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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tentakuliten - Tepl (Fluß)

sie sind dann entweder einfache Körperfortsätze, wie die Fühlhörner der Schnecken, oder es sind modifizierte Seitenanhänge, wie bei Ringelwürmern, oder endlich, wie bei den Insekten, Krebsen und andern Gliedertieren, besonders entwickelte Gliedmaßen. Bei den Polypen sind es allseitig bewegliche, häufig kontraktile Körperfortsätze, in die sich unter Umständen auch der Leibesraum fortsetzt, so daß sie hohl erscheinen, und sie stehen in unregelmäßiger oder streng typischer Zahl in einem einfachen Kranz oder in mehrern Kränzen um die Mundafteröffnung herum, sind in hervorragender Weise mit Nesselkapseln besetzt und dienen in erster Linie zum Ergreifen der Beute. Bei den Moostierchen (s. d.) stehen die T. auch in einem Kranz oder in Gestalt eines Hufeisens um die Mundöffnung, sind gleichfalls rückziehbar, hohl und außen mit feinen Cilien besetzt; sie erzeugen durch ihr Spiel Strudel im Wasser und dienen teils zum Herbeischaffen von Nahrungsmitteln, teils zur Respiration. Bei einigen Rädertieren ist der Wimperapparat ganz ähnlich gebaut. Ihre höchste Entwicklung erreichen die T. bei den Kopffüßern (s. d.) als Arme.

Tentakuliten, wichtige Leitfossilien im Silur und Devon, mehrere Millimeter bis über Centimeter lange, gerade, spitze und dünne, außen geringelte Hohlkegelschälchen, die zu den Flossenfüßern (s. d.) gerechnet werden (z. B. Tentaculites scalaris, s. Tafel: Petrefakten der Paläozoischen Formationsgruppe II, Fig. 4).

Tentamen (lat.), Examen, besonders vorläufige Prüfung vor dem eigentlichen Examen; Tentamen physicum, s. Arzt.

Tente d'abri (frz., spr. tangt dabrih), Schutzzelt, Lagerzelt, Obdach.

Tenthredinidae, s. Blattwespen.

Tentyris (Tentyra), altägypt. Stadt, s. Dendera.

Tenue (frz., spr. -nüh), Haltung, äußeres Aussehen, Anzug; en grande tenue, im Gala-, Paradeanzug, im Gegensatz zu en petite tenue, in Dienst-, Interimsuniform.

Tenues (lat.), die Konsonanten k, t, p, im Unterschied von den mediae g, d, b und den aspiratae χ, ϑ, φ (kh [ch], th, ph). (S. Laut.)

Tenuirostres, s. Dünnschnäbler.

Tenute (ital.), s. Fermate.

Tenzone (frz. tenson), Streitgedicht, Wettgesang der Troubadours (s. d.).

Teocalli (d. i. Gotteshaus) oder Teopan, die Tempelbauten der alten Mexikaner, die sich als zu riesiger Größe emporgebaute Altäre meist in Gestalt vierseitiger Pyramiden erheben, genau nach den vier Weltgegenden gerichtet und oberwärts zu einer größeren oder kleinern Fläche abgeschnitten sind. Gemeiniglich steigen dieselben in mehrern großen Absätzen empor, die teils besondere Terrassen bilden, teils auch nur durch umherlaufende Gurtungen als solche bezeichnet werden (Cú). Zu der obern Fläche, auf der sich das Sakrarium mit dem Idol und davor der Opferstein befand, führen an einer oder mehrern Seiten breite, steile Treppen hinauf; zuweilen, doch nur seltener, sind letztere so angeordnet, daß sie im Zickzack von einem Absatz auf den andern führen (wie z. B. bei der Pyramide zu Teopantepec). Meist waren die T. mit großen Höfen umgeben, welche die Wohnungen der Priester und die andern Räume, deren man für die Zwecke des Kultus bedürfte, enthielten. Die Zahl der, wenn auch nur im Zustande des Verfalls, erhaltenen Bauwerke ist nicht gering. Von den Pyramiden bei San Juan de Teotihuacan (50 km nordöstlich von Mexiko an der Eisenbahn Mexiko-Veracruz) mißt die eine (Tonatiuh Yztaqual) in der Basis 193 m, in der Höhe 50 m. Die in vier Terrassen aufsteigende Pyramide von Cholula ist an der Basis 405 m breit bei einer Höhe von 49 m. Die Pyramide von Papantla (in Veracruz) erhebt sich in sieben durch breite Bänder bezeichneten Absätzen bis 25 m; die Breite der Basis mißt 36 m. Andere pyramidale Baue finden sich bei Cuernavaca, Guatusco, Tusapan, Xochicalco, Tehuantepec, Palenque u. s. w.

Teos, eine der zwölf ion. Städte Kleinasiens, südwestlich von Smyrna auf einer Halbinsel in der weiten Bucht zwischen den Vorgebirgen Korykeion und Makria gelegen. Im 6. Jahrh. v. Chr. kam T. erst unter lydische, dann unter pers. Herrschaft. Dadurch wurde ein Teil der Einwohner veranlaßt, nach Abdera in Thrazien und nach Phanagoria am Schwarzen Meer überzusiedeln; doch erholte sich die Stadt rasch wieder und stand bis in die röm. Kaiserzeit hinein in hoher Blüte. Ein ausgebreiteter Holzhandel und Wollindustrie wurden hier getrieben. Aus T. stammte der Dichter Anakreon. Seit dem 4. Jahrh. v. Chr. bildete die Stadt den Hauptmittelpunkt für die religiösen Genossenschaften der dionysischen Künstler (Schauspieler, Virtuosen). Der Dionysuskult, dem ein seiner Zeit berühmter, in Trümmern noch erhaltener Tempel geweiht war, war sehr angesehen; der Stadt wurde deshalb von den meisten Staaten das Asylrecht gewährt. - Vgl. Scheffler, De rebus Teiorum (Dissertation, Lpz. 1883).

Teotzapotlan, s. Zapoteca.

Tepache (spr. -patsche), Getränk, s. Pulque.

Tepaneca, amerik. Volk, s. Nahua.

Tepe (türk.), Spitze, Gipfel.

Tepekermen, Berg im Kreis Simferopol des russ. Gouvernements Taurien, auf der Halbinsel Krim, bei Bachtschisaraj, mit Ruinen und zahlreichen Höhlen.

Tephillin, s. Gebetriemen.

Tephrit (vom grch. tephros, Asche, wegen der meist grauen Farbe), die olivinfreien tertiären Eruptivgesteine, in denen die farblosen, thonerdereichen Gemengteile aus Plagioklas und entweder Leucit oder Nephelin (oder die beiden letztern zusammen) bestehen, wozu sich außerdem vorwiegend Augit gesellt. Sanidin spielt in ihnen keine wesentliche Rolle, Quarz fehlt stets; accessorisch erscheinen Hornblende, Biotit, Haüyn. Je nachdem neben dem Plagioklas der Nephelin oder Leucit vorwaltet, wird zwischen Nephelintephrit (z. B. im Kaiserstuhl, Rhöngebiet, auf den Canarischen und Kapverdischen Inseln) und Leucittephrit (im nördl. Böhmen, Ringgebirge der Rocca Monfina in Italien, an mehrern javan. Vulkanen) unterschieden.

Tepic, Territorio der Republik Mexiko (s. Karte: Mexiko) am Stillen Ocean zwischen Jalisco und Sinaloa, 29 211 qkm groß, mit (1895) 144 308 E. Hinter dem niedrigen Küstenstreifen erhebt sich das Randgebirge des Hochlandes. Der Hauptort T., in 884 m Höhe in heißer Bergebene, an der Bahn San Blas-Guadalajara, hat 16 226 E. Hafen ist San Blas.

Tepidarium (lat.), s. Bad und Irisch-Römisches Bad.

Tepilijote, Gemüse, s. Chamaedorea.

Tepl, czech. Teplá (d. i. die Warme), der bedeutendste Zufluß der Eger (rechts), entspringt am Fuß des Podhorn des Tepler Gebirges, wendet sich vor der Stadt Tepl (677 m) gegen N., behält diese Rich-^[folgende Seite]