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Tigerinsel – Tigris
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tigerfink'
rot mit weißen Flecken, Schnabel ebenfalls rot. Das Weibchen ist oberseits braun, unterseits gelblich, doch fehlen auch ihm die weißen Flecken auf den Flügeln
nicht. Die Heimat des T. ist Indien und die Sunda-Inseln. Das Paar kostet durchschnittlich 8 M. Als Futter reicht man weiße Hirse und Kolbenhirse.
Tigin, rumän. Name der Stadt Bender (s. d.).
Tiglinsäure, eine organische Säure von der Zusammensetzung
C5H8O2, die im Römisch-Kamillenöl (Öl aus
Anthemis nobilis L.) und im Crotonöl (aus
Croton tiglium L.) vorkommt. Sie krystallisiert, ist in kaltem Wasser schwer
löslich, schmilzt bei 44,5° und siedet bei 198°. Wie die Angelikasäure (s. d.) ist sie ihrer Konstitution nach
α-Methylcrotonsäure, CH3·CH:C(CH3)·COOH, und steht zu dieser in demselben
Isomerieverhältnis wie die Fumarsäure zur Maleïnsäure (s. Isomer).
Tigrānes (altarmenisch Tigran), der Name mehrerer alter Könige Armeniens.
Der bekannteste ist T. II. oder der Große, geb. 121 v. Chr., aus einem Seitenstamm der parthischen Arsaciden. Sein Vater hatte ihn als Geisel dem Parther
Arsaces-Mithridates II. übergeben; er wurde aber gegen Abtretung von 79 Distrikten freigegeben (95 v. Chr.). Bald nach seiner Thronbesteigung erhob sich T.
im Bündnis mit seinem Schwiegervater Mithridates VI. Eupator, König von Pontus, gegen die Römer. 85 v. Chr. benutzte er den Zwiespalt der seleucidischen
Prätendenten, machte sich zum König von Syrien und eroberte 76 noch einen Teil von Kleinasien. Darauf nahm er den Parthern Mesopotamien, Adiabene und
Atropatene. Seitdem führte er den Titel König der Könige, den auch seine Münzen zeigen. 71 suchte Mithridates bei ihm Zuflucht. Als T. den Römern die
Auslieferung verweigerte, zog Lucullus gegen ihn und schlug ihn 6. Okt. 69 bei seiner von ihm gegründeten Hauptstadt Tigranocerta. Ein Aufruhr im röm.
Heere rettete T. für diesmal. 66 übernahm Pompejus die Leitung des Krieges und belagerte T. in Artaxata. T., der durch innere Kämpfe gegen die eigenen Söhne
gehindert war, ergab sich schließlich gegen Garantie des Besitzes von Großarmenien, dafür zahlte er 6000 Talente. Kleinarmenien wurde dem Dejotarus
verliehen und T.' gleichnamiger aufrührerischer Sohn gefangen fortgeführt. T. nahm dann 55 seinen Sohn Artavasdes zum Mitregenten an und starb 36 v. Chr.
Tigre, Insel im Golf von Fonseca, an der Westküste Centralamerikas, gehört zum Staate Honduras und besteht
aus einem 750 m hohen, vulkanischen Pic, der bis an die Spitze mit schönem, wildreichem Wald bedeckt ist, und ist die wichtigste Insel in der prächtigen
Südseebai de Fonseca oder de Conchagua, auch Golf von Amapala genannt, die an Mannigfaltigkeit der
Küstengliederung wie an Raum, Tiefe und Sicherheit selbst die von San Francisco in Kalifornien übertrifft und eine Reihe der vortrefflichsten Häfen der ganzen
Westküste Amerikas hat. Auf ihr die Stadt Amapala (s. d.).
Tigre oder Tigrié, das nördlichste der drei Reiche, aus welchen Abessinien zusammengesetzt
ist. Es umfaßt außer der ursprünglich allein so ↔ genannten Provinz sämtliche Landschaften des Hochlandes nördlich und östlich vom
Takaseh. (S. die Karten: Ägypten, Bd. 1, und
Abessinien, Erythräa und Südarabien, Bd. 17.) T. besteht fast durchweg aus basaltischem
Hochland, das im Durchschnitt nicht tiefer als 1300 m herabgeht, gegen N. terrassenförmig 2000 m, im O., nach der Samhara hin, 2500 m ziemlich jäh
abstürzt, hier aber von mehrern steilen Pässen durchschnitten ist, worunter der nach Massaua führende Taranta- und der nach Sula und Hamfila ausgehende
Senafepaß die besuchtesten sind. Auf den weiten Hochebenen erheben sich Gebirgssysteme und vereinzelte vulkanische Kegelberge von grotesken Formen.
Manche dieser Amben stürzen über 1000 m hoch senkrecht ab. Die höchsten Berge hat die Provinz Agame (Senafe 2678 m, Alequa 3375 m); etwas niedriger
sind sie in der Provinz T. (Semajata 3092 m, Hitscha 2965 und Waalta-Hazim 2590 m); außerdem viele isolierte, 2–3000 m hohe Kegelberge. Der südliche,
meist plateauförmige Teil T.s wird von zahlreichen tiefen Thalschluchten durchrissen und neigt sich nach W. hin; in der südlichsten Provinz Lasta werden auch
wieder Höhen von 2000 bis 3800 m erreicht. Die nordwestl. Grenzlandschaften gegen Baraka und das Land der Basen, namentlich zwischen Mareb und
Takaseh, gehören der feuchten, tiefen und ungesunden Region der Qolla an; das Gebiet zwischen Takaseh und dem steilen Ostrande ist durchweg Steppe und
nur die Thäler und die südl. Provinz Lasta gehören zur fruchtbaren Woina-Dega-Region. Mit Ausnahme des Anseba gehören alle Ströme dem Nilgebiet an. Die
Bewohner (Tigre) sind semit. Kaukasier, fast durchgehends Christen der kopt. Kirche, mit meist hellerer Hautfarbe,
meist heller als ihre südwestl. Nachbarn in Amhara. Über die Sprache s.
Äthiopische Sprache, Schrift und Litteratur. Hauptstadt ist seit dem Verfall des alten Axum (s. d.)
Adua (s. d.) oder Adowa. – Die alte Geschichte T.s fällt mit derjenigen Äthiopiens (s. d.)
zusammen. Nachdem vom alten abessin. Staat sich Schoa abgelöst hatte, bildete T. ein Reich zusammen mit Amhara, das letztere unter Scheinkönigen in
Gondar, welche die faktische Gewalt in den Händen des Ras oder Major domus ließen. Diesen zunächst kamen an Macht
die Statthalter von T. Sabagadis, Herrscher von T., machte sich vom König in Gondar unabhängig, wurde aber um 1830 vom Dedschazmatsch Ubié gestürzt und
getötet. Ubié war nun der mächtigste Fürst in Abessinien überhaupt, bis 1855 sein Sturz nach einer auf den Schneebergen Simens gegen Kâsa (s.
Theodor II.) verlorenen Schlacht erfolgte und er in Gefangenschaft geriet. Seither war T. ein Teil Abessiniens. 1895 kam es in die Hände
der Italiener, die es aber nach der Schlacht von Adua (1896) wieder aufgeben mußten; als Nordgrenze wurde die Mareb-Belesa-Linie festgesetzt.
Tigris, bedeutender Strom Vorderasiens, entspringt in der Nähe des Euphrat (s. d.) aus
zwei Quellen, von denen die westliche und hauptsächliche im Süden vom 1072 m hohen Bergsee Göldschik Göl liegt. (S. Karte:
Westasien I, beim Artikel Asien.) Er fließt zuerst gegen Südosten nach
Diarbekr, von hier nach Westen, biegt beim Einflusse des Bobtan-su nach Südosten, welche Richtung er bei-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 848.