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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Tellurblei - Temes.

seinem chemischen Verhalten dem Schwefel und Selen ähnlich. Das gediegene T. wurde von den alten Metallurgen Aurum paradoxum, Metallum problematicum genannt, Klaproth erkannte es 1798 als neues Element, und Berzelius studierte es 1832 genauer, stellte es aber zu den Metallen.

Tellūrblei (Altait), seltenes, regulär kristallisierendes, zinnweißes Mineral aus der Ordnung der einfachen Sulfuride, besteht aus Blei und Tellur PbTe mit 38,21 Tellur und etwas Silber, findet sich am Altai, in Kalifornien, Colorado und Chile.

Tellūrisch (lat.), was sich auf die Erde (tellus) bezieht, von dieser abstammt; daher tellurische Einflüsse, Einwirkung der Erde auf den menschlichen Körper als Krankheitsursache etc.

Tellurismus (lat.), s. Magnetische Kuren.

Tellurīt (Tellurocker), Mineral, natürlich vorkommendes Anhydrid der tellurigen Säure, TeO2 ^[TeO_{2}], äußerst selten mit gediegenem Tellur in Quarz auf einigen siebenbürgischen Gruben, auch mit andern Tellurerzen in Colorado vorkommend.

Tellurĭum (lat.), Maschine zur Versinnlichung der bei der täglichen Rotation und dem jährlichen Umlauf der Erde um die Sonne eintretenden Erscheinungen, besonders des durch den Parallelismus der Erdachse bedingten Wechsels der Jahreszeiten. Vgl. Wittsack, Das T. (2. Aufl., Berl. 1875).

Tellus ("Erde"), die italische Gottheit der mütterlichen Erde, daher auch oft T. mater genannt, entspricht der griech. Gäa (s. d.). Man rief sie bei Erdbeben an (wie denn ihr Tempel in Rom, am Abhang des vornehmen Quartiers der Carinen gelegen, 268 v. Chr. infolge eines Erdbebens im Kriege gelobt worden war), bei feierlichen Eiden zusammen mit dem Himmelsgott Jupiter, als das allgemeine Grab der Dinge neben den Manen. Wie die griechische Demeter, galt sie auch als Göttin der Ordnung der Ehe, insbesondere aber verehrte man sie vielfach in Verbindung mit Ceres als Göttin der Erdfruchtbarkeit. So galten ihr die im Januar am Beschluß der Winteraussaat vom Pontifex an zwei aufeinander folgenden Markttagen angesetzte Saatfeier (feriae sementivae) und die gleichzeitig auf dem Land gefeierten Paganalien, bei denen ihr mit Ceres ein trächtiges Schwein geopfert wurde, ferner das am 15. April für die Fruchtbarkeit des Jahrs teils auf dem Kapitol, teils in den 30 Kurien, teils außerhalb der Stadt unter Beteiligung der Pontifices und der Vestalinnen begangene Fest der Fordicidien oder Hordicidien, bei denen ihr trächtige Kühe (fordae) geopfert wurden; die Asche der ungebornen Kälber verwahrten die Vestalinnen bis zum Feste der Palilien (s. Pales), an welchem sie als Reinigungsmittel verwendet wurde. Neben der weiblichen Gottheit verehrte man auch einen Gott Tellumo. Vgl. Stark, De Tellure dea (Jena 1848).

Telmann, Konrad, Pseudonym, s. Zitelmann.

Telmessos (Telmissos), im Altertum Hafenstadt an der Westküste von Lykien, nahe der Grenze von Karien, als Sitz von Wahrsagern berühmt. Ruinen beim heutigen Makri (s. Tafel "Baukunst II", Fig. 14).

Telpherage (spr. téllferidsch, Telpher), von Fleeming Jenkin erfundene elektrische Eisenbahn, bei welcher die Wagen wie bei der Seilbahn an Stahldrahtseilen hängend sich fortbewegen. Die zwei Seile sind an jeder Tragsäule übers Kreuz stromleitend miteinander verbunden. Die Säulen stehen je 20 m voneinander entfernt, und jeder Zug besteht aus Lokomotive und zehn Kasten im Gesamtgewicht von 570 und mit einer Tragkraft von 1400 kg. Eine Versuchsbahn wurde 1883 zu Weston bei Hitchin in England gebaut, eine größere Anlage 1885 zu Glynde in der Grafschaft Sussex.

Tel-pos (Töll-pos), Berg des nördlichen sogen. Wüsten Urals im russ. Gouvernement Wologda, gipfelt in zwei Piks (1687 und 1640 m hoch). Auf der höchsten Terrasse befindet sich ein See, aus dem ein breiter Bach hinabstürzt.

Telschi (lit. Telszei), Kreisstadt im litauisch-russ. Gouvernement Kowno, am See Mastis, hat 2 Synagogen, eine griechisch-russ. Kirche, eine Adelsschule, eine hebräische Kreisschule, Handel mit Getreide und Leinsaat und (1886) 11,393 Einw.

Teltow, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, mit Berlin durch eine Dampfstraßenbahn verbunden, hat eine evang. Kirche, berühmten Rübenbau (Teltower Rüben) und (1885) 2667 Einw. T. wird zuerst 1232 urkundlich erwähnt. Der Kreis T. hat Berlin zur Kreisstadt.

Teltower Rübe, s. Raps.

Teltsch, Stadt in der mähr. Bezirkshauptmannschaft Datschitz, nahe am Ursprung der Thaya, hat ein Bezirksgericht, ein altes Schloß, eine gotische Dekanats- und 5 andre Kirchen, eine Landesoberrealschule, eine Dampfmühle, Schneidemühle, Spiritusbrennerei, Tuchmacherei, Flachsbau und (1880) 5116 Einw.

Telugu, Sprache des zu den Drawida (s. d.) gehörigen Volkes der Telinga in Ostindien, an der Ostküste des Dekhan von Orissa südwärts bis beinahe Madras von ca. 20 Mill. Menschen gesprochen. Die eigentümliche Teluguschrift ist aus dem alten Sanskritalphabet abgeleitet, und die mindestens bis ins 12. Jahrh. v. Chr. zurückreichende, nicht unbedeutende, aber noch wenig gekannte Litteratur besteht ebenfalls zumeist in Übersetzungen von und Kommentaren zu bekannten Sanskritwerken. Bearbeitet wurde das T. am besten durch Brown ("T. grammar", Madras 1858; "T. dictionary", das. 1852-53, 2 Bde.); neuere Grammatiken lieferten Arden (Lond. 1873) und Morris (das. 1889).

Telut, Insel, s. Jaluit.

Telyn, die cymbrische Harfe, s. Harfe.

Tem., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für J. E. Temminck, geb. 1778, gest. 1858 in Leiden (Vögel, Säugetiere).

Temascaltepec, Stadt im mexikan. Staat Mexiko, 30 km südwestlich von Toluca, in tiefem Thal, hat Weberei großer Baumwolltücher, verlassene Bergwerke und (1880) 10,267 Einw. (im Munizipium).

Tembek, eine in Persien erzeugte Sorte Tabak, welche nur aus der Wasserpfeife geraucht wird.

Tembuland, Dependenz des brit. Kaplandes, an der Südostküste zwischen den Flüssen Bashee und Umtata, 10,502 qkm (191 QM.) groß mit (1885) 122,638 Einw., worunter 8320 Weiße.

Temen, Getreidemaß, s. Ueba.

Temenos (griech.), geweihter Tempelbezirk.

Temes (spr. témesch, bei den Alten Tibiscus), Fluß in Ungarn, entspringt im Banater Gebirge, fließt meist durch ein enges Gebirgsthal, tritt bei Lugos in die ungarische Tiefebene, fließt hier in einem großen, gegen S. geöffneten Bogen in südwestlicher Richtung und mündet bei Pancsova in die Donau. Ihr Lauf beträgt 430 km. Anfangs wird sie bloß zum Holzflößen, von Tomaschevatz an auch zur Schiffahrt benutzt. Sie nimmt links die Bogonicz und Berzava, rechts die Bistra und Bega auf und speist den Begakanal. - Das ungar. Komitat T. längs der Maros und Theiß grenzt im W. an das Komitat Torontál,