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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Targumim; Tari; Tarieren; Tarif; Tarifa; Tarifbuch; Tarifieren; Tarifverbände; Tarija

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Targumim - Tarija

Targowizer Konföderation des poln. Adels, welche 14. Mai 1792 von den Gegnern der Konstitution (vom 3. Mai 1791) unter dem Marschall Felix Potocki geschlossen wurde; ihr trat auch König Stanislaus August bei.

Targumim (Mehrzahl von Targum, d. i. Verdolmetschung), die in westaramäischer Sprache (s. Aramäa) verfaßten Übersetzungen des Alten Testaments von jüd. Ursprung. Als in Palästina die hebr. Sprache vor dem von Norden her eindringenden westaramäischen Dialekt, den man nach einem aus dem Buche Daniel herrührenden Mißverständnis gewöhnlich Chaldäisch nennt, zurückwich, sah man sich genötigt, die dem Volke beim synagogalen Gottesdienste vorgelesenen Schriftlektionen in die aramäische Landessprache übertragen zu lassen und zwar mündlich, ohne schriftliche Unterlage. Jeder Jude durfte dies vornehmen, doch geschah es wohl meist durch eigens dazu angestellte Leute, Meturgemanin, d. h. Dolmetscher genannt. Der Vorleser und der Meturgeman wechselten in der Synagoge so ab, daß der Vorleser je einen Vers oder Sinnabschnitt las, worauf ihn der Meturgeman übertrug. Diese Übertragung bildete sich nur zum Pentateuch und zu den Propheten und wurde mündlich überliefert. Erst verhältnismäßig spät machte sich das Bedürfnis schriftlicher Aufzeichnung geltend. Diese geschah in den Schulen Babyloniens, jedoch so, daß der palästinische Sprachcharakter nicht verwischt wurde. In anderer Hinsicht wurde derselbe jedoch hierbei nicht unerheblich umgestaltet. Das mündliche Targum hatte den hebr. Text vielfach nur sehr frei wiedergegeben; jetzt wurde dasselbe dem hebr. Text soweit als möglich konformiert. Produkte dieser Thätigkeit sind: 1) Das Targum Onkelos zum Pentateuch, zuerst im Talmud Babli citiert und "unser Targum" genannt. Da die gelehrte Thätigkeit in den Schulen Babyloniens nicht vor dem 3. Jahrh. n. Chr. begann, so kann auch die Redaktion des Targum Onkelos nicht früher angesetzt werden. Der Name Targum Onkelos beruht auf einer Verwechselung desselben mit der griech. Bibelübersetzung des Aquila. Onkelos ist aus Aquila verderbt. 2) Das Targum Jonathans, Sohnes des Ussiel, zu den Propheten. Jonathan, ein Schüler Hillels, lebte in den ersten Jahrzehnten n. Chr. Der Name ist also irrig. Im Babylonischen Talmud heißt es auch das des Rab Joseph. Das ist ein Gelehrter des 4. Jahrh. n. Chr.

Durch diese babylon. Redaktionen des alten palästinischen Targums zum Pentateuch und zu den Propheten ist dasselbe zwar zurückgedrängt, jedoch aus der Überlieferung nicht völlig verdrängt worden. Man hat es nun aber nicht nur weiter abgeschrieben, sondern dabei auch glossiert und erweitert. Im Gegensatz zu den babylon. Redaktionen heißt es das Targum des Landes Israel oder Jerusalemer Targum. Es sind zwei Recensionen dieses altertümlichen Targums zum Pentateuch erhalten, von denen die eine, jetzt nur noch in Bruchstücken erhaltene, das Jerusalemer Targum (Jeruschalmi) genannt wird, die andere vollständige das Targum Pseudojonathan. Abgedruckt sind diese T. in den sog. rabbinischen Bibeln und Polyglotten. Eine zu Sabionetta 1557 gedruckte Ausgabe des Targum Onkelos hat Berliner 1884 wieder abdrucken lassen. Das Targum zu den Propheten hat de Lagarde 1872 nach dem zu Karlsruhe befindlichen Codex Reuchlins drucken lassen.

Eine abweichende Entstehung haben die zu den Hagiographen vorhandenen T. Sie sind sofort schriftlich unternommen worden und zwar als Privatarbeiten. Teilweise mögen sie in sehr alte Zeit zurückgehen. Jesus citiert am Kreuz Psalm 22,1 in der Weise, wie ihn das Targum wiedergiebt (vgl. Matth. 27,40: Mark. 15,34). Über Esther, ein Lieblingsbuch des Judentums, giebt es mehrere T. Das Targum zu den Sprüchen Salomonis ist eine jüd. Bearbeitung der christl.-syr. Übersetzung. Das Targum zur Chronik ist erst im 17. Jahrh. wieder bekannt geworden. Zu Daniel, Esra und Nehemia giebt es keine T. Das Targum zu den Hagiographen hat de Lagarde 1873 besonders abdrucken lassen. Das Targum zu der Chronik giebt er nach Erfurter Handschriften, das der übrigen Bücher nach der Ausgabe von Felix Pratensis in Bombergs erster rabbinischer Bibel. - Vgl. Barnstein, The Targum of Onkelos to Genesis (Lond. 1896); Friedmann, Onkelos und Akylas (Wien 1896); Landauer, Die Masorah zum Onkelos (Amsterd. 1896); Lewin, Targum und Midrasch zum Buch Hiob (Bern 1896); Baßfreund, Das Fragmententargum zum Pentateuch (Frankf. a. M. 1896).

Tari, sicil. Münze, s. Carlino.

Tarieren, s. Tara.

Tarif (Wort arab. Ursprungs), ein Verzeichnis der Preissätze für bestimmte Lieferungen und Leistungen und zwar namentlich auch solche öffentlich-rechtlicher Art, wie z. B. der Zollsätze für aus dem Auslande eingeführte zollpflichtige Waren (Zolltarif, s. d.); der Steuersätze für Gegenstände, die einer Verbrauchs- oder Verkehrssteuer unterliegen (Steuertarif, Stempeltarif u. s. w.); der Vergütungssätze für Versendung von Briefen und Waren mit der Post (Posttarif, Portotarif); für den Transport auf Eisenbahnen (Eisenbahntarif) oder Schiffen (Schiffstarif), möge es sich hierbei um den Transport von Personen (Personentarif), oder von Reisegepäck (Gepäcktarif), oder von Gütern des Warenverkehrs (Gütertarif) handeln (s. Eisenbahntarife); ferner der Preissätze, zu denen fremde Münzen an öffentlichen Kassen oder bei Banken angenommen werden (Münztarif); der zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern vereinbarten Löhne (Lohntarif) u. s. w. Tarifieren heißt die Sätze bestimmen, welche im einzelnen Falle nach dem T. in Anwendung zu kommen haben.

Tarifa, lat. Julia Joza oder traducta, Stadt im Bezirk Algeciras der span. Provinz Cadiz in Andalusien, am Südende des europ. Festlandes, an der schmalsten Stelle der Straße von Gibraltar, auf felsigem Grunde am Südfuß der 784 m hohen Sierra de la Luna, ist seit der Maurenzeit befestigt und hat von den andalus. Städten am meisten maur. Gepräge, (1887) 13 206 E., einen Hafen für Küstenfahrer, Viehzucht, Anchovis- und Thunfischfang, Gerberei, Töpferei und Handel mit vorzüglichen Orangen. Im Süden liegt dicht vor der Stadt, unterm 36. Breitengrade, die Isleta de T. oder de las Palomas mit dem Kap T. und der Südspitze Europas, Punta-Marroqui und Leuchtturm.

Tarifbuch, s. Eisenbahntarife.

Tarifieren, s. Tarif.

Tarifverbände, s. Eisenbahnverbände.

Tarija (spr. -cha), Departamento im SO. der südamerik. Republik Bolivia, grenzt südlich an Argentinien und Paraguay, wird östlich durch den Paraguay von dem brasil. Staat Mato Grosso geschie-^[folgende Seite]