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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tacna; Tacoma; Tacullies; Tacunga; Tacutu; Tadema; Tadmor; Tadorna vulpanser; Tadsch

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Tacna - Tadsch

poet. Ausdrücke. Die Komposition ist wahrhaft dramatisch. In Beziehung auf histor. Glaubwürdigkeit hat T. bis in die neuere Zeit als unbedingt zuverlässig gegolten. Neuerdings aber wurde er angefochten, zuerst von Napoleon I., dem Niebuhr teilweise beistimmt hinsichtlich des Tiberius, und seitdem macht sich diese Auffassung immer mehr geltend. Jedenfalls aber ist T.' Charakterzeichnung nach Inhalt und Form bewundernswert; kein antiker Schriftsteller wirkt durch seinen Stil so mächtig auf den Leser wie T. In der Folge wurde T. wenig gelesen; daher ist von den "Historien" nebst dem zweiten Teil der "Annalen", ferner für den ersten Teil der "Annalen" je nur eine Handschrift (jetzt in Florenz) aus dem fühern Mittelalter vorhanden, aus denen alle spätern Handschriften geflossen sind. - Neuere Gesamtausgaben sind die von J. Bekker (2 Bde., Lpz. 1831), Fr. Ritter (4 Bde., Cambr. 1848), Döderlein (2 Bde., Halle 1841-47), Orelli (2 Bde., Zür. 1846-48; 2. Ausg., 1. Bd., 1859; 2. Bd., von Schweizer-Sidler, Andresen, Meiser bearb., Berl. 1879-95), Haase (2 Bde., Lpz. 1855), Halm (4. Aufl., ebd. 1883), Nipperdey (4 Bde., Berl. 1871-76; 9. Aufl., besorgt von Andresen, ebd. 1892). Ein "Lexicon Taciteum" geben Gerber und Greef heraus (Lpz. 1877 fg.). Deutsche Übersetzungen sind unter anderm von Teuffel (3 Bde., Stuttg. 1856-58), C. L. Roth (2 Bde., ebd. 1854-57; neue Aufl., Berl. 1877 fg.) und Bötticher (4 Bde., Stuttg. 1883-84) erschienen. Über "Syntax und Stil des T." handelt Dräger i3. Aufl., Lpz. 1882). - Vgl. Fabia, Les sources de Tacite (Par. 1893).

Tacna, nördlichste Provinz der Republik Chile, mit 22 500 qkm und (1895) nur 24 160 E., wird ausschließlich von dem Abfall der westl. Andenkette gegen die Küste gebildet. Die Grenze läuft jedoch ein wenig jenseit des Hauptkammes, vom Vulkan Huallatiri im SO. zum Rio Mauri im NO. Gegen Peru ist die Grenze jetzt der Rio Sama, gegen Tarapacä der Rio Camarones. Der 4170 m hohe Tacorapaß führt am Tacora Pic (6017 m) vorbei ins Hochland. Nach Übersteigung der Küstengebirge dehnt sich die wasserlose Ebene mit Guanolagern ins Innere, hierauf folgt die Salpeterzone, jedoch nur südlich am Rio Azapa, dann die Vorberge der Cordillere und endlich diese selbst. Regen fällt sehr selten, häufig in mehrern Jahren nicht. Der Wert liegt in den Bodenschätzen. Außer der Hauptstadt T. ist Arica (s. d.) zu erwähnen. Das Innere ist fast unbewohnt. T. war bis 1884 im Besitze Perus.

Die Hauptstadt T. oder San Pedro de T. liegt in einem fruchtbaren Thal in 560 m Höhe, ist durch Bahn mit Arica verbunden, die nach dem Innern fortgesetzt werden soll. T. ist neuerdings zurückgegangen; die Einwohnerzahl fiel von 14 000 (1885) auf 6000 (1895); die Bahnlinien Antofagasta-Oruro und Mollendo-Puno haben den Handel nach Bolivia von T. abgelenkt. T. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Etwa 8 km nördlich von T. fand 26. Mai 1880 der entscheidende Sieg der Chilenen über das vereinigte boliv.-peruan. Heer statt.

Tacoma, Hauptort des County Pierce im nordamerik. Staate Washington, an einer Bucht des Pugetsundes terrassenförmig erbaut, zählte 1875: 300, 1890: 36 006, 1892 etwa 50 000 E. Es liegt an der Northern-Pacific-Bahn, die hier Werkstätten hat, und ist durch Dampfer mit den Häfen am Sund, mit San Francisco und Alaska verbunden. Der Handel ist wichtig, besonders mit Holz und Weizen.

In der Industrie hervorragend sind die Sägemühlen; ferner Brauerei, Backsteinwerke, Schmelzwerke und Maschinenbau. Elektrische und Kabelbahnen führen nach den Vororten. Pacific-Avenue ist die Hauptgeschäftsstraße. T. hat ein Gerichtshaus, Stadthaus, Oper, Handelskammer und ein Anna Wright Seminar. Der 65 km entfernte, 3600 m hohe Mount-Rainier oder Mount-Tacoma des Kaskadengebirges ist überall in der Stadt sichtbar.

Tacullies, Indianerstamm, s. Tinneh.

Tacunga, Stadt in Ecuador, s. Latacunga.

Tacutu, Nebenfluß des Rio Branco, Nebenflusses des Rio Negro in Brasilien, entspringt an der Sierra Acarai, fließt zuerst nach Norden, dann von der Einmündung des von Britisch-Guayana kommenden Mahu nach Südwesten und mündet nach Vereinigung mit dem in gerader Linie vom Roraima kommenden Cotingo bei Fort São Joaquim in den Uraricoera, der den Namen Rio Branco annimmt. Er bildet von seiner Quelle bis zur Mündung des Cotingo wie auch dieser selbst die Grenze gegen Britisch-Guayana.

Tadema, Laurens Alma, nicderländ. Maler, geb. 8. Jan. 1836 zu Dronrijp in der niederländ. Provinz Friesland, besuchte die Akademie zu Antwerpen als Schüler von Leys; 1870 siedelte er von Brüssel nach London über, wo er seitdem lebt. Seit 1861 trat er mit Genrebildern aus dem deutschen, ägypt., griech. und röm. Altertum an die Öffentlichkeit; seine Werke, in Öl und Aquarell ausgeführt, zeichnen sich aus durch lichte Farbenbehandlung, Feinheit und Genauigkeit der Zeichnung und eine auf genauem Studium des Altertums beruhende archäol. Treue. Die hervorragendsten erschienen in Photographie, teilweise auch in Photogravure, reproduziert im Verlag der Photographischen Gesellschaft zu Berlin. Zu nennen sind: Die Erziehung der Kinder des Clovis, Venantius Fortunatus und Radagunde (1862), Wie man sich vor 3000 Jahren in Ägypten amüsierte (1863), Fredegunde und Prätertatus (1864), Eingang zu einem röm. Theater (1866), Agrippina mit der Asche des Germanicus, Fest der Weinlese zu Rom (1870), Claudius Imperator, Die letzte Plage Ägyptens (1872), Antiker Kunstsalon (1873), Eine Audienz bei Agrippa (1875), Ein herzliches Willkommen (1877), Sappho, dem zur Leier singenden Phaon lauschend (1881; in der Walters' Galerie zu Baltimore; s. Tafel: Englische Kunst II, Fig. 7), Antonius und Kleopatra (1883), Hadrian, eine röm.-brit. Töpferei besuchend (1884), Eine Vorlesung aus Homer (1885; Neuyork, Metropolitan-Museum), At the shrine of Venus, Das Paradies auf Erden, Scene aus Heliogabals Zeit, Griech. Frühlingsfest. Auch verschiedene Bildnisse hat T. gemalt. - Seine Gattin Laura Alma-Tadema und seine Tochter Anna haben sich ebenfalls als Malerinnen ausgezeichnet.

Tadmor (Thadmor), alte Stadt in Syrien, s. Palmyra.

Tadorna vulpanser, s. Brandgans.

Tadsch (d.i. Krone) oder T. Mahal (d. i. Kronpalast, soviel wie schönster Palast), ein bei Agra in Vorderindien auf einer unmittelbar am Flußbett der Dschamna emporsteigenden Marmorterrasse gelegener Bau, das prächtigste Mausoleum der Welt. (S. die beigefügte Tafel.) Die 245 Fuß hohe Grabstätte, in Gestalt einer Moschee in vollendetster orient. Bauweise errichtet, umgiebt ein Oktogon mit den von einem kunstvollen Marmorgitter umschlossenen Sarkophagen des Großmoguls Schah Dschahan