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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Taubenäpfel; Taubenböden; Taubenhabicht; Taubenhäuser; Taubenkästen; Taubenkropf; Taubenpapageien; Taubenposten

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Taubenäpfel – Taubenposten

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tauben'

stammen die Haustauben (s. d.). Sie bewohnt die Gebirge Indiens, Oberägyptens, am Mittelmeer, Portugals, die Hebriden, Orkney- und Shetland- und einige Inseln an der Westküste Norwegens.

Als Folge der Jahrtausende alten Züchtung (s. Taubenzucht) derselben sind eine sehr große Menge von Taubenrassen und -Unterrassen entstanden. Sie zerfallen nach Dürigen in folgende 10 Hauptgruppen:

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Figur: 2

  • 1. Feldtauben (s. d.). Man unterscheidet: a. einfarbige und geschuppte, blaue und silberfahle Feldtauben, Eistauben; b. farbige mit weißer Zeichnung: Startaube, Weißschwanz, Pfaffentaube, Mausertaube, Mönchtauben (s. d.), Verkehrtflügel und Weißschlag; c. weiße mit farbiger Zeichnung: Mondtaube oder Schweizertaube, Farbenbrüster, Latztaube, Mohren- und andere Farbenköpfe, Farbenschnippen, Schwingen- oder Storchtaube, Schwalben- oder Flügeltauben, Schildtaube (s. d.); d. verschiedene Feldtauben: Gimpeltauben, Luchstaube (s. d.), ital. Feldtauben, Lockentaube.
  • 2) Trommeltauben (s. d.).
  • 3) Flug- oder Tümmlertauben (s. d. und Tafel: Geflügel, Fig. 11 u. 13).
  • 4) Perückentauben mit üppig entwickelten, eine Perücke oder Mähne bildenden Nacken- und Halsfedern: Perücken- oder Schleiertauben (Fig. 16), Schmalkaldener Mohrenkopf oder die Mähnentaube (s. d.).
  • 5) Mövchen (s. d.).
  • 6) Pfauentauben (Fig. 18) mit reichfederigem, ausgebreitetem und wie bei den Pfauen aufrichtbarem Schwanz und zurückgelegtem Hals.
  • 7) Kropftauben (s. d. und Fig. 15).
  • 8) Orientalische Tauben (s. d. und Karrier, nebst Fig. 12 u. 17) oder Warzentauben.
  • 9) Riesentauben vom Aussehen sehr großer Feldtauben: Römer (Fig. 14) und Montaubans.
  • 10) Huhntauben (s. d.).
  • 11) Verschiedene morgenländ. Haustauben: Korallenaugen (s. d.), Syrier, Libanons, Kurdistans, die Jemen- oder Singtaube.

Taubenäpfel, 5. Klasse des Diel-Lucasschen Apfelsystems (s. Apfel).

Taubenböden, s. Taubenzucht.

Taubenhabicht, soviel wie Hühnerhabicht, s. Habicht.

Taubenhäuser, Taubenkästen, s. Taubenzucht.

Taubenkropf, Pflanze, s. Silene.

Taubenpapageien, s. Sperlingspapageien.

Taubenposten, die durch Tauben erfolgende Nachrichtenbeförderung; sie wird ermöglicht durch die Heimatliebe der Taube, ihr Sehvermögen, ihren Orientierungssinn und ihre Ausdauer im Fliegen. Schon sehr früh im Altertume bediente man sich der T., besonders von Schiffen aus, um die ↔ Heimkehr zu melden. In Griechenland waren sie seit Beginn des 5. Jahrh. v. Chr. bekannt und dienten zur Benachrichtigung von Bekannten über den Erfolg der Kampfspiele. Die Römer benutzten sie bereits zu Cäsars Zeit; Diocletianus (300 n. Chr.) soll eine regelmäßige Taubenpost eingerichtet haben. Nurr ed-din, Chalif von Bagdad, erhielt im 12. Jahrh. Nachrichten aus seinen Provinzen durch Tauben. In Ägypten baute man im 15. Jahrh. besondere Türme für die Brieftaubenzucht und -Post. Seitdem wurden die Brieftauben erst im Anfange des 19. Jahrh. wieder verwendet, und zwar zur Beförderung von politischen und Börsennachrichten.

Zum Nachrichtendienste im Kriege sind Tauben bereits während der Belagerung von Mutina (44 v. Chr.) benutzt worden, später während der von Haarlem (1573) und Leiden (1574). Wichtiger erwies sich die Brieftaubenbenutzung während der Belagerung von Paris im Deutsch-Französischen Kriege (1870/71): die franz. Regierung entsendete vermittelst Luftballons 354 ihr von der Société l'Espérance zur Verfügung gestellte Brieftauben aus Paris. Es gelangten allerdings kaum 100 wieder in die Stadt zurück, und unter diesen waren einige, die den Flug zwei-, selbst dreimal zurückgelegt hatten, aber es ergab sich, daß gute Brieftauben bei richtiger Abrichtung und Einübung wahrscheinlich im stande seien, den Verkehr eingeschlossener oder abgeschnittener Orte mit ihrer Umgebung aufrecht zu erhalten. Deshalb werden in Festungen und andern wichtigen Orten der meisten Staaten Kriegsbrieftauben gehalten und abgerichtet. Da die Brieftauben oft geschossen und abgefangen oder durch ungünstiges Wetter verschlagen werden, so müssen zur Beförderung derselben Nachricht stets mehrere zugleich abgeschickt werden. Auch die Brieftaubenliebhaberei hat sich seit 1871 sehr entwickelt (in Belgien bereits seit den sechziger Jahren).

Der Verband deutscher Brieftaubenliebhaber-Vereine, 1894 zu Köln gegründet, dessen Protektor der Kaiser ist, umfaßte Ende 1896: 432 Vereine mit 5666 Mitgliedern und 157323 Tauben, der Verband bayr. Vereine für Geflügel- und Brieftaubenzucht 23 Vereine mit 177 Mitgliedern und 5868 Tauben; anfangs 1897 sind 58 Vereine neu hinzugetreten. Die meisten Vereine bestehen in Rheinland (244) und Westfalen (99). Belgien hat 1900 Brieftaubenklubs mit 28000 Mitgliedern; sie unterhalten meist mit Frankreich Verkehr; 1894 beförderte der Verein La Libre in Antwerpen 19500 Tauben nach Frankreich behufs Rückflugs. Die Brieftaubenliebhaberei wird gefördert durch Wettfliegen, Verleihung von Staatsmedaillen und Ausstellungen, die mit Wanderversammlungen verbunden sind. Auf der Ausstellung zu München (1892) waren aus 59 deutschen Städten von 267 Ausstellern 926 Brieftauben ausgestellt; die Ausstellung in Düsseldorf (1896) wies 1485, die zu Hamburg (März 1897) 1552 Tauben auf.

Zur Kennzeichnung der Brieftauben dienen mit Zeichen und Zahlen versehene Ringe (seit 1891 vorzugsweise aus Aluminium), welche den 3–4 Tage alten Tauben über die Zehen hinweg auf einen Fuß geschoben werden. In ältester Zeit bediente man sich für den Empfänger der Nachrichten der Zeichensprache. Von den an den Flügeln oder Füßen angebrachten Zeichen, dann Briefen, bis zu den heutigen mikroskopisch-photographisch verkleinerten, in eine Federspule gesteckten oder in ein feines Gummiblatt gewickelten, unter und am Kiele einer mittlern Schwanzfeder mit einem wachsge-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 634.