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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Thermodynamik - Thermometer

Thermodynamik (grch), soviel wie Mechanische Wärmetheorie (s. d.).

Thermoelektricität, früher Bezeichnung der an erwärmten Krystallen auftretenden Elektricität (s. Pyroelektricität). Heute wird der Name T. lediglich für die von Th. Seebeck (1822) entdeckten Erscheinungen gebraucht. Seebeck wurde zu seiner Entdeckung geführt, als er untersuchen wollte, ob die Voltasche elektromotorische Kraft bei Berührung zweier verschiedener Metalle von der Temperatur abhängig sei, welche Vermutung sich in der That bestätigte. Bildet man durch Verlöten einen Ring aus Wismut und Antimon mit den zwei Lötstellen A und B (s. Fig. 1), so zeigt sich, wenn man die eine Stelle, z. B. A erwärmt, sofort ein elektrischer Strom (Thermostrom), der durch diese Stelle vom Wismut zum Antimon geht, was man daraus erkennt, daß eine Magnetnadel n s innerhalb dieses Ringes mit ihrem Nordpol n hinter die Ebene der Zeichnung ausweicht. Durch Versuche mit vielen Metallen gelangte Seebeck zur Aufstellung einer der Voltaschen analogen thermoelektrischen Spannungsreihe (Antimon, Eisen, Zink, Silber, Gold, Zinn, Blei, Quecksilber, Kupfer, Platin, Wismut). Durch Verlötung abwechselnder Wismut- und Antimonstäbe nach Fig. 2 stellte Seebeck sog. Thermosäulen her, an denen stärkere Ströme auftraten, wenn man alle geradzahligen oder alle ungeradzahligen Lötstellen erwärmte. Bei Erwärmung aller Lötstellen würden die Ströme der geradzahligen jenen der ungeradzahligen Stellen entgegenwirken und sie aufheben. Zum Zwecke der leichtern Handhabung sind alle Lötstellen der einen Art auf der einen, jene der andern Art auf der andern Seite angeordnet. Von diesen Thermosäulen hat Melloni (1833) wichtige Anwendungen gemacht zum Studium der Wärmestrahlung. Die Flächen der Thermosäule wurden zur leichtern Aufnahme der Wärmestrahlen berußt. Die durch die Bestrahlung entstehenden Thermoströme werden an einem Galvanoskop (s. d.) sichtbar gemacht. Eine solche Verbindung von Thermosäule und Galvanoskop (Multiplikator) heißt Thermomultiplikator. Markus hat 1864 aus Legierungen eine Thermosäule von hoher elektromotorischer Kraft hergestellt, deren Wirkung jedoch beim Gebrauch bald abnimmt. Dauerhafter sind die Säulen von Noë, Clamond und Gülcher, deren Elemente ebenfalls Legierungen sind.

^[Fig. 1.]

^[Fig. 2.]

Eine wichtige Ergänzung zur Entdeckung Seebecks bildet die Beobachtung, daß der Strom einer galvanischen Batterie, durch die Berührungsstelle von Wismut zu Antimon gesendet, diese abkühlt, hingegen dieselbe erwärmt, sobald er durch die Berührungsstelle von Antimon zu Wismut fließt. Es ist dies eine Art Polarisation (s. Elektrische Polarisation). W. Thomson hat nachzuweisen versucht, daß jeder elektrische Strom einen Wärmestrom, und F. Kohlrausch, daß jeder Wärmestrom einen elektrischen Strom nach sich zieht, wodurch in Bezug auf T. ganz neue Gesichtspunkte gewonnen wurden.

Thermoelemente, Elemente, welche einen Thermostrom liefern und zur Konstruktion der Thermosäulen (s. Thermoelektricität) dienen.

Thermograph (grch.), ein Instrument, welches die Temperatur selbstthätig aufzeichnet. Als T. läßt sich jedes Thermometer (s. d.) verwenden. Beim Quecksilberthermometer kann man den Stand des Meniskus photographisch registrieren; auch wendet man Sonden an, welche, mit einem Schreibstift niederbewegt, in dem Augenblick festgehalten werden, wo sie den Meniskus erreichen, und dann sich wieder heben. Der Stift zeichnet dann auf einem Papierstreifen parallele Striche von verschiedener Länge, deren untere Endpunkte den Verlauf der Temperatur erkennen lassen. Metallthermometer verwendet man in Form von krummen Röhren, wie sie beim Federbarometer zur Anwendung kommen. Die mit Weingeist gefüllten Röhren erleiden bei Temperaturänderungen ganz bestimmte Änderungen ihrer Krümmung, welche durch einen Stift auf eine Papierfläche übertragen werden. Auch das Luftthermometer läßt sich als T. konstruieren und wird dann stets, um den Einfluß des Luftdrucks zu berücksichtigen, mit einem Wagebarometer zusammen aufgestellt, welche Vereinigung man als Barothermograph bezeichnet.

Thermographie (grch.), die graphische Darstellung der Temperatur, insbesondere der Bluttemperatur der Fieberkranken.

Thermohypsometer, soviel wie Hypsothermometer (s. d.).

Thermokaustik (grch.), das Ätzen mittels hoher Hitzegrade.

Thermokauter (grch.) oder Thermocautère, ein von Paquelin erfundenes (daher auch Paquelinscher Brennapparat genanntes) Instrument zur Anwendung der Glühhitze bei chirurg. Operationen, besteht aus einem hohlen Platinbrenner, der über einer Flamme bis zur Glühhitze erwärmt und sodann durch Benzindämpfe, die vermittelst eines Gummigebläses zugeführt werden, glühend erhalten wird. Früher wurde statt dessen das Brenneisen oder Glüheisen (s. d.) verwendet.

Thermoluminescenz, s. Luminescenz (Bd. 17).

Thermomagnetische Maschinen, s. Pyromagnetische Maschinen (Bd. 17).

Thermometer (grch.), physik. Instrument zur Bestimmung der Temperatur (s. d.). Die gewöhnlichsten T. bestehen aus einer engen, in ihrer ganzen Länge gleichweiten Glasröhre mit einer unten angeblasenen Kugel, die nebst einem Teil der Röhre mit Quecksilber oder Weingeist gefüllt, dann oben luftleer gemacht und zugeschmolzen ist (s. Fig. 1). Da sich das Quecksilber oder der Weingeist beim Erwärmen stärker ausdehnt und beim Erkalten stärker zusammenzieht als das Glas, so muß die Flüssigkeit in der engen Röhre des T. beim Erwärmen steigen und beim Erkalten fallen. Um dieses Steigen und Fallen an allen Orten und mit verschiedenen T. auf vergleichbare Weise messen zu können, hat man zwei feste Punkte (Fundamentalpunkte) an jedem T. angenommen, die gewissen, überall leicht wiederzufindenden Wärmezuständen entsprechen. Der eine derselben (der Gefrier-, Eis- oder Frostpunkt, in der Figur mit EP bezeichnet) wird bestimmt, indem man das T. in schmelzendes Eis oder besser

^[Fig. 1.]