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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Tenazität - Teneramente.

derselben an der Küste gelegen, 121,026 qkm (1280 QM.) groß mit (1881) 825,741 Einw. (meist Buddhisten). Das Land wird durch 1500 m hohe Gebirge von Siam geschieden, ist sonst fruchtbar, wohlbewässert und zum Reisbau trefflich geeignet. Der Hauptfluß T. ist für große Boote 53 km aufwärts bis zu der früher bedeutenden, jetzt zu einem elenden Dorf herabgesunkenen Stadt T. schiffbar.

Tenazität (lat.), Zähigkeit (vgl. Dehnbarkeit), hartnäckiges Festhalten an etwas.

Tenbrink-Feuerung, s. Dampfkessel, S. 451, und Lokomotive, S. 885.

Tenby (spr. tennbi), beliebtes Seebad in Pembrokeshire (Südwales), mit Ruinen eines normännischen Schlosses, Ausfuhr von Fischen, Austern und Geflügel und (1881) 4750 Einw.

Tence (spr. tangs), Stadt im franz. Departement Oberloire, Arrondissement Yssingeaux, am Lignon, mit Hengstedepot, Fabrikation von Papier, Hüten, Seide, Blonden und Spitzen und (1881) 1520 Einw.

Tencin (spr. tangssang), Claudine Alexandrine Guérin, Marquise de, franz. Schriftstellerin, geb. 1681 zu Grenoble, entfloh 1714 aus dem Kloster nach Paris, gewann dort durch ihre Schönheit und ihren Geist mächtige Freunde, mischte sich in Staats- und Liebesintrigen, ging nacheinander mit d'Argenson, Bolingbroke, dem Regenten, dem Kardinal Dubois u. a. intime Verbindungen ein und wußte dieselben geschickt zu ihrem und ihres Bruders (des Kardinals Pierre Guérin de T., gest. 1758; vgl. über ihn die biographische Schrift von Audouy, Lyon 1881) Vorteil zu benutzen. Eins ihrer illegitimen Kinder, das sie aussetzen ließ, war der berühmte d'Alembert. Eine bedeutende Rolle spielte sie in den Streitigkeiten der Jansenisten, deren heftige Gegnerin sie war. Später (1726) mußte sie auf einige Zeit in die Bastille wandern, als sich einer ihrer Liebhaber in ihrer Wohnung erschossen hatte. Seitdem führte sie ein unanstößiges Leben und machte ihren Salon zum Mittelpunkt der eleganten und gebildeten Gesellschaft. Sie starb 4. Dez. 1749. Ihre Romane, besonders "Mémoires du comte de Comminges" (1735, 1885) und "Le siége de Calais" (1739), tragen ganz das Gepräge des 18. Jahrh. und gleichen auffallend denen der Mad. de Lafayette, mit deren Schriften die ihrigen auch zusammen herausgegeben wurden (Par. 1786, 8 Bde.; 1825, 5 Bde.; 1864). Die "Correspondance" mit ihrem Bruder erschien Paris 1790, 2 Bde.; die "Lettres au duc de Richelieu" daselbst 1806. Vgl. Barthélemy, Mémoires secrets de Madame de T. (Grenoble 1790).

Tendelti, Name eines Teichs, an welchem Fascher, die Hauptstadt von Dar Fur, liegt, und nach welchem diese Stadt selbst bisher auf den Karten bezeichnet wurde. Der Ort liegt 2000 m ü. M., am Wadi el Ko, war früher Sitz des ägyptischen Gouverneurs und hat 8000 Einw., welche lebhaften Handel mit Wadai und Kordofan treiben. Bis 1874 war T. Hauptstadt des selbständigen Reichs Dar Fur, wurde damals von den Ägyptern erobert, die in neuester Zeit aber den Anhängern des Mahdi weichen mußten. Die letztern sollen Dar Fur wieder an die Anhänger der Snussisekte von Kufra verloren haben.

Tendénz ^[Tendénz] (lat.), Streben in bestimmter Absicht oder Richtung, auf einen bestimmten Zweck hin; daher Tendenzdichtungen, solche, die nicht bloß auf die eigentlich poetische Wirkung berechnet sind, sondern noch andre (politische, religiöse etc.) Interessen verfolgen; tendenziös, bestimmten Zwecken gemäß.

Tender (engl.), das einem größern Schiff oder Geschwader zur Überbringung von Befehlen etc. beigegebene Begleitschiff; dann der der Lokomotive angehängte Vorratswagen für Kohlen und Wasser.

Tendo (lat.), Sehne, z. B. T. Achillis, Achillessehne.

Tendovaginitis (lat.-griech.), Sehnenscheidenentzündung.

Tendre (franz., spr. tangdr), zart, empfindlich; als Substantiv s. v. w. Vorliebe, zärtliche Schwäche für etwas; Tendresse, Zärtlichkeit, zärtliche Zuneigung.

Tendrons (franz., spr. tangdróng), in der Kochkunst die Brustknorpel vom Kalb und Lamm.

Tenê (Tenneh), Fluß, s. Faleme.

Tenebrae (lat., "Finsternis"), s. Finstermetten.

Tenebrio, Mehlkäfer.

Tenebrionen (Schwarzkäfer, Melasoma Latr., Tenebrionidae Leach), Käferfamilie aus der Gruppe der Heteromeren, düster, gewöhnlich ganz schwarz gefärbte Käfer mit fünfgliederigen Tarsen an den Vorder- und Mittel- und viergliederigen an den Hinterbeinen, kurzem, kräftigem Oberkiefer, quer gestellten, vorn ausgebuchteten Augen, elf-, selten zehngliederigen Fühlern, sehr häufig verkümmerten Hinterflügeln und dann verwachsenen Flügeldecken. Die sehr übereinstimmend geformten Larven sind langgestreckt, schmal, etwas niedergedrückt, ganz hornig, mit sechs fünfgliederigen Beinen, viergliederigen Fühlern, einer Lade am Unterkiefer und am letzten Hinterleibssegment meist mit zwei Hornfortsätzen versehen. Viele T. sondern aus ihren Körperbedeckungen ein Sekret ab, welches sie wie bereift oder behaucht erscheinen läßt; auch entwickeln die meisten einen starken widerlichen Geruch. Die metallisch oder lichter gefärbten Arten sind am Tag an Pflanzen zu treffen; die dunkeln sind meist lichtscheu, träge und halten sich am Tag an dunkeln Orten auf. Man unterscheidet gegen 400 Gattungen, deren Artenzahl derjenigen der Laufkäfer fast gleichkommt. Die sehr artenreiche Gattung Blaps Fab. umfaßt zahlreiche, besonders in Südeuropa und Nordasien heimische, große Käfer mit länglichem Körper, ohne Flügel, die Männchen mit zapfenförmig ausgezogenen Flügeldecken. Der gemeine Trauerkäfer (Totenkäfer, Blaps mortisaga L., s. Tafel "Käfer"), 20-25 mm lang, mattschwarz, fein und zerstreut punktiert, mit fast quadratischem Halsschild, hinter der Mitte schwach erweiterten, lang geschwänzten und undeutlich gestreiften Flügeldecken, ist häufig in Häusern, besonders in Kellern, und nährt sich von allerlei Unrat. Zu derselben Familie gehört der Mehlkäfer (s. d.).

Tenedos, griech. Insel im Ägeischen Meer, an der Küste der alten Landschaft Troas, war berühmt im Altertum wegen der Rolle, welche sie im Trojanischen Krieg spielte, sowie durch ihre Töpferwaren und ihren Wein. Sie stand abwechselnd unter der Herrschaft der Perser, Athener und Römer. Jetzt Tenedo oder Bosdscha Ada genannt, gehört sie zum türkischen Wilajet Dschesair und bildet den Schlüssel zu der Dardanellenstraße. Die Insel ist 13 km lang, 3-6 km breit und ziemlich gebirgig, liefert trefflichen Muskatwein und rötlichen Marmor und hat gegen 7000 Einw. Die Stadt Tenedo, auf der Nordostküste, ist Sitz eines Kaimakams und eines griechischen Bischofs, hat einen Hafen, eine Citadelle und 2000 Einw. (drei Viertel Griechen). Am 21. März 1807 erfochten hier die Russen unter Siniavin über Seid Ali Pascha und 10. Nov. 1822 die Ipsarioten Kanaris und Kyriakos einen Seesieg über den Kapudan-Pascha.

Teneramente (ital.), zart.