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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Synopsie - Synthesis

(umfassendern) Begriff fallen, daher gewisse Merkmale mit diesen und miteinander gemein haben, durch andere speciellere Merkmale sich von diesen und voneinander unterscheiden, z. B. Lust, Freude, Vergnügen, Heiterkeit; herrschen, walten, regieren. Die Feststellung der Regeln über die genaue und richtige Unterscheidung der S. ist die Aufgabe der Synonymik. In neuerer Zeit sind die S. der lat. Sprache besonders von Döderlein (Lateinische S. und Etymologien, 6 Tle., Lpz. 1826-38) und Ramshorn (Lat. Synonymik, 2 Tle., ebd. 1831-33), die der griech. Sprache am besten von Heinr. Schmidt (Synonymik der griech. Sprache, 4 Bde., ebd. 1876-86) behandelt worden. Hervorragende Arbeiten über die deutschen S. sind: Weigand, Wörterbuch der deutschen S. (2. Aufl., 3 Bde., Mainz 1852); Chr. F. Meyer, Handwörterbuch deutscher sinnverwandter Ausdrücke (5. Aufl., Lpz. 1863); Sanders, Wörterbuch deutscher S. (2. Aufl., Hamb. 1882); ders., Deutscher Sprachschatz geordnet nach Begriffen zur leichten Auffindung und Auswahl des passenden Ausdrucks (2 Bde., ebd. 1873-77); ders., Deutsche Synonymen (Weim. 1896); Eberhard, Synonymisches Handwörterbuch der deutschen Sprache (15. Aufl., von Lyon, Lpz. 1896).

Synopsie, s. Synästhesie (Bd. 17).

Synopsis (grch.), übersichtliche Zusammenstellung verschiedener Schriften über denselben Gegenstand, über S. der Evangelien und Synoptiker s. Evangelienharmonie und Evangelien.

Synoptisch (grch.), übersichtlich, kurz gefaßt.

Synoptische Karten, s.Meteorologische Kartenwerke.

Synotus barbastellus, s. Glattnasen und Tafel: Fledermäuse I, Fig. 1.

Synovia (neulat.), Gelenkschmiere (s. auch Schleimbeutel); Synoviālhaut, Synoviālzotten, s. Gelenk; Synovītis, Gelenkentzündung.

Syntagma (grch.), eigentlich Zusammengeordnetes, heißt eine Sammlung mehrerer Schriften oder Aufsätze verwandten Inhalts, dann überhaupt eine Zusammenstellung verschiedener Bemerkungen, z. B. grammatischer und kritischer, besonders insofern darin gelehrter Sammlerfleiß sichtbar ist.

Syntaktisch (grch.), den Satzbau betreffend.

Syntax, Syntaxis (grch., d. i. Zusammenstellung, Ordnung), Satzlehre, der Teil der Grammatik, der sich mit dem Satzbau und den Beziehungen der Worte im Satze beschäftigt, während die andern Teile der Grammatik (s. d.) das einzelne Wort und seine Form behandeln. Die beschreibende (deskriptive) S. hat die Aufgabe, die Regeln, nach denen die Formen einer Sprache im Satze gebraucht werden, zu geben, also darzustellen, z. B. in welchem Sinne und in welchen Verbindungen die Tempora, Modus, Casus u. s. w. angewendet werden, wie die Sätze gebildet werden, welche Satzverbindungen und welche Beziehungen der Sätze untereinander vorkommen. Die Aufgabe der historischen S. ist, die so beobachteten Erscheinungen zu erklären durch Zurückgehen auf die ältern und ältesten Sprachphasen (in der indogermanischen S. durch Zurückgehen auf die syntaktischen Gebrauchsweisen der indogerman. Ursprache). Der Satzbau ist in den verschiedenen Sprachen ein verschiedener je nach dem Bau der Sprache. Der Satzbau des Chinesischen, einer isolierenden Sprache, ist z. B. von dem der flektierenden indogerman. Sprachen im Princip verschieden und daher aus andern Gesichtspunkten zu beurteilen. (Vgl. John Ries, "Was ist S.? Ein kritischer Versuch", Marb. 1894.) Hervorragende Arbeiten auf dem Gebiete der S. der indogerman. Sprachen sind: Bernhardy, Wissenschaftliche S. der griech. Sprache (Berl. 1829); Madvig, S. der griech. Sprache, besonders der attischen Sprachform (2. Aufl., Braunschw. 1884); R. Kühner, Ausführliche Grammatik der griech. Sprache, Tl. 2 (2. Aufl., Hannov. 1870); Delbrück, Die Grundlagen der griechischen S. (Halle 1879); R. Kühner, Ausführliche Grammatik der lat. Sprache, Bd. 2 (Hannov. 1879); Draeger, Historische S. der lat. Sprache (2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1878-81); Reisigs Vorlesungen über lat. Sprachwissenschaft (neu bearbeitet von Hagen, Heerdegen, Schmalz und Landgraf, 3 Bde., Berl. 1881-89); Schmalz, Lateinische S. (in Iw. Müllers "Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft", Bd. 2, 2. Aufl., Münch. 1890); Jak. Grimm, Deutsche Grammatik, Bd. 4 (Götting. 1837); Erdmann, Grundzüge der deutschen S. (Abteil. 1, Stuttg. 1886); Mätzner, S. der neufranz. Sprache (2 Bde., Berl. 1843-45); ders., Franz. Grammatik (3. Aufl., ebd. 1884); Miklosich, Vergleichende Grammatik der slaw. Sprachen, Bd. 4 (Wien 1874); Delbrück, Altindische S. (Halle 1888). Eine Vergleichende S. der indogerman. Sprachen giebt Delbrück heraus (Tl. 1-2, Straßb. 1893-97).

Synthema (grch.), Verabredung, verabredetes Zeichen.

Synthese (grch.), Zusammenstellung, s. Synthesis; in der Chemie die künstliche Vereinigung von Elementen oder einfacher zusammengesetzten Körpern zu chem. Verbindungen (s. Chemische Prozesse).

Synthesis (grch.) oder Synthese, Verbindung, Verknüpfung eines Mannigfaltigen zur Einheit im Gegensatz zur Analysis (s. d.). So nennt Aristoteles den Satz die S. zweier Gedanken zu einer Gedankeneinheit. Die S. ist daher der eigentliche Ursprung des Begriffs (s. d.) wie des Urteils; eine Analyse der Begriffe setzt eine S. jederzeit voraus, denn "wo der Verstand vorher nichts verbunden hat, da kann er auch nichts auflösen". Die ursprünglichste S. ist aber nicht die S. gegebener Begriffe zu neuen Begriffen (von bloß komplexerer Form), sondern die S. eines sinnlich gegebenen Mannigfaltigen, aus der der Begriff oder das erste Element zum Begriff erst hervorgeht. Auf der gleichen Funktion der S. aber beruht alle gedankliche Einheit, alle Identität, die Zusammenfassung der Erscheinungen unter dem Gesetz und damit ihre Beziehung auf den Gegenstand. Die ursprünglichen Funktionen (besondern Gestaltungen oder Wirkungsweisen) der S. in Beziehung auf das Sinnliche, in Raum und Zeit Gegebene ergeben die Stammbegriffe des Verstandes oder die Kategorien. Jene ursprüngliche S. zerlegt Kant in drei Stufen: die S. der Apprehension, Reproduktion und Rekognition. Die beiden ersten vertreten eigentlich nur diejenige Zusammenordnung des sinnlichen Inhalts, welche die Voraussetzung der dritten, eigentlich begriffsbildenden Funktion der S. ausmachen, nämlich das "successive Durchlaufen" des Mannigfaltigen (Apprehension) und das Festhalten der vorausgehenden Momente beim Übergang zu den folgenden (Reproduktion). Erst die S. der Rekognition vertritt die Leistung, die den Begriff fertig macht: das Identische als identisch zu setzen.

Von der S. als dem Prozeß des Vereinigens unterscheidet Kant noch die Einheit der S. oder