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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Tamarix - Tambow.

Asien und in Nordaustralien, und wird in diesen Ländern und in Amerika kultiviert. Man genießt die Früchte als Obst, macht sie auch ein und bereitet daraus kühlende Getränke und durch Zusammenkneten der entrindeten Früchte das Tamarindenmus, welches aus Ostindien, Ägypten und (mit Sirup versetzt) aus Westindien in den Handel kommt. Dasselbe ist schwarzbraun, riecht säuerlich weinartig, schmeckt süßlich-sauer, wenig herb und enthält Zucker, Weinsäure, Pektinsäure, Gummi etc. Es dient als leicht abführendes Mittel und zu Tabaksaucen. Das feste Holz des Baums wird von Würmern nicht angegriffen und daher vielfach benutzt.

Tamarix L. (Tamariske), Gattung aus der Familie der Tamarikaceen, ästige Sträucher mit kleinen, schuppenförmigen Blättern, rosafarbenen oder weißen Blüten in gewöhnlich endständigen, einfachen oder zusammengesetzten Trauben und mit aufspringenden Kapseln; wachsen vorzugsweise auf salzhaltigem Boden in der Nähe der Küsten in den Mittelmeerländern, im mittlern und südlichen Asien. T. (Myricaria Desv.) germanica L. (deutsche Cypresse), ein Strauch mit rutenförmigen, zahlreichen Ästen, sehr kleinen, cypressenartigen, graugrünen Blättern und weißlichen Blüten, ist in Mittel- und Südeuropa heimisch und wird als Zierstrauch in Gärten kultiviert; ebenso T. gallica L., ein Strauch an den Ufern des Mittelländischen Meers sowie im nördlichen Afrika, in Kleinasien bis zum Himalaja, dem vorigen ähnlich, mit punktierten, bläulichgrünen Blättern und rötlichen, in Rispen stehenden, sehr wohlriechenden Blüten. Aus einer Spielart, T. gallica mannifera Ehrenb. (Manna Tamarisca, Tarfabaum), welche im Steinigen Arabien und besonders am Sinai ganze Wälder bildet, schwitzt infolge des Stiches einer Schildlaus eine zähe, süße Substanz aus, welche Zucker und Schleim enthält, von den Mönchen am Sinai gesammelt und für das Manna der Israeliten ausgegeben wird. Auch andre Arten, wie T. tetrandra Pall. aus dem Orient, und T. chinensis Lour. aus Ostasien, beide mit weißlich hellroten Blüten, werden als Ziersträucher kultiviert.

Tamaro, Monte, eins der drei Häupter des tessinischen Voralpenlandes, erhebt sich am obern Ende des Lago Maggiore 1961 m hoch.

Tamarugal (Pampa de T.), wüster Landstrich in der Provinz Tarapacá des südamerikan. Staats Chile, jenseit der Küstenkordillere, etwa 1000 m ü. M., bildet eine nördliche Fortsetzung der Wüste von Atacama und ist reich an Lagern von Salpeter und Borax.

Tamaschek (Ta-Mascheq), die zum hamit. Stamm gehörige, von der Sprache der alten Libyer abstammende Sprache eines Teils der nomadisierenden Stämme Nordafrikas (Tuareg). Vgl. Hanoteau, Essai de grammaire de la langue tamachek (Par. 1860). Das T. besitzt ein besonderes Alphabet.

Tamatave, Stadt, s. Madagaskar, S. 39.

Tamaulipas, der nördlichste der östlichen Küstenstaaten von Mexiko, 76,000 qkm (1380 QM.) groß, besteht aus einem niedrigen Küstenstrich, der sich vom Tampicofluß bis zur Mündung des Rio Grande del Norte erstreckt und teilweise durch die langgestreckte Laguna del Madre vom Meer getrennt wird, reicht 190 km weit den Rio Grande hinauf, der ihn von den Vereinigten Staaten trennt, und erstreckt sich im Innern auch über ein reichbewaldetes Hügelland. Das Klima ist an der Küste heiß und ungesund, im Innern aber angenehm. Die Bevölkerung (1880: 144,747) besteht überwiegend aus Mestizen. Angebaut werden: Mais, Weizen, Baumwolle, Reis, Zuckerrohr, Bohnen, Bataten, Maguey etc. Silber, Kupfer, Blei und Steinkohlen kommen vor, werden aber noch kaum ausgebeutet. An der Küste wird etwas Salz gewonnen und in den Lagunen auch Fischfang betrieben. Die Industrie ist noch ganz unbedeutend. Hauptstadt ist Victoria. S. Karte "Mexiko".

Tambach, Flecken im Herzogtum Sachsen-Gotha, im Thüringer Wald, an der Apfelstedt und an der Linie Georgenthal-T. der Preußischen Staatsbahn, 453 m ü. M., hat eine evang. Kirche, eine Oberförsterei, Fabrikation von Bürstenwaren, Papier, Korken, Porzellan, eine Öl- und eine Dampfschneidemühle und 2000 evang. Einwohner. Nahebei die romantischen Thäler Spittergrund und Dietharzer Grund.

Tamberlick, Enrico, Opernsänger (Tenor), geb. 16. März 1820 zu Rom, studierte erst Theologie und widmete sich später unter Leitung Guglielmis der Kunst. Er debütierte 1841 in Neapel und ging 1843 nach Lissabon, wo seine Stimme eine merkwürdige Wandlung durchmachte, indem aus dem tiefen ein hoher Tenor wurde, später nach Petersburg, wo er zum kaiserlichen Kammersänger ernannt ward. Nachdem er darauf Südamerika bereist hatte, trat er endlich (1858) auch an der Italienischen Oper zu Paris auf und erregte dort durch seinen vollendeten Vortrag, namentlich auch durch sein phänomenales hohes Cis Bewunderung. Obwohl in der komischen wie in der ernsten Oper gleich ausgezeichnet, glänzte er doch am meisten als Othello, Troubadour, Herzog in "Rigoletto" und Don Ottavio. 1868 befand sich T. gerade in Madrid, als Isabella vertrieben wurde, und erregte als Masaniello einen grenzenlosen Jubel, da man ihm republikanische Gesinnungen zuschrieb. 1869 erschien er wieder in Paris und ist dort auch noch 1877 aufgetreten. Er starb daselbst 14. März 1889.

Tambilan (Timbalan), Inselgruppe im Indischen Archipel, zwischen Borneo und Sumatra, zur niederländischen Residentschaft Rion gehörig, 72 qkm groß mit 3200 Einw.

Tambohorn, Berg, s. Adula.

Tambora, Vulkan, s. Sumbawa.

Tambour (franz., spr. -bur, vom pers. Tambur, s. d.), Trommel; auch Trommler, Trommelschläger (s. Spielleute); daher T. battant, mit schlagendem Trommler, vom Sturmangriff im freien Feld, wobei der T. den Sturmmarsch schlägt. In der Baukunst bezeichnet T. einen cylindrischen oder polygonen Unterbau einer Kuppel (s. Laterne); in der Befestigungskunst eine kleine, meist aus Palissaden bestehende Anlage zur Deckung der Eingänge in Dörfer, Feldschanzen, Forts etc. (vgl. Palissaden); bei Krempelmaschinen die mittlere Trommel.

Tambow, russ. Gouvernement, zu den Zentralgouvernements Großrußlands gehörig, umfaßt 66,586,7 qkm (1209 QM.). Das Land ist eben und gehört vorzugsweise der Kreideformation an. Von nützlichen Mineralien finden sich Eisen, Kalkstein, Gips und Thon. Der größte Teil des Gouvernements ist mit Schwarzerde (Tschernosem) bedeckt, und die beiden südlichsten Kreise tragen sogar den Charakter der Steppe. Die Oka und der Don berühren auf kurzer Strecke das Gouvernement; in die erstere mündet die Mokscha mit der Zna, welche das ganze Gouvernement durchströmen; im S. fließt die Worona zum Choper. Nur ein Sechstel des ganzen Landes ist mit Wald bedeckt. Das Klima ist gemäßigt. Die Einwohnerzahl beträgt (1885) 2,607,881 (39 pro QKilometer). Die Zahl der Eheschließungen war 1885 22,780, der Gebornen 126,222, der Gestorbenen