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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Teichmuschel - Teilbarkeit.

Annengymnasium in St. Petersburg 1859 seine philosophische Erstlingsschrift: "Die Einheit der Aristotelischen Eudämonie", habilitierte sich 1860 als Privatdozent in Göttingen und ward 1868 als außerordentlicher Professor nach Basel, 1871 als ordentlicher Professor der Philosophie nach Dorpat berufen, wo er 23. Mai 1888 starb. Neben einer Reihe Aristotelischer Forschungen: "Beiträge zur Erklärung von Aristoteles' Poetik" (Halle 1866), "Aristoteles' Philosophie der Kunst" (das. 1869) und "Geschichte des Begriffs der Parusie" (das. 1873), schrieb er: "Über die Unsterblichkeit der Seele" (Leipz. 1874, 2. Aufl. 1879); "Studien zur Geschichte der Begriffe" (Berl. 1874); "Herakleitos" (Gotha 1876); "Die Platonische Frage", eine Streitschrift gegen Zeller (das. 1876); "Frauenemanzipation" (Dorp. 1877); "Darwinismus und Philosophie" (das. 1877) und die humoristische, gegen den Neukantianismus gerichtete Schrift "Wahrheitsgetreuer Bericht über meine Reise in den Himmel von Immanuel Kant" (das. 1878); ferner: die "Neuen Studien zur Geschichte der Begriffe" (Gotha 1876-79, 3 Bde.); "Über das Wesen der Liebe" (Leipz. 1879); "Die wirkliche und die scheinbare Welt; neue Grundlegung der Metaphysik" (Bresl. 1882); "Chronologie der Platonischen Dialoge" (das. 1881); "Zu Platons Schriften, Leben und Lehre" (das. 1884); "Religionsphilosophie" (das. 1886); "Neue Grundlegung der Psychologie und Logik" (das. 1889). Der Grundgedanke der geschichtlichen Arbeiten Teichmüllers ist der, die Abhängigkeit des Aristoteles von Platon nachzuweisen und das Platonische System durch strengere Verknüpfung der Ideen mit dem Prinzip der Bewegung in Einklang zu bringen, daneben aber eine eigne, von ihm als "vierte Weltansicht" bezeichnete, dem Leibnizschen System mannigfach verwandte philosophische Anschauung geltend zu machen.

Teichmuschel (Entenmuschel, Anodonta Lam.), Gattung aus der Familie der Flußmuscheln, hat ein dünnes, zerbrechliches Gehäuse und längliche, ungleichseitige Schalen mit glatter, brauner Oberhaut. Sie lebt besonders in stehenden, schlammigen Gewässern, einzelne Arten auch in Flüssen. Je nach Wohnort, Alter, Nahrung und Geschlecht weichen die Individuen ungemein voneinander ab, und die Unterscheidung der zahlreichen Arten ist daher sehr schwierig und noch keineswegs festgestellt. Die beiden wichtigsten sind die große Schwanenteichmuschel (A. cygnea L.), breit-eiförmig, mit geradem oder meist aufsteigend gebogenem Oberrand und gerundetem, sehr krummlinigem Unterrand, bis 18 cm breit, und die Cellenser T. (A. cellensis Schröt.), länglich-eiförmig, mit fast geradem, parallelem Ober- und Unterrand. Die T. findet sich fast in ganz Europa und vermehrt sich sehr stark; ein Tier enthält bisweilen an 40,000 junge Muscheln. Diese entwickeln sich zuerst innerhalb der Kiemen des Muttertiers, schwärmen dann als kleine, sehr unreife Larven aus und heften sich mittels eines Byssusfadens an die Flossen von Fischen an. Der von ihnen als Fremdkörpern verursachte Reiz hat eine Schwellung in ihrer Umgebung zur Folge; die Haut erhebt sich zu einem Wall und schließt in 3-4 Tagen die Larve völlig ein. In einem solchen Gefängnis nun bleibt letztere über 70 Tage und entwickelt sich dabei bedeutend. Ursprünglich mit nur einem Schließmuskel versehen, büßt sie diesen ein und erhält dafür zwei neue; ferner wachsen ihr Kiemen, Herz, Geschlechtsorgane etc. Endlich öffnet sich die Haut des Fisches, und die junge Muschel tritt hervor, um von da ab frei umherzukriechen.

Teichrohr, s. Arundo.

Teichrohrgras, s. Calamagrostis.

Teichrohrsänger, s. Schilfsänger.

Teichrose, s. v. w. Nymphaea alba; gelbe T., s. v. w. Nuphar luteum (Nymphaea lutea).

Teichunke, s. v. w. Feuerkröte, s. Frösche, S. 752.

Teichwirtschaft, s. Teich.

Teichwolframsdorf, Dorf im sachsen-weimar. Verwaltungsbezirk Neustadt a. O., an der Linie Werdau-Mehltheuer der Sächsischen Staatsbahn, 311 m ü. M., hat eine evang. Kirche, eine Burgruine, Kammgarnspinnerei, Harmonikafabrikation u. (1885) 1946 Einw.

Teifun (Taifun, Tyfon, Typhon), Wirbelstürme in den chinesischen und japanischen Meeren, kommen zur Zeit des Wechsels der Monsune (s. d.) vom Juni bis November, am häufigsten im September und Oktober, vor und unterscheiden sich von den andern Wirbelstürmen dadurch, daß sie gewöhnlich einen sehr kleinen Durchmesser (d. h. Breite) besitzen. Ihre Zentra (die Punkte der Windstille innerhalb des Sturmwirbels), die oft beinahe stillzustehen scheinen, bewegen sich von O. nach W. oder von OSO. nach WNW., während die Rotationsrichtung wie bei allen Wirbelwinden auf der nördlichen Halbkugel, entgegengesetzt der des Uhrzeigers ist. Sie sind, weil bei ihnen alle sonstigen Vorzeichen eines herannahenden Sturms fehlen, und weil innerhalb eines so eng begrenzten Raums, wie ihn der T. einnimmt, die Winde in ihren Richtungen ungewöhnlich rasch wechseln, für die Schiffe äußerst gefährlich. Das Wort T. (tai-fung) ist chinesischen Ursprungs, und zwar heißt fung Wind, und tai ist eine Bezeichnung der alten Bewohner von Formosa für einen äußerst heftigen Wind während der Monate Juni bis September.

Teigdrucke, Abdrücke in einer Teigmasse von mäßig tief eingeschnittenen Metallplatten mit biblischen Darstellungen, welche als Vorläufer des von der gestochenen Kupferplatte genommenen Abzugs gelten. Sie gehören der Frühzeit des 15. Jahrh. an und sind meist auf Deckeln von Andachtsbüchern geklebt gefunden worden. Sie sind teilweise bemalt und vergoldet. Man kennt bis jetzt etwa 20 T.

Teigfarben, s. Pastellfarben.

Teignmouth (spr. tannmoth oder tínn-), Seestadt in Devonshire (England), an der Mündung des Teign in den Kanal, hat einen Kursaal für Badegäste, Marmorschleiferei, Ausfuhr von Granit (aus den Heytorbrüchen), Töpferthon und Apfelwein und (1881) 7120 Einw. Zum Hafen gehören (1888) 23 Seeschiffe von 2456 Ton. und 76 Fischerboote; Wert der Einfuhr 18,302, der Ausfuhr 7330 Pfd. Sterl. T. ist Sitz eines deutschen Konsulats.

Teigwaren, Nudeln, Maccaroni, Biskuits.

Teilaccept, s. Accept.

Teilbarkeit, allgemeine Eigenschaft der Körper, zufolge welcher sich dieselben in kleinere gleichartige Teile auf mechanischem Weg trennen lassen. Ob die physikalische T. der Körper bis ins Unendliche gehe, oder ob dieselbe bei gewissen kleinsten Teilchen (Atomen), die nicht mehr teilbar seien, ihre Grenze habe, darüber hat man vorzüglich auf dem Gebiet der Philosophie bis jetzt viel gestritten, weil man hierin einen wichtigen Schlüssel zur Erforschung des Wesens der Materie zu finden hoffte (s. Atom). Die Bemühungen um Auffindung der Grenze, bis zu welcher faktisch die Teilung der Körper getrieben werden kann, hat zwar noch nicht eine derartige Grenze ergeben, aber doch gezeigt, daß, wenn eine solche vorhanden ist, die kleinsten Teilchen nicht mehr meßbar sind. Man nimmt gegenwärtig an, die mechanische Teilung führe schließlich auf die Mole, während als die