser Wort-^[folgende Seite]