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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Thaddäus; Thaddäusinsel; Thadmor; Thags; Thai; Thai-hu; Thai-nan; Thaingen; Thai-Ping; Thais; Thai-wan; Thal

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Thaddäus – Thal

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Thackeray'

auch dem Auslande als einen der ersten Sittenmaler unserer Zeit bekannt machte. Als realistisch herbe Schilderung engl. Sitten und Eigentümlichkeiten, als vernichtende Satire gegen das selbstsüchtige Treiben der modernen Gesellschaft, als psychol. und stilistische Meisterbildung gehört das Werk zu den bedeutendsten Erzeugnissen der engl. Romanlitteratur. Ihm folgte 1850 «Arthur Pendennis», eine geniale Behandlung desselben Themas, in die viele Thatsachen aus T.s eigener Lebensgeschichte verwoben sind. Eine neue Richtung schlug er in dem histor. Roman «Henry Esmond» (1852) ein, der mit Scottscher Kunst die Epoche der Königin Anna darstellte. Im Herbst 1852 folgte er einer Einladung nach den Vereinigten Staaten, um dort seine in England berühmt gewordenen Vorträge über die engl. Humoristen des 18. Jahrh. zu halten, die als «Lectures on the English humorists of the eighteenth century» (Lond. 1853) gesammelt erschienen. Bald nach seiner Rückkehr erschien der Roman «The Newcomes» und 1858–59 «The Virginians», ein Gegenstück zu «Esmond». Bei einer zweiten Reise nach Amerika (1855) hielt T. die meisterhaften, ebenfalls später veröffentlichten Vorträge «The four Georges». 1859 begründete er die Monatsschrift «Cornhill Magazine», in der er den Roman «History of Philip», die Novelle «Lovel the widower» und die «Roundabout papers» veröffentlichte. Sein letzter Roman, «Denis Duval», blieb unvollendet. Form und Inhalt seiner Werke sichern T. eine hohe, wenn nicht die höchste Stellung unter den engl. Humoristen. Unter den zahlreichen Ausgaben seiner Werke ist vor allem die seit 1880 erschienene «Edition de luxe» (24 Bde.) zu erwähnen. – Vgl. Hannay, Memoir of T. (Edinb. 1864); Taylor, T. the humorist and the man of letters: the story of his life (Lond. 1864; 2. Aufl. 1868); Thackerayana. Notes and anecdotes (ebd. 1874 u.ö.); A. Trollope, Thackeray (ebd. 1879; deutsch von Katscher, Lpz. 1880); Conrad, T., ein Pessimist als Dichter (Berl. 1887).

Über seine Tochter Anna Isabella s. Ritchie.

Thaddäus, Apostel, s. Judas Jakobi.

Thaddäusinsel, eine der Neusibirischen Inseln (s.d.).

Thadmor, alte Stadt in Syrien, s. Palmyra.

Thags (vom Hindī ṭhag, «Räuber»), die Mitglieder einer durch ganz Vorderindien verbreiteten Genossenschaft, die ihr Gewerbe, den heimlichen Raubmord, systematisch ausgebildet und von einer Generation auf die andere fortgeerbt hatte. Die ersten Spuren der T. zeigen sich zu Dehli schon im 12. Jahrh. Die T. morden ihre Opfer nur durch Erdrosselung. Ihre große Umsicht und Klugheit verhinderte lange Zeit ihre Entdeckung, zumal sie nie einen Europäer ermordeten. 1831 ergriff der engl. Generalgouverneur von Indien, Lord Will. Bentinck, ernste Maßregeln gegen die T., und bereits im Okt. 1835 waren durch die besondere Thätigkeit und Klugheit des mit der Ausführung beauftragten engl. Kapitäns Sleeman 1562 Personen als T. verurteilt. Zu den T. gehörten Hindus aller Kasten, hauptsächlich Verehrer des Çiva und von dessen Frau Bhavānī oder Durgā. Sie nahmen aber auch Mohammedaner in ihre Verbrüderung auf. Jetzt sind die T. fast ganz ausgerottet. Bekannt wurden sie in Europa namentlich durch den Roman von Meadows Taylor, «Confessions of a Thug» (3 Bde., Lond. 1839; neue Aufl. 1858).

Thai, Kollektivname für eine Anzahl von Völkerschaften im noroöstl. Birma, in ganz Siam und ↔ in der chines. Provinz Jün-nan. Nach ihrer sprachlichen Verwandtschaft teilt sie J. N. Cushing (in der Einleitung zu seinem Schan-engl. Wörterbuch, Rangun 1881) in eine nördl. Gruppe, die Khamti (s. d.), die chines. und die birman. Schan (s. Schanstaaten) umfassend, und in eine südl. Gruppe, die die Lao (s. d.) und die Siamesen (T. im engern Sinn, s. Siamesische Sprache) umfaßt. Zu den Thai-Sprachen ist auch das ausgestorbene Ahom (s. Khamti) zu rechnen. – Vgl. R. N. Cust, A sketch of the modern languages of the East Indies (Lond. 1878); Colquhoun, Amongst the Shans (ebd. 1885), Kap. 12.

Thai-hu, chines. See, s. Tai-hu.

Thai-nan (früher Tai-wan-fu, oder Thai-wan-fu), Stadt im Süden der Westküste von Formosa, Hauptstadt des japan. Ken Tai-tschiu, Sitz eines engl. Konsulats sowie evang. und kath. Missionen. Vor der Stadt liegen Watten und auf einem Eilande das ehemalige holländ. Fort Zeelandia. Als Hafenplätze dienen Ta-kao (s. d.) und Ngan-ping, wo sich auch die Zollämter befinden. Die Reede von T. wird durch eine Küstenbatterie geschützt; Telegraph führt zu den andern Hafenorten.

Thaingen, Marktflecken, s. Thayingen.

Thai-Ping, Tai-ping, s. China (Geschichte).

Thaïs, griech. Hetäre aus Athen, befand sich im macedon. Kriegslager, als Alexander d. Gr. Persepolis im Juni 330 v.Chr. eroberte, und soll den König und seine Genossen im Rausche veranlaßt haben, die alte Königsburg der Perser zur Rache für das 480 durch Xerxes zerstörte Athen in Brand zu stecken. Nach Alexanders Tode gewann sie die Gunst des ägypt. Königs Ptolemäus Lagi und gebar diesem zwei Söhne und eine Tochter.

Thai-wan, chines. Name der Insel Formosa (s. d.).

Thal, langer und verhältnismäßig schmaler Einschnitt der Erdoberfläche mit gleichsinnigem Gefälle, im Gegensatz zu den kürzern und verhältnismäßig breiten Thalungen und den wannenartigen Vertiefungen in einer Fläche, den Landsenken. Verallgemeinert und uneigentlich wird der Begriff T. auch für die ganze Gebirgssysteme voneinander trennenden Niederungen gebraucht, die aber richtiger als Ausläufer benachbarter Ebenen aufzufassen sind. Man unterscheidet bei dem T. die Thalsohle oder den Thalboden (Thalgrund), d.i. den niedrigsten, gewöhnlich flachen Teil; die mit den Kämmen der einfassenden Gebirgszüge zusammenfallenden Thalränder oder die oberste Grenze am Beginn der Eintiefung; die Thalgehänge, Thallehnen oder Thalwände, d.i. die Verbindungsflächen von Sohle und Rand. Die Eintiefung der Sohle, wo das fließende Wasser sich sammelt, heißt Thalbett, und die in diesem vorhandene tiefste Rinne Thalweg. Mit der Richtung des Wasserlaufs unterscheidet man rechte und linke Thalgehänge.

Der Anfang des T. (Thalschluß) liegt an dem Punkte, wo Hinter- und Seitengehänge sich schneiden, das Ende (Thalausgang, Thalmündung) an der tiefsten Stelle der ganzen Sohle; der Höhenunterschied beider Punkte drückt den Fall, das Gefälle des T. aus. Nur selten sinkt ein T. unter das Meeresniveau (submarine T.). Dicht zusammentretende, steile Thalwände bilden Thalengen und Thaldurchbrüche, Schluchten, Gründe, Klammen, Klausen, Cañons u.s.w., weiter voneinander abstehende dagegen Thalweitungen. Erweitert sich das T. allmählich zur Ebene, so greift diese mit einer Thalbucht ein. Ziehen sich die Wände zwischen

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 738.