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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tenacität - Tender, Tenderlokomotive

Tenacität (lat.), Zähigkeit, Hartnäckigkeit.

Tenai, amerik. Völker, s. Kenai.

Tenaillierter Grundriß (spr. -năjierter), Tenaillentracé, früher bisweilen Angularsystem genannt, diejenige Grundrißform der Permanenten Befestigung (s. d.), welche aus abwechselnd ausspringenden und eingehenden Winkeln besteht, so daß die benachbarten Linien sich gegenseitig flankieren. Die Größe der eingehenden Winkel muß mindestens 90° und darf höchstens 120°, diejenige der ausspringenden Winkel dagegen nie unter 60° betragen (s. Unbestrichener Raum). Die Länge der Linien als Streichlinien ist abhängig von der wirksamen Tragweite der flankierenden Feuerwaffen, also zur Zeit etwa 450 m (s. nachstehende Figur). Die Hauptnachteile dieser Grundrißform ergeben sich aus den spitzen ausspringenden Winkeln, die große unbestrichene Räume (also sehr mangelhaftes Frontalfeuer), eine starke Gefährdung aller Linien durch Längsfeuer und Rückenfeuer bewirken, einen engen innern Raum einschließen und sich dem Gelände schlecht anpassen. Im Graben bleibt ferner dicht vor den eingehenden Winkeln stets ein toter Winkel, dessen Ausdehnung von der Höhe der Feuerlinie über der Grabensohle und von der Neigung der Brustwehrkrone abhängt; aus diesem Grunde ist auch hier eine niedere Grabenbestreichung notwendig. Ein Vorteil dieser Grundrißform ist das kräftige Kreuzfeuer, unter welches das Vorgelände genommen wird. Der T. G. wurde von Montalembert (s. Montalemberts Befestigungsmanier), Carnot (s. Carnots Befestigungsmanier) und den beiden Landsberg angewendet, mit gewissen Einschränkungen auch von Wallrawe in der Altpreußischen Befestigungsmanier (s. d.). (S. auch Bastionierter Grundriß und Polygonaler Grundriß.)

^[Abb.]

Tenaillons (spr. -najóng), in der ältern franz. Befestigungsmanier vorkommende kleine Außenwerke, die in Form eines ausspringenden Winkels mit ungleich langen Schenkeln bisweilen zu beiden Seiten des Ravelin lagen, und zwar die kurze Tenaillonsface in der Verlängerung der einen, die lange parallel der andern Ravelinface.

Tenakel (lat.), Vorrichtung, mittels welcher der Setzer das Manuskript bequem zum Lesen an dem Schriftkasten befestigt (s. Buchdruckerkunst); auch Vorrichtung zur Befestigung von Filtrierbeuteln u. s. w.

Tenalgie (grch.), Schmerz in den Sehnen.

Tenampua, alte Quichestadt, s. Comayagua.

Tenancingo, Stadt im Staate Mexiko, in 1838 m Höhe, am Südfuß der Nevada de Toluca und im SW. der Stadt Mexiko gelegen, in fruchtbarer Gegend, mit 8500 E. und Wollweberei.

Tenant (engl., spr. tennĕnt), Pächter, Mieter; T. at will, Pächter, dem der Gutsherr nach Willkür kündigen kann. (S. Freehold.)

Tenasserim, malaiisch Tanaßari, birmanisch Ta-nen-tha-ri, eine Division der Provinz Niederbirma (s. Karte: Ostindien II. Hinterindien) des Indobritischen Reichs, umfaßt die 6 Distrikte Amherst (s. d.), Tavoi (engl. Tavoy, birmanisch Dha-we), Mergui (s. d.), Tungu oder Taungu, Schwegjin und Saluen (engl. Salween), zusammen mit 120 663 qkm und (1891) 978 073 E. (darunter 821 387 Buddhisten, 55 176 Nat- oder Geistergläubige, 36 298 Christen, 32 722 Hindu, 29 407 Mohammedaner, 56 Sikh, 15 Juden, 12 Parßi).

Ten Brink, Bernhard Egidius Conrad und Jan, s. Brink.

Ten-Brink-Feuerung, s. Feuerungsanlagen.

Tenbuktu, s. Timbuktu.

Tenby, Municipalborough und besuchtes Seebad in der Grafschaft Pembroke des engl. Fürstentums Wales, an der Westküste der Carmarthenbai, auf einem steilen Vorgebirge, von einer alten Burg beherrscht, schön gelegen, an der Great-Western - Bahn, im Sommer mit Bristol und Ilfracombe durch Dampfschiffahrt verbunden, zählt (1891) 4512 E., hat eine alte Kirche St. Mary aus dem 15. Jahrh., geolog. Museum; lebhaften Küstenhandel und Austernfischerei. An der Küste wilde Klippen und merkwürdige Felsbildungen. Die südlich vorgelagerte Insel Caldy trägt einen Leuchtturm.

Tencin (spr. tangßäng), Claudine Alexandrine Guérin, Marquise de, franz. Schriftstellerin, deren Salon im Pariser Gesellschaftsleben des 18. Jahrh. zu den tonangebenden gehörte. Geb. 1681 zu Grenoble, wurde sie später ins Kloster gethan und entwich 1714 nach Paris. Hier erwarb sie sich bald einflußreiche Freunde und besonders Fontenelle vermittelte es, daß sie der Papst von ihrem Klostergelübde freisprach. Sie ging mit d'Argenson, Bolingbroke, dem Marschall Uxelles u. a. wechselnde Verbindungen ein und benutzte ihr Verhältnis zum Regenten, zu Dubois und dem Finanzmann Law zu ihrem und ihrer Familie Vorteil. Unter ihren Kindern ist d'Alembert (s. d.), als dessen Vater ein gewisser Destouches-Carron genannt wird, das berühmteste. Als in einem Duell, zu dem sie Veranlassung gegeben hatte, einer ihrer Liebhaber getötet wurde, mußte sie auf einige Zeit (im April 1726) in die Bastille gehen. Seitdem trat eine Veränderung ihrer Lebensweise ein. Sie sammelte in ihrem Salon gesellschaftlich und litterarisch bedeutende Männer, unter denen besonders Fontenelle und Montesquieu hervorragen, und machte ihr Haus zum Mittelpunkt schöngeistig-wissenschaftlichen Verkehrs. Sie starb 4. Dez. 1749. T. schrieb mehrere Romane, von denen die "Mémoires du comte de Comminges" der bedeutendste ist. Außerdem sind zu nennnen ^[richtig: nennen]: "Le siège de Calais", "Les malheurs de l'amour" und die "Anecdotes de la cour et du règne d'Edouard II, roi d'Angleterre" (fortgesetzt von Elie Beaumont). Ihre "Œvres" sind mit denen der Frau von Lafayette (8 Bde., Par. 1786) und für sich herausgegeben (von Jav und Etienne, 5 Bde., Par. 1825).

Tendenz (lat.), das Wirken im Sinne einer bestimmten Absicht, insbesondere auf litterar. Wege; daher Tendenzdichtung, Tendenzroman, Tendenzstück, die eine Anschauung aus Moral, Religion, Politik mit subjektiverm Interesse als dem rein künstlerischen vertreten; tendenziös, gewissen Zwecken dienend, einseitig.

Im Börsenwesen ist T. die jeweilige aufsteigende (Hausse, s. d.) oder absteigende (Baisse, s. d.) Richtung der Börsenpreise.

Tender (engl), Tenderlokomotive, s. Lokomotive.